2:0 in Leverkusen : Dortmund so stark wie lange nicht
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Glückwunsch, Kollege: Niklas Süle tätschelt Karim Adeyemi (zweiter von links), der gegen Leverkusen sein erstes Bundesligator erzielt. Bild: EPA
Da waren es nur noch drei: Borussia Dortmund siegt auch in Leverkusen und verkürzt den Abstand zu Spitzenreiter Bayern München auf wenige Punkte – dank einer Tor-Premiere und des starken Schlussmanns.
Es waren interessante Zeichen, die Edin Terzic setzte, als beim 2:0-Sieg von Borussia Dortmund in Leverkusen die entscheidende Phase anbrach. Der Trainer des BVB schickte weder den von einer Grippe genesenen Kapitän Marco Reus ins Spiel, der auf der Bank saß, noch dessen ersten Stellvertreter Mats Hummels, der ebenfalls auf einen Einsatz wartete.
Terzic wechselte nach einer Stunde zunächst Anthony Modeste für den müden Sébastien Haller ein und zehn Minuten danach Jamie Bynoe-Gittens für den Flügelspieler Karim Adeyemi. Die Zentrumsachse und die Hierarchie wollte Terzic offenbar nicht verändern in diesem stärksten Dortmunder Spiel seit langer Zeit. „Die ersten beiden Spiele in diesem Jahr waren sehr schwierig, heute haben wir sehr souverän gespielt und verdient gewonnen“, sagte Adeyemi.
Es hatte nämlich eine Mannschaft auf dem Platz gestanden, in der jeder für den anderen gekämpft hatte, bis die Kräfte aufgebraucht waren. Ein Team, das als Mannschaft funktioniert hatte und nicht einmal – wie zuletzt immer wieder – von den besonderen individuellen Fähigkeiten des Jude Bellingham abhängig war. Dabei hatte auch Bayer Leverkusen gar nicht so schlecht gespielt. „Immer mehr Automatismen entstehen“, hatte Leverkusens Sportdirektor Simon Rolfes vor dem Anpfiff gesagt, und das war trotz der Niederlage auch in dieser Partie zu sehen.
Leverkusen scheitert an Kobel
Im Gegensatz zu den ersten Wochen mit dem Spanier Xabi Alonso auf der Bank spielte die Werkself zum Auftakt der Rückrunde einen ansehnlichen und von Mut geprägten Angriffsstil. Das Selbstvertrauen und die immer bessere Form des lange verletzten Ideengebers Florian Wirtz haben diese Mannschaft offenkundig stark verändert, und das Tempo der Offensivspieler ist auch mit diesem Spielansatz hilfreich. Die besten Leverkusener Chancen hatte Moussa Diaby, der jeweils an Dortmunds Torhüter Gregor Kobel scheiterte (16., 76.). „Heute ist die Chancenauswertung der entscheidende Faktor“, sagte Leverkusens Mittelfeldspieler Robert Andrich.
Besser war aber der BVB. Denn so gewissenhaft und hingebungsvoll wie an diesem Nachmittag hat der BVB in der jüngeren Vergangenheit nur selten verteidigt. Auch Leute wie Brandt oder Adeyemi gingen weite Wege in die Defensive, ausnahmslos alle Dortmunder warfen sich in jeden Zweikampf. Und – vielleicht am wichtigsten – es war der klare Vorsatz erkennbar, sich gegenseitig zu helfen, was wohl auch eine Folge der Aufstellung war. „Wir haben es richtig, richtig gut gemacht, uns gewehrt, dagegengehalten und eiskalt in den richtigen Momenten die Tore gemacht“, sagte Sportdirektor Sebastian Kehl.
Besonders stark spielte der überraschend nominierte Rechtsverteidiger Marius Wolf, der hervorragend mit den Zentrumsspielern Can, Özcan und Bellingham harmonierte. Reus, Moukoko, Reyna und Hummels saßen hingegen auf der Bank, während Sébastien Haller erstmals nach seiner Krebserkrankung in der Bundesliga von Beginn an spielte.
Und Haller war entscheidend am 0:1 beteiligt, als er am Elfmeterpunkt einen Ball durch seine Beine laufen ließ, den er auch selbst hätte auf das Tor schießen können. Dadurch kam Adeyemi plötzlich in bester Position zum Abschluss und traf zum 0:1 (33.). „Ich habe ihm gesagt lass ihn durch, und er hat es gemacht“, sagte Adeyemi. Von nun an spielten die Dortmunder mit einer bemerkenswerten Reife und Stabilität. Die Intensität blieb hoch, die Bereitschaft, jeden Weg in die Defensive zu laufen, blieb, und die neue Ausgangssituation mit der Führung im Rücken lag der Mannschaft.
Sie konnten jetzt kontern, und nach einem dieser Gegenangriffe beförderte Edmond Tapsoba eine Hereingabe von Wolf mit seinem Knie zum 0:2 ins eigene Tor (53.). Beinahe wäre dem Verteidiger noch ein zweites Eigentor unterlaufen, doch in der 70. Minute konnte Jeremie Frimpong den Ball gerade noch von der Linie schlagen. Vorne hatte die Werkself einzelne gefährliche Abschlüsse, aber die Dortmunder Defensive hielt dicht. Und daran änderte sich auch nichts, als Hummels und Reus in der 85. Minute doch noch in die Partie kamen.