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Leverkusen schlägt Gladbach : Ein Fest des schönen Fußballs

  • -Aktualisiert am

Glänzte abermals als Torschütze: Leverkusens Lucas Alario (Mitte) beim Spiel gegen Mönchengladbach. Bild: dpa

Volle Kraft voraus! Nach einer spannungsgeladenen Partie mit turbulenter erster Hälfte springt Bayer Leverkusen auf einen Champions-League-Platz. Die Borussia ärgert sich: Zweimal liegt das Team sogar in Führung.

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          Zweifellos werden diese Fußballmonate, in denen vor leeren Tribünen gespielt wird, irgendwann einmal als düsteres Kapitel der Bundesligageschichte erzählt werden, als Zeit der atmosphärischen Tristesse und der wirtschaftlichen Probleme. Dabei sind die Qualität der Wettkämpfe und der Unterhaltungswert der Spiele, die die deutschen Mannschaften in diesem Herbst über alle Wettbewerbe hinweg produzieren, bisweilen erstaunlich.

          An diesem Wochenende begann das Fest des schönen Fußballs mit dem niveauvollen Abstiegskrimi zwischen Mainz und Schalke, erlebte im Topspiel zwischen dem BVB und Bayern München einen Höhepunkt und endete beim wilden 4:3 zwischen Bayer Leverkusen und Borussia Mönchengladbach an diesem Sonntagabend mit einem würdigen Schlussakt. „Das war ein extremes Spiel“, sagte Leverkusens Julian Baumgartlinger, und Torhüter Lukas Hradecky ergänzte: „Diesem Spiel hat nichts gefehlt bis auf die 30.000 Zuschauer.“

          Atemloser Rhythmus

          Es war das direkte Duell jener Klubs, die in den vergangenen beiden Jahren um den vierten Tabellenplatz hinter Bayern, Dortmund und Leipzig konkurrierten. Genau um diese Position im Ranking ging es nun auch in dieser Partie, und beide traten auf, als handle es sich um die finale Auseinandersetzung um die Teilnahme an der Champions League. In einem atemlosen Rhythmus folgte eine hervorragende Torgelegenheit auf die nächste. Bayer war dabei öfter am Ball und verteidigte mit einer extrem riskanten Strategie; immer wieder stand die Viererkette der Mannschaft von Trainer Peter Bosz zehn Meter in der Gladbacher Spielhälfte. Der Druck war enorm, aber die Borussia ist ebenfalls eine selbstbewusste Spitzenmannschaft und konterte hervorragend. „Das war ein schwieriger Abend“, sagte Mönchengladbachs Torhüter Yann Sommer. „Wir haben gegen eine sehr gute Mannschaft gespielt, die hatten viel Kontrolle, aber wir haben Nadelstiche gesetzt und die Tore zu den richtigen Zeitpunkten geschossen.“

          Das Team vom Niederrhein war durch einen Elfmetertreffer von Lars Stindl in der 18. Minute in Führung gegangen, Hradecky hatte Breel Embolo gefoult. Und auch das zwischenzeitliche 1:2 hatte der Kapitän der Borussia erzielt (30.), aber Bayer hat einen Lauf und konnte nun rückblickend alle vier Bundesligaspiele zwischen den beiden Länderspielpausen dieses Herbstes gewinnen. Und sie haben derzeit einen Stürmer, der großartig in Form ist. Lucas Alario glich jeweils aus, zunächst mit einem tollen Schuss in den Winkel (27.), bevor er kurz vor der Pause – begünstigt durch einen Fehler vom Gladbacher Torhüter Sommer – auch noch das 2:2 köpfte (41.).

          Auf dem Boden der Tatsachen: Borussia Mönchengladbach um Ramy Bensebaini in Leverkusen
          Auf dem Boden der Tatsachen: Borussia Mönchengladbach um Ramy Bensebaini in Leverkusen : Bild: AFP

          Die Anfangsphase der zweiten Halbzeit war dann etwas ruhiger, doch nach rund einer Stunde spielten beide wieder mit voller Intensität, obgleich beide unter der Woche schwere Auswärtspartien im Europapokal absolviert hatten. „Der Wille besiegt die Müdigkeit“, beschrieb Hradecky den Mechanismus, der die enormen Energien dieses Abends freisetzte. Mit hochintensiven Zweikämpfen, Dutzenden von Sprints mit und gegen den Ball, und zwei spektakulären Minuten Mitte der zweiten Halbzeit, die der Partie ihre finale Richtung gaben. Die Gladbacher vergaben eine große Doppelchance, erst scheiterte Stindl am brillanten Hradecky, anschließend schoss Hannes Wolf aus kurzer Distanz unbedrängt übers Tor. Jubeln konnten dann wenige Sekunden später die Leverkusener. Nach einem wunderschönen Spielzug hatte Leon Bailey mit einem akrobatischen Abschluss durch die Beine von Sommer aus spitzem Winkel zum 3:2 getroffen (68.).

          Das war eine Wendung, die den Gladbachern erkennbar zusetzte, doch dieses verrückte Fußballspiel war nicht einmal gelaufen, nachdem Julian Baumgartlinger zum 4:2 (82.) getroffen hatte. Weil Valentino Lazaro in der Nachspielzeit noch ein beinahe unfassbares Tor gelang, mit einem sogenannten Scorpion-Kick: mit der Hacke hinter dem Rücken im Vorwärtsfallen hoch oben in den Winkel. Nach dem Spiel war der Zugang von Inter Mailand dennoch etwas niedergeschlagen, er hätte schon lieber gewonnen. „Es passiert nicht oft, dass das so funktioniert, ich bin froh und auch stolz darauf, und in ein paar Tagen oder Wochen kann ich mich vielleicht auch richtig freuen“, sagte er nach diesem genialen Moment, mit dem ein atemraubender Abend zu Ende ging.

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