Duell in München : Eintracht Frankfurt ist bereit für die Bayern
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Eintracht-Trainer Glasner (links) kann im Spiel gegen die Bayern wieder auf die Dienste von Torhüter Kevin Trapp setzen. Bild: dpa
Die Frankfurter Eintracht hat die beste Hinserie seit Einführung der Dreipunkteregel gespielt. Vor dem Duell mit dem FC Bayern München ärgert sich Trainer Oliver Glasner nur über eine Sache.
Am Tag vor dem Klassiker gegen die Bayern hat sich Oliver Glasner verbal vor seinen Profis verneigt. „Die Spieler haben Großartiges geleistet“, sagte der Eintracht-Trainer in einem ungewöhnlich langen Pressegespräch vor einem Bundesligaspiel. Glasner nutzte den Hinrundenschluss im Ligageschäft auch dazu, um auf das beste Halbserienergebnis seit Einführung der Dreipunkteregel hinzuweisen.
31 Punkte bedeuten Platz vier für die Frankfurter. „Brutal enttäuschend, dass es nicht 40 geworden sind“, sagte Glasner mit einem Augenzwinkern. Er wünschte sich mehr Respekt und Würdigung für die Arbeit seiner Mannschaft. „Wir sind im Achtelfinale der Champions League. Gefühlt ist das für manche noch zu wenig. Das ärgert mich.“
Vor einem guten halben Jahr war der Ärger bei Glasner besonders groß, als sein Team von den Bayern „am Nasenring durch die Arena gezogen wurde“, wie er am Freitag im Profi-Camp sagte. Schon zur Halbzeit lag die Eintracht 0:5 zurück, am Ende hieß es 1:6. Das Desaster von damals war kein Thema beim Blick auf das Rückspiel an diesem Samstag (18.30 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Bundesliga und bei Sky). Es gab anderes zu bereden.
Zum Beispiel, dass Kevin Trapp erwartungsgemäß wieder zwischen den Pfosten stehen wird. Der Torhüter hat sich, abgesehen von einem leichten Husten, gesund zurückgemeldet. „Kevin ist fit und wieder bereit“, sagte Glasner. „Und wenn er sagt, dass er bereit ist, dann spielt er auch.“ Klare Ansage.
Abwehr-Formation noch fraglich
Bei der Besetzung der drei Positionen vor Trapp wollte sich Glasner noch nicht festlegen. Makoto Hasebe könnte mit seiner Übersicht und Spielintelligenz der richtige Mann für das Duell gegen die Bayern sein. Allein: Der Japaner hat zuletzt nicht trainiert und zudem grippal leicht angeschlagen gefehlt.
Spricht also vieles dafür, dass sich Hvroje Smolcic abermals beweisen kann, flankiert auf den Außenposten von Evan Ndicka und Tuta. Dass mit Sebastian Rode der Kapitän endlich einmal von Beginn an dabei ist, wird auch in München nicht passieren. Glasners Erklärung für Rodes Jokerrolle war absolut plausibel.
Der in Freiburg schwächelnde Daichi Kamada ist nach der taktischen Rückversetzung auf die Sechserposition ebenso gesetzt wie auch Djibril Sow. Der Schweizer hat schon vier Gelbe Karten erhalten, weshalb Rode weiterhin auf der Bank bleibt, um im Fall der Fälle eingewechselt zu werden. Gut für Glasner und die Eintracht: Sobald Rode am Ball ist, gewinnt das Spiel an Ordnung und Kontur. Rode verfügt über viel Klasse, mit der er sofort zu einem spielbestimmenden Faktor wird.
Lenz spielt mit geschientem Finger
Anders als zuletzt beim 1:1 in Freiburg will sich die Eintracht beim Gipfeltreffen in München auch darauf konzentrieren, „vorne nicht zu einfach Bälle zu verlieren“, wie es Trainer Glasner bezeichnete. „Wir müssen wieder Boden unter den Füßen bekommen.“ Christopher Lenz hat eine Schiene bekommen. Sie soll helfen, dass er trotz des in Freiburg ausgerenkten Mittelfingers seiner spielerischen Arbeit auch in München nachgehen kann.
Die Marschroute ist fest umrissen: „Natürlich sind die Bayern vor uns und zuletzt zehn Jahre am Stück Meister geworden“, sagte Glasner. „Aber in einem Spiel kannst du immer gewinnen.“ So wie in der zurückliegenden Saison, als der Eintracht am 3. Oktober 2021 ein 2:1 glückte. Es war der erste Sieg seit 20 Jahren bei den Bayern. Martin Hinteregger und Filip Kostic, beide nicht mehr in Frankfurt aktiv, erzielten die Tore. Bester Mann des Spiels war einer, der immer noch den Dress der Eintracht trägt: Kevin Trapp.
Wenn Trapp an diesem Samstag in der ausverkauften Arena in Fröttmaning im Frankfurter Tor steht, wird er auf der gegenüberliegenden Seite Yann Sommer zu sehen bekommen. Von Gladbach zu den Bayern: Wieder einmal ist ein Wechsel ruckzuck vonstattengegangen. Wenn die Bayern jemanden haben wollen, bekommen sie ihn auch zumeist. Auch Randal Kolo Muani? Vielleicht vom Sommer an. Auf keinen Fall aber schon in dieser winterlichen Transferperiode. „Kolo ist sehr gut bei uns aufgehoben“, sagte Glasner, wohlwissend, dass auch die Eintracht die Gesetzmäßigkeiten der Branche kennt und den stürmischen Franzosen bei einer attraktiven Ablösesumme ziehen lassen wird.
Soweit aber ist es noch nicht, und so richten sich die Blicke auch auf den Wettstreit zwischen Kolo Muani und Jamal Musiala. Zwei Angreifer von höchster Güteklasse, die für ihre jeweilige Mannschaft von großer Bedeutung sind. Als Vorbereiter und Vollstrecker sind die beiden spitze und weisen die besten Werte auf. Um den Bayern ein Bein zu stellen, wünscht sich Glasner für seine Mannschaft einen Mix aus „Energie, Mut und Überzeugung“. So oder so: „Alles muss passen“, sagte der Österreicher. Von ganz hinten bis ganz vorne.