Bundesliga-Kommentar : Der HSV streitet schon wieder
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Der HSV bleibt in der Bundesliga, die Sorgen werden trotzdem nicht geringer Bild: REUTERS
Nach dem Klassenverbleib wird beim HSV verbittert um Macht und Einfluss gerungen. Der Klub bleibt noch mindestens eine Woche blockiert. Die Aussichten auf eine sorgenfreie nächste Saison sind gering.
Die Erleichterung von Fürth konnte den Hamburger SV nur ganz kurz vereinen. Am Montag brachen alte Gräben wieder auf. Die Verantwortlichen hinter der „HSV-Allianz“ um den ehemaligen Präsidenten Jürgen Hunke und den früheren Spieler Manfred Kaltz schossen scharf gegen das Konkurrenzmodell „HSVplus“ mit Otto Rieckhoff und Thomas von Heesen.
Beide Gruppen wollen die Ausgliederung der Profifußball-Abteilung in eine Aktiengesellschaft und die Öffnung für Investoren. Doch Personen beider Gruppen schielen auch auf lukrative Posten in der neuen Führung. An diesem Dienstag informiert „HSVplus“ über die Besetzung des möglichen Aufsichtsrates der HSV AG. Ein paar scharfe Repliken auf Hunke und Kaltz sind zu erwarten.
Während die Mannschaft am Montag in Urlaub ging, wird in Hamburg weiter verbittert um Macht und Einfluss in diesem zerstrittenen Klub gerungen. Die Pläne der „HSV-Allianz“ hätten durchaus mit dem Konzept „HSVplus“ harmonieren können. Ein paar Kompromisse hier, ein paar Einigungen da.
Dann hätte man den Mitgliedern am Sonntag ein gemeinsames Modell vorstellen können, das alle Ausgliederungs-Befürworter anspricht. Stattdessen blockiert man sich. Und es gibt viele Mitglieder, die ohnehin für den HSV e.V. und gegen eine Ausgliederung sind. Dadurch, dass die „HSV-Allianz“ jetzt Rieckhoff und Heesen das Wasser abgräbt, könnte es am Sonntag eng werden mit der benötigten und erwarteten Dreiviertelmehrheit.
Beiersdorfer lässt sich nicht in die Karten schauen
Dann wird auch mitentscheidend sein, ob Rieckhoff das Kaninchen namens Beiersdorfer aus dem Hut zieht. Der ehemalige Sportchef soll Vorstandsvorsitzender der HSV AG werden. Der stille Franke, ein Konsenskandidat, lässt sich aber nicht in die Karten schauen.
Er kann in Russland bei Zenit Sankt Petersburg allerdings mit vielen Millionen Rubel eine Mannschaft auf Champions-League-Niveau bauen. In Hamburg ist zumindest die Lizenz für die Bundesliga gesichert; die zehn Millionen Euro, die die DFL als Sicherheit verlangt, werden durch eine Kühne-Bürgschaft oder auf anderem Wege erzielt.
Intern hat Beiersdorfer sein Interesse an der Herkulesaufgabe schon hinterlegt. Es wäre ein Job mit Perspektive und erheblicher Machtfülle. Nach Spieler und Sportchef wäre Vorstands-Vorsitzender der nächste Karriereschritt. Es wäre auch ein Job bei einem hochverschuldeten Verein, der noch keinen einzigen neuen Spieler für die Spielzeit 2014/2015 unter Vertrag genommen hat.
Und der mit großer Wahrscheinlichkeit wegen des Sparzwanges Spieler wie van der Vaart, Jansen, Lasogga, Arslan, Adler oder Calhanoglu verlieren wird. Auch wenn Sportchef Oliver Kreuzer tapfer gegen das Wort vom „Ausverkauf“ ankämpft. Kommt „HSVplus“, muss Kreuzer sowieso gehen. Auch Vorstand Carl Jarchow hätte in der HSV AG keinen Platz mehr. Der HSV wird noch mindestens eine Woche ein blockierter Klub bleiben. Das verringert die Aussichten erheblich, eine sorgenfreie nächste Spielzeit zu erleben.