5:2 nach 0:2 gegen Mainz : Typisch Bayern
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Am Ende doch wieder klare Sieger: Die Bayern. Bild: dpa
Mainz 05 startet mit neuem Torwart, einem Übergangstrainer und völlig veränderter Einstellung ins neue Jahr und zeigt die beste erste Halbzeit der Saison. Doch dann drehen die Bayern auf.
Als Erster rannte Jérôme Boateng los. Danach David Alaba und Manuel Neuer. Und ein paar Sekunden später hatten sich fast alle Spieler des FC Bayern München um Markus Schmidt gedrängelt, den Schiedsrichter, auf den sie mit fuchtelnden Armen einredeten. Die Spieler forderten einen Pfiff, weil sie meinten, dass der Mainzer Jonathan Burkardt seinen Arm unerlaubt gegen Boatengs Rücken gedrückt hatte.

Sportkorrespondent in München.
Der Schiedsrichter aber zückte nur die Gelbe Karte, weil er meinte, dass Boateng sich darüber zu unverschämt beschwerte. Es wurde danach noch ein bisschen weitergestritten, aber als Schmidt dann zum Anstoß in seine Pfeife pustete, stand seine Entscheidung fest: 1:0 für Mainz, in München.
Im neuen Jahr fingen die Bayern an wie im alten: mit einem Rückstand, dem achten in Folge in der Bundesliga. In der 32. Minute schoss Burkardt das 1:0. Nur blieb es dabei nicht. In der 44. Minute köpfte Alexander Hack das 2:0. Und in der 48. Minute hätte Danny Latza das 3:0 schießen müssen, aber aus fünf Metern Entfernung knallte er den Ball nur gegen Pfosten – auch, weil Torhüter Manuel Neuer ihn noch mit den Fingerspitzen berührte. Und so mussten die tapferen Mainzer auf besonders schmerzhafte Weise lernen, dass man gegen diese Bayern eigentlich keine Chance auslassen darf. Danach machen diese nämlich, was sie meistens machen: Sie drehten die Energie auf – und das Spiel um. In 33 Minuten schossen sie fünf Tore: Joshua Kimmich (50.), Leroy Sané (56.), Niklas Süle (70.) und Robert Lewandowski (77., Strafstoß, 83.). Endstand: 5:2.
Um dieses Ergebnis zu erreichen, war aber eine taktische Anpassung in der Pause nötig. Zur zweiten Halbzeit wechselte Trainer Hansi Flick Niklas Süle und Leon Goretzka für Boateng und Benjamin Pavard ein und stellte seine Abwehrreihe um. Mit Alphonso Davies und Joshua Kimmich als mitstürmenden Außenverteidigern überrollte der Meister die Mainzer. Zwischen der 50. und 83. Minute endete fast jeder Angriff mit einem Tor: Kimmich traf mit einem Kopfball, Sané mit einem festen Flachschuss aus 16 Metern, Süle mit einem Vollspannschuss nach einem Eckball, Lewandowski mit einem Elfmeter und einem Einschieber. Es sah so leicht aus.
Es spricht natürlich für die Bayern, dass sie einen Zwei-Tore-Rückstand in nur 33 Minuten in einen Drei-Tore-Vorsprung verwandelten. Es spricht aber gegen sie, dass sie das überhaupt machen mussten. Sie hatten zwar auch schon in der ersten Halbzeit sehr gute Tormöglichkeiten – Sané und vor allem Tolisso vergaben zweimal -, aber vieles passte da noch nicht. Manche Bälle versprangen, manche Pässe missglückten – oder wurden gar nicht erst versucht. Als Lewandowski am Ende eines Konters den Ball nicht zu dem an ihm vorbeisprintenden Thomas Müller passte, sondern ihn weder präzise noch scharf aufs Tor schoss, schrie Müller: „Leck mich doch am Arsch!“
Die Körpersprache der Mainzer, die turbulente Feiertage hinter sich und mit Christian Heidel (Sportvorstand), Martin Schmidt (Sportdirektor) sowie Jan Siewert (Interimstrainer) neues Führungspersonal haben, war dagegen auffällig optimistisch für einen Tabellenvorletzten. Sie feierten fast jede gelungene Aktion – und davon gab es in der ersten Hälfte einige. Sie spielten mutig in München. Dann aber wurden sie leiser. Als Robin Quaison beim Stand von 2:2 die Latte traf, sprangen die Bankspieler nochmal auf. Es war das letzte Mainzer Zucken in einem Spiel, das mal wieder offenbarte, was die Bayern von ihren Rivalen unterscheidet: Sie verlieren selbst solche Spiele nicht.