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Gladbach mit Hütter in Not : Mit Dynamik in den Kampf gegen den Abstieg

  • -Aktualisiert am

Konnte nicht entscheidend helfen: Borussia-Trainer Adi Hütter beim Spiel in Berlin Bild: dpa

Gladbach spielt gegen Union Berlin nicht schlecht und verliert trotzdem. Trainer Adi Hütter ist aber nicht der Hauptverantwortliche für die Krise, die bereits unter seinem Vorgänger heraufzog.

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          Es wäre nicht verwunderlich, wenn Max Eberl bei allem Ärger über die nächste Niederlage von Borussia Mönchengladbach heimlich froh gewesen ist, nicht im Stadion gewesen zu sein. Der Sportdirektor des Krisenklubs vom Niederrhein war krank, er musste nach dem 1:2 gegen Union Berlin also keine weiteren Fragen zu den Ursachen für den Niedergang seines vor einem Jahr noch gefeierten Champions-League-Teams beantworten. Etwa zur Zukunft von Trainer Adi Hütter. Und so gab der Österreicher selbst über seine Sicht der Lage Auskunft: Er sei sicher, trotz der vierten Heimniederlage in Serie nicht gefeuert zu werden, sagte Hütter. Wahrscheinlich liegt er richtig.

          Kurz erschien sogar ein Lächeln auf dem Gesicht des Coaches, der nur selten Einblicke in seine Gefühlswelt gewährt, nämlich als es um die kommenden Gegner ging: Arminia Bielefeld auf der Alm und der FC Augsburg in der nächsten Partie im Borussia-Parka. Als empfinde Hütter eine Vorfreude auf die verschärfte Dramatik des Abstiegskampfes, in dem sein Team nun endgültig angekommen ist. Die Lage sei „prekär“, sagte er, „nach oben zu schauen, wäre momentan sicher nicht der richtige Ansatz“.

          Nach nur einem Sieg in den vergangenen neun Pflichtspielen und der furchtbaren 0:3-Niederlage im DFB-Pokal bei Hannover 96 ist es offensichtlich, dass nur noch ein Saisonziel bleibt: der Klassenverbleib. Vielleicht ist diese Einsicht sogar erleichternd, zumal Hütter aus dem Union-Spiel zwar kein Punkt, dafür aber eine wichtige Erkenntnis bleibt: das Bild von einer Kerngruppe, die diese Situation mit Ernsthaftigkeit, Entschlossenheit und Leidenschaft bewältigen könnte.

          Fragiles Gebilde provisorisch stabilisieren

          Er werde eine Elf nominieren, von der er sicher sein könne, sich mit maximalem Einsatz gegen die Dynamik des Misserfolgs zu wehren, hatte er vor der Partie angekündigt und die Stürmer Marcus Thuram und Alassane Pléa sowie den Rechtsverteidiger Joe Scally aus dem Team genommen. Ausgefallen war Kapitän Lars Stindl, der sich im Abschlusstraining am Innenband verletzte und wochenlang fehlen wird.

          Rund um die neu formierte Mittelfeldzentrale mit dem nach seiner Knieoperation wieder einsatzfähigen Jonas Hofmann, mit dem sehr engagierten Florian Neuhaus, mit Denis Zakaria und dem starken Torschützen Manu Koné könnte ein Mannschaftskern entstehen, der das fragile Gebilde zumindest provisorisch stabilisiert und den Abstieg verhindert. Vielleicht sogar schon ein paar Wochen vor Saisonende.

          Sein Team sei „im Vergleich zum Pokalspiel in Hannover sehr aktiv“ gewesen, habe „extrem wenig zugelassen“, habe sich „taktisch sehr diszipliniert“ verhalten und sei „viel gelaufen“, sagte Hütter. Auch der zwischenzeitlich aussortierte Matthias Ginter ist wieder Teil des Teams; es gab viele Indizien für einen positiven Trend, wobei Skeptiker sagen können: Gerade wenn sogar bessere Spiele unglücklich verloren gehen, ist die Situation gefährlich.

          Denn solche Erlebnisse nagen am Selbstverständnis, es fällt schwerer, sich zu motivieren. Die Kräfte des Misserfolges wirken schon jetzt mit voller Wucht. „Das passt ein bisschen zur Situation der beiden Mannschaften“, sagte der Berliner Trainer Urs Fischer, dessen Team auf den vierten Tabellenplatz geklettert war, ohne besser Fußball gespielt zu haben. Eigentlich hatte seine Mannschaft nur eine einzige Tormöglichkeit gehabt, die Max Kruse in der 84. Minute zum Siegtreffer nutze.

          Das andere Berliner Tor hatte der Angreifer per Handelfmeter geschossen (18.), nachdem Zakarias Versuch, seine Finger aus der Flugbahn des Balles zu ziehen, misslungen war. Mönchengladbach wirkte eigentlich etwas stärker, Koné hatte ein schönes Ausgleichstor erzielt (40.), doch kurz vor Schluss produzierten Stefan Lainer und Patrick Herrmann diesen einen Abwehrfehler, den Kruse kühl nutzte. „Es ist nicht gut genug, was wir momentan, in der gesamten Defensive machen“, sagte Hofmann; nur Greuther Fürth hat noch mehr Gegentore zugelassen.

          Trotz dieser Probleme könnte es sein, dass Zakaria in der kommenden Woche verkauft wird, der FC Bayern soll interessiert sein. Verhandlungen mit möglichen Nachfolge-Kandidaten für Hütter führt Sportdirektor Mas Eberl in der Länderspielpause hingegen wohl nicht. Zwar kann es sein, dass einige Spieler keine großen Fans ihres Trainers sind, aber der Hauptverantwortliche für die Krise, die schon unter seinem Vor­gänger heraufzog, ist der Fußball-Lehrer sicher nicht. Zudem hat Eberl 7,5 Millionen Euro für Hütter an Eintracht Frankfurt überwiesen, die mit einer Trennung komplett verloren wären.

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