Fußball-Bundesliga : Schalke entlässt in der Krise Trainer Wagner
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Nicht mehr Trainer bei Schalke 04: David Wagner Bild: AP
0:8 beim FC Bayern, 1:3 gegen Bremen – und seit Januar kein Sieg in der Bundesliga mehr: Die Krise beim FC Schalke 04 ist groß. Nun reagiert der Klub und trennt sich von Trainer David Wagner.
David Wagner dürfte gewusst haben, was kommt. Von den Verantwortlichen des FC Schalke 04 schon alleine gelassen, musste der 48-Jährige am späten Samstagabend einen Interview-Marathon absolvieren. Wagner machte gute Miene zum abermals schwer ernüchternden Spiel, sagte, er wolle „Teil der Lösung“ sein – und wurde am Sonntag als (Teil-)Ursache der Probleme eingestuft. Keine 14 Stunden nach dem 1:3 (0:2) gegen Werder Bremen, das den schlechtesten Saisonstart eines Bundesliga-Clubs überhaupt bedeutete, wurde Wagner freigestellt.
„Wir alle hatten gehofft, dass wir die sportliche Wende zusammen mit David Wagner schaffen können“, erklärte Sportvorstand Jochen Schneider. „Leider haben die ersten beiden Spieltage der neuen Saison nicht die dafür notwendigen Leistungen und Resultate erbracht.“ Im Sommer hatte Schneider nach der schlechtesten Rückrunde der Vereinsgeschichte noch an Wagner festgehalten. Es folgten der Ausbau der Negativserie auf 18 Spiele ohne Sieg inklusive der zweithöchsten Niederlage der Clubgeschichte beim 0:8 beim FC Bayern in der Vorwoche. „Ich bin lange genug dabei, um zu wissen, dass die Argumente in Form von Ergebnissen fehlen“, sagte Wagner am Samstagabend bei Sky. Mit ihm müssen auch seine Assistenten Christoph Bühler und Frank Fröhling gehen.
Ein Nachfolger ist noch nicht bekannt. Schalke will darüber „in den kommenden Tagen informieren“. Nicht auszuschließen ist, dass beim schweren Spiel in Leipzig mit Blick auf die folgende Länderspiel-Pause ein Interimstrainer wie Mike Büskens einspringt. Für die dauerhafte Nachfolge werden an der Gerüchtebörse der ehemalige Mainzer Sandro Schwarz, der frühere Augsburger Manuel Baum, der Ex-Stuttgarter Alexander Zorniger und die Schalker Spieler-Ikone Marc Wilmots gehandelt.
Wagner, der von 1995 bis 1997 Profi auf Schalke war, hatte im Sommer des vergangenen Jahres bis Mitte 2022 unterschrieben. Mitte Januar hatten sie dem Trauzeugen von Jürgen Klopp auf Schalke noch zugejubelt. Nach dem 2:0 zum Rückrunden-Auftakt gegen Gladbach war Schalke Fünfter – punktgleich mit Erzrivale Dortmund und drei Punkte hinter den zweitplatzierten Bayern. Wagner schien Schalke verstanden und wiederbelebt zu haben. Seitdem haben die Königsblauen kein Spiel mehr gewonnen.
Zuletzt schien dem Trainer und auch Schneider vieles zu entgleiten, hinzu kam eine Menge Pech. Lange konnten die finanziell geplagten Schalker keine Neuzugänge präsentieren. Im Trainingslager wurde ein Profi positiv auf Corona getestet, es folgten das fatale 0:8, ein weiterer Corona-Fall und gegen Bremen auch noch der Aussetzer von Ozan Kabak. Der türkische Abwehrspieler, der einen Elfmeter verursachte und am Ende Gelb-Rot sah, hatte in Richtung des Bremers Ludwig Augustinsson gespuckt. Was Wagner über Gebühr verteidigte: „Ich bin der festen Überzeugung, dass das keine Absicht war. Auch wenn die Bilder das nicht hergeben.“
Obwohl sich Wagner fast immer so bedingungslos vor seine Spieler stellte, äußerte Rekordnationalspieler Lothar Matthäus als Sky-Experte „das Gefühl, dass zwischen Trainer und Mannschaft die Chemie nicht stimmt“. Eine schwierige Voraussetzung war sicher, dass Torschütze Mark Uth (90.+2), Nationalspieler Sebastian Rudy, Torhüter Ralf Fährmann und Nabil Bentaleb nun zu Wagners Rettern werden sollten, nachdem er im Vorjahr nichts mit ihnen anfangen konnte.
„Ich sehe keine klare Hierarchie, weil viele Spieler durch das Verleihen im Vorjahr enteiert wurden“, sagte Matthäus. Zudem machte sich Wagner zuletzt immer wieder taktisch angreifbar. Weil er Spieler wie Rudy auf ungewohnte Positionen verschob, wo sie Unsicherheitsfaktoren waren. Oder in München viel zu hoch agieren ließ.
Letztlich erfüllte sich Prophezeiung jenes Wettanbieters, der Premiumpartner der Schalke ist und Wagner trotzdem als Favorit auf den ersten Trainer-Rauswurf der Saison führte. In der 58. Bundesliga-Saison ist er erst der vierte Chefcoach nach Rinus Michels (Köln 1983), Morten Olsen (Köln 1995) und Dieter Hecking (Hannover 2009), der nach dem zweiten Spieltag gehen musste. Jörn Andersen musste den FSV Mainz 05 2009 schon vor dem ersten Spieltag verlassen.