1:1 gegen Düsseldorf : Übereifer kostet Mainz den Sieg
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Auch sein Treffer reichte nicht zum Sieg: Der Mainzer Torschütze Levin Öztunali (links) im Zweikampf mit Düsseldorfs Markus Suttner Bild: dpa
Sieben Punkte hätten die Mainzer mit einem Sieg gegen Düsseldorf zwischen sich und den Relegationsplatz bringen können. Stattdessen liefern die Rheinhessen eine schwache Leistung ab – und verspielen den Sieg in den Schlussminuten.
Florian Müller fasste sich nach dem Spiel immer wieder mal an den rechten Arm. Die Elle schmerzte, einen Folgeschaden schloss der Torwart der Mainzer zwar aus, aber der Schmerz erinnerte ihn dennoch unweigerlich an eine unglückliche Aktion: Müller hatte in der 82. Minute den Ball eigentlich schon sicher, als sein Mannschaftskamerad Jeffrey Bruma mit Brachialgewalt in den rechten Arm von Müller grätschte und den Ball aus dessen Händen bugsierte. Der Düsseldorfer Kenan Karaman brauchte den Ball nur noch einzuschieben. Es stand plötzlich 1:1, der Tabellenfünfzehnte musste sich mit einem Punkt zufrieden geben im Duell mit dem direkten Verfolger aus Düsseldorf.

Redakteur in der Rhein-Main-Zeitung.
Die Chance auf einen Befreiungsschlag im Abstiegskampf gegen jenes Team, das den Relegationsrang belegt, war vertan. „Ich hatte den Ball sicher, ich rufe auch noch, dass ich ihn habe, aber Jeffrey hat es vielleicht nicht gehört und voll durchgezogen“, sagte der 23 Jahre alte Müller, der zur Pause für den angeschlagenen Robin Zentner ins Spiel kam uns erstmals seit dem 5. Spieltag wieder ein Bundesligaspiel bestreiten durfte. „Es haben da zwei Spieler in gutem Willen gehandelt und es kam was Schlechtes dabei heraus.“ Wie alle seine Mitspieler betonte Müller jedoch, dass ein Sieg für ihr Team höchst glücklich gewesen wäre. „Wir können mit dem Punkt sehr zufrieden sein“, sagte Kapitän Danny Latza. „Das war eine unserer schlechtesten Leistungen in dieser Saison. Aber wir hatten schon bessere Leistungen und haben nichts geholt.“
Die Fortuna, die unter der Woche noch das Pokal-Aus beim Viertligaklub 1. FC Saarbrücken zu verarbeiten hatte, stellte die Mainzer immer wieder durch große Laufbereitschaft vor Probleme in deren Spielaufbau. Innenverteidiger Moussa Niakhaté war beispielsweise immer wieder zu langen Schlägen ins Nirgendwo oder zu Fehlpässen gezwungen. Im Ballbesitz agierten die Düsseldorfer ebenso simpel wie effektiv: Immer wieder bildeten vor allem Kevin Stöger und Erik Thomy mit ihren Mitspielern Dreiecke, durch die sie die Mainzer viel zu leicht ins Leere laufen lassen konnten. Die daraus resultierenden Großchancen ließen Thommy (7.) und Niko Gießelmann (13.) ungenutzt, Markus Suttner (35.) scheiterte am Mainzer Schlussmann Robin Zentner, der den Ball mit dem Kopf abwehrte. Ein Teil der 21.400 Zuschauer, vermutlich in Folge der Angst vor dem Coronavirus eine Minuskulisse im Mainzer Stadion, pfiff zur Halbzeit aus Enttäuschung über den Auftritt des Heimteams. „Es gab die Situationen, auf die wir die Mannschaft vorbereitet hatten, aber wir haben sie nicht mutig genug genutzt“, sagte Achim Beierlorzer. „Das war ein richtig schlechtes Spiel von uns. Freuen wir uns, dass wir einen nicht ganz verdienten Punkt geholt haben.“
Der Trainer der Mainzer versuchte zur Pause durch eine personelle Umstellung einen Akzent zu setzen: Er ließ den abermals vor allem am Ball unsicheren Ronael Pierre-Gabriel in der Kabine, Levin Öztunali sollte neuen Schwung ins Spiel bringen. Zudem musste Torhüter Zentner wegen Kniebeschwerden passen. „Ich fühlte mich nicht mehr sicher und hätte es mir nicht verziehen, wenn deswegen etwas passiert wäre“, sagte der 25 Jahre alte Schlussmann, der in der zweiten Halbzeit ungeduscht und noch immer im Torwartdress bis zum Abpfiff mit seinem Stellvertreter Müller und seinem Team auf der Bank mitfieberte. Für seinen Verzicht bekam er ein Lob von Beierlorzer. „Das ist sehr mannschaftsdienlich von Robin, dass er sagt: ‚Ich fühle mich nicht ganz sicher und wir haben einen Flo Müller auf der Bank, der diese Sicherheit hat.'“ Müller fand problemlos ins Spiel und strahlte die selbe Sicherheit aus wie Zentner.
Im Feld wurden die Mainzer indes nicht besser, aber sie gingen in Führung: Just der eingewechselte Öztunali traf mit der ersten Mainzer Torgelegenheit überhaupt nach gut einer Stunde. Nach Vorarbeit von Jean-Philippe Mateta (62.) köpfte er ein. Zunächst hatte Schiedsrichter Harm Osmers dem Treffer die Anerkennung wegen Abseits verweigert, dieses Urteil hielt aber der Überprüfung durch den Videoschiedsrichter nicht stand. Ein Sieg war plötzlich möglich. Mateta musste aber eine Viertelstunde vor Schluss wegen einer zweiten dummen Zweikampfaktion vom Feld. Einmal drückte er einen Gegenspieler mit dem Arm nach unten, einmal setzte er den Ellbogen, wenn auch nicht bösartig, so doch für einen Düsseldorfer sehr schmerzhaft ein. „Wir sagen unseren Spielern, dass sie genau diese zwei Dinge nie tun dürfen: Drücken und Ellbogen“, sagte Beierlorzer. „Genau das war es dann aber.“ In Unterzahl mussten die Mainzer dann den Ausgleich hinnehmen. Und Mateta wird seiner Mannschaft am kommenden Wochenende beim 1. FC Köln fehlen.