Sieben neue Spieler geholt : Die großen Pläne des FC Augsburg
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Fingerzeig: Mergim Berisha und der FC Augsburg wollen hoch hinaus. Bild: picture alliance / SvenSimon
Der FC Augsburg hat in diesem Winter sieben Spieler verpflichtet und verfolgt eine neue Strategie: Der Klub will künftig zu den besten Zehn der Bundesliga gehören. Doch es gibt einen Haken.
Wenn der FC Augsburg an diesem Freitagabend (20.30 Uhr, im F.A.Z.-Liveticker zur Bundesliga und bei DAZN) in der Bundesliga Bayer Leverkusen empfängt, dann werden die Zuschauenden gefordert werden wie in keinem Heimspiel dieser Saison. Neue Namen finden sich in der Mannschaft des FCA, unbekannte Gesichter und noch nicht vertraute Rückennummern. Die sind ein Beleg dafür, welche Veränderungen der Kader in der eben zu Ende gegangenen Transferperiode erfahren hat. Es gibt nun eine 34, eine 38, eine 42, 45 und 48 – und das klingt eher nach einem Eishockey- denn einem Fußballteam.
Wie vor einem Jahr hat der FC Augsburg im Winter die Transfer-Ausrufezeichen gesetzt. Diesmal aber anders. Im Januar 2022 überraschte er mit der Verpflichtung des US-amerikanischen Talents Ricardo Pepi für eine Ablöse von 16 Millionen Euro. Kein Verein gab mehr aus für einen Spieler, weil alle sich infolge der Corona-Krise Sparsamkeit verschrieben hatten.
Neue Töne in Augsburg
2023 warten die bayerischen Schwaben mit einer Quantitäts-Offensive auf, die jedoch – das lassen erste Eindrücke vermuten – auch qualitative Ambitionen ausdrücken könnte: Sieben Spieler haben die beiden Geschäftsführer Stefan Reuter, zuständig für den Sport, und der die Finanzen verantwortende Michael Ströll geholt. Erstaunlich, da doch gerade Reuter stets betont hatte, der Markt zur Mitte der Saison gebe nicht viel her.
Doch die Transferpolitik hat sich verändert, weil die Ausrichtung des FC Augsburg im zwölften Jahr in der Erstklassigkeit eine andere geworden ist. Galt bis vor wenigen Wochen noch die alte Reuter-Losung, man müsse „drei Vereine finden, die am Ende der Saison hinter uns liegen“, so wurden bei einem Treffen mit Sponsoren andere Töne angeschlagen.
Der FCA hatte zu einem Neujahrsempfang ins örtliche Kurhaus eingeladen, eine Jugendstil-Location, in der üblicherweise Gastkonzerte, Theaterstücke und Kabarettabende stattfinden. Das Versprechen, das der Verein formulierte: Man wolle sich in Richtung der besten zehn Klubs in der Bundesliga orientieren. Hätten andere ja auch schon geschafft, ohne über opulente Mittel zu verfügen, der SC Freiburg zum Beispiel.
Dabei ist es nicht so, dass der FCA eine neue Geldquelle aufgetan hätte. Der amerikanische Investor David Blitzer, der vor eineinhalb Jahren Anteile erworben hatte, wird als stille Reserve gehalten, schon den spektakulären Pepi-Transfer wollen die Augsburger aus angespartem Vermögen getätigt haben. Dass der vermeintliche Wunderknabe, der noch 18 war, als er ankam, nicht einschlug und sportlich unterging, hat den Verein erst einmal durchgeschüttelt und zu Diskussionen um die Kompetenz von Geschäftsführer Reuter und der Scouting-Abteilung geführt.
Seit August ist Ricardo Pepi an den FC Groningen verliehen, aus der niederländischen Eredivisie kommen gute Nachrichten über ihn: Der Mittelstürmer spielt, trifft, es könnte noch was werden mit ihm und dem deutschen Fußball. Reuter hält ihn nach wie vor für einen der „besten Spieler mit dem Gesicht zum Tor“, zur nächsten Saison wird man einen neuen Anlauf mit ihm unternehmen.
Pepi ist noch nicht aufgegeben, wohl aber das Konzept, in dieser Größenordnung einzukaufen. Das will einfach nicht passen zu einem Klub, der das Image pflegt, solide hauszuhalten. Eine 16-Millionen-Ausgabe ist zu protzig, auch wenn man sie sich leisten kann. Die sieben Neuen von 2023 haben zusammen nur etwas mehr als vier Millionen gekostet – was der FCA großteils schon dadurch wieder einnahm, dass er den abwanderungswilligen Ecuadorianer Carlos Gruezo nach San Jose in die Major League Soccer veräußerte.
Ein stiller Mittelfeldarbeiter ist gegangen, vergleichsweise schillernde Offensivkräfte sind gekommen – wie Kelvin Yeboah, Neffe des einstigen Bundesligastars Anthony Yeboah, aus Italien, Irvin Candona und Nathanael Mbuku aus Frankreich oder der kroatische Torjäger Dion Beljo. Auslaufende Verträge genutzt, Leihverhältnisse mit Kaufoptionen abgeschlossen – so kam der FCA günstig an begehrte Spieler wie den portugiesischen U-21-Kapitän Renato Veiga.
Und in einem Fall hatten die Scouts einfach ein gutes Auge: Arne Engels aus Belgien kostete lediglich 100.000 Euro und wurde sofort Stammspieler. Keiner der Zugänge ist älter als 25, und weil Augsburg schon einige ehemalige deutsche U-21-Nationalspieler in seinen Reihen hat, ist klar: Man will Enrico Maaßen, den Trainer, in seinen drei Vertragsjahren etwas aufbauen lassen.
Allerdings passt eine Zahl noch nicht: In der Tabelle steht der FC Augsburg auf Platz 14. Die Abstiegsgefahr ist noch zu präsent für einen Verein, der sagt, dass er nach oben will.