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Bundesliga-Kommentar : Bahn frei für Pep Luhukay

Das geht es zur Spitze der Bundesliga: Hertha-Trainer Jos Luhukay Bild: Reuters

Nach dem ersten Bundesliga-Spieltag bemerkt man: Es gibt noch andere Trainer und Mannschaften als Guardiola und die Bayern. Offensichtlich kann man auch ohne Hipness eine Menge bewirken. Wie Luhukay in Berlin.

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          Es mag manche Fans nach den vergangenen Wochen überraschen, aber es gibt in der Bundesliga, wenn man nach dem ersten Spieltag auf die Tabellenspitze schaut, tatsächlich noch andere Mannschaften und Trainer als den FC Bayern München und Pep Guardiola.

          In der Vorbereitungszeit hatte man bei all den lächerlichen Sponsoren-Cups den Eindruck gewinnen können, dass sich die deutsche Sportwelt nur um den Fußball dreht, im Fußball alles um den FC Bayern und beim FC Bayern alles um Guardiola (außer man lebt vielleicht in Dortmund, da mag allein Punkt eins gelten).

          Der Strom jedenfalls an Nebensächlichkeiten und Belanglosigkeiten über Guardiolas karierte Hemden, körperbetonte Anzüge, Einstecktücher und spitze Lederschuhe (nicht Fußballschuhe) war von den dafür zuständigen Glamour & Fashion-Fachpublikationen umstandslos in die Sportteile eingeflossen.

          Dazu erlebte man alle möglichen publizistischen Clownereien und Verrenkungen, um unbedingt weiter an einem Thema und einem Trainer zu bleiben, dem man offenbar nicht nur zutraute, den Fußball in rund fünfzig Tagen Sommerpause neu zu erfinden, sondern von dem man das fast schon zu verlangen schien.

          Die erste Enttäuschung der Saison

          Auch wenn dieser Trainer über Fußball und seine Arbeit in Deutschland noch nicht ein einziges Mal über Sequenzen bei Pressekonferenzen und Fernseh-Statements hinaus etwas ausführlich erläutert oder erklärt hat, und es vielleicht auch niemals tun wird, wirkte die Branche beim Bayern-Auftakt schon reichlich erschöpft nach ihrer exzessiven Guardiola-Exegese. Und dann standen gegen Mönchengladbach doch tatsächlich zehn von elf Spielern als Startformation auf dem Platz, die auch das Finale der Champions League gewonnen hatten.

          Was offenkundig fehlte, war ein zweiter „Sechser“, was zunächst eine geringere defensive Stabilität nahe legt - und Bedenkenträgern gleich reichlich Sorgenfalten auf die Stirn trieb, weil man so international doch kaum bestehen könne, und so weiter. Dass die Fußball-Weltverbesserung nicht gleich nach neunzig Minuten Bundesliga wie ein Live-Ticker funktioniert, ist dann wohl die erste Enttäuschung der Saison 2013/14.

          Ohne Hippness und Aufmerksamkeit

          Aber zum Glück für die Bundesliga gibt es ja noch die alte Dame Hertha! Man stelle sich nur kurz vor, die Bayern hätten den Europapokal-Teilnehmer Eintracht Frankfurt zum Auftakt so aus dem Stadion gefegt, wie es dem Aufsteiger beim hinreißenden 6:1 gelungen ist. Guardiola wäre wahrscheinlich noch im Stadion von Horst Seehofer, der zuletzt auch von dem Spanier das Triple gefordert hat, gesegnet worden.

          Der Berliner Trainer aber, der dieses 6:1-Kunststück zum Saisonstart vollbracht hat, heißt Jos Luhukay, ist Niederländer und trägt Schnäuzer. Offensichtlich kann man auch ganz ohne Hippness (und Aufmerksamkeit) in der Bundesliga eine Menge bewegen.

          Freie Bahn frei für den Luhukay-Hype

          Die Hauptstadt hat Luhukay jedenfalls wieder zum Fußball-Leben erweckt, seine präzise und blitzschnell konternde Mannschaft mit neuen Spielern wie Baumjohann oder Hosogai, die sich an diesem Tag alle perfekt einfügten, bescherte der leidgeprüften Hertha den eindrucksvollsten Fußballtag im Olympiastadion seit vielen Jahren.

          Soviel ist damit schon nach dem ersten Spieltag sicher: Was Luhukay in 90 Minuten geschafft hat, wird Guardiola in dieser Saison nicht mehr gelingen. Also, freie Bahn frei für den Luhukay-Hype.

          Michael Horeni
          Fußballkorrespondent Europa in Berlin.

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