https://www.faz.net/aktuell/sport/fussball/bundesliga/borussia-dortmund-trauerspiel-statt-trendwende-13230399.html

Borussia Dortmund : Trauerspiel statt Trendwende

  • Aktualisiert am

Bittere Niederlage: Die Dortmunder Reus, Durm und Bender (v.l.n.r.) sind ratlos Bild: dpa

Die Saisonziele sind in weiter Ferne: Nach dem 0:1 gegen Hannover 96 warnen selbst die Spieler vor falschen Ambitionen. Nach der vierten Niederlage in Serie rangiert der Revierklub auf Platz 15 - und weiteres Unheil droht gegen die Bayern.

          3 Min.

          Bei Borussia Dortmund sind die Saisonziele bereits nach nur neun Spieltagen in fast unerreichbare Ferne gerückt. Die ersten Reaktionen im Anschluss an das 0:1 (0:0) gegen Hannover 96 klangen wie Kapitulationserklärungen. „Es ist wie verhext. Ich glaube, dass das, was man sich vorgenommen hat, nicht mehr realisierbar ist“, gestand Weltmeister Mats Hummels. Nicht minder frustriert kommentierte Angreifer Marco Reus den unerwarteten Fall des hochgehandelten Revierclubs auf Rang 15: „Die Spiele werden weniger und wir stecken tief unten drin. Über die Champions-League-Quali zu reden, wäre jetzt der falsche Ansatz.“

          Es passte ins Bild von großer Ratlosigkeit, dass am Ende eines erneut ernüchternden Fußball-Nachmittages nur noch Trainer Jürgen Klopp, Sportdirektor Michael Zorc und Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke in der Kabine verweilten. In Abwesenheit der Profis dürften die drei Führungskräfte ein ernstes Krisengespräch geführt haben.

          Nur zweimal schlechter

          Die ernüchternde Bilanz gibt Anlass zu großer Sorge. Nur zweimal stand die Borussia in ihrer Bundesliga-Geschichte zum gleichen Zeitpunkt schlechter da. Zudem verlor sie letztmals vor mehr als 14 Jahren vier Spiele in Serie. Weiteres Unheil droht: In den nächsten beiden Partien treffen die Dortmunder auf die beiden zurzeit besten Teams aus München und Mönchengladbach. Nicht zuletzt deshalb riet auch Mittelfeldspieler Sven Bender zu einer realistischen Sicht der Dinge: „Wir sind nun in einer Situation, in der wir nie sein wollten. Bei uns braucht niemand nach oben zu schauen.“

          Drei Tage nach dem famosen 4:0 bei Galatasaray Istanbul verfiel der BVB im Duell der einzigen Bundesliga-Teams mit zuletzt drei Niederlagen wieder in seinen alten Trott. Selbst der psychologische Kniff verpuffte, nach einer kurzfristigen Genehmigung der Deutschen Fußball Liga in den zuletzt siegbringenden Champions-League-Trikots aufzulaufen.

          In der Bundesliga jubeln derzeit nur die anderen: Dortmunds Trainer Jürgen Klopp
          In der Bundesliga jubeln derzeit nur die anderen: Dortmunds Trainer Jürgen Klopp : Bild: AP

          Der Zauber vergangener Tage ist nur noch in Europa zu bestaunen. Dagegen scheint die Bundesliga den Borussen fremd geworden zu sein. Fußball wird auf nationaler Bühne nicht mehr zelebriert, sondern gearbeitet. So mangelte es auch in der Partie gegen Hannover nicht an Einsatz, wohl aber an Finesse. Ein Freistoßtreffer von Hiroshi Kiyotake (61. Minute) traf die stürmende, aber glücklose Borussia mitten ins Herz.

          Hummels kritisiert Weidenfeller

          Der Gegentreffer, bei dem Torhüter Roman Weidenfeller nicht gut aussah, veranlasste Hummels zu Kritik: „Der Ball ist sehr lange geflogen. Ich war sehr überrascht, dass er ins Tor geflogen ist.“ Auf Fragen, ob es vielleicht innerhalb der Mannschaft nicht mehr so harmonisch zugeht wie in den vergangenen Jahren, reagierte Klopp mit einem Kopfschütteln: „Es liegt nicht daran, dass irgendeiner mit irgendwem in der Mannschaft nicht kann. Die gängigen Erklärungen greifen nicht.“

          Zumindest die ersten Niederlagen zu Saisonbeginn konnten noch mit dem Personalnotstand begründet werden. Doch der Negativtrend hält auch nach der Rückkehr von Stars wie Reus, Ilkay Gündogan und Henrich Mchitarjan an.

          Und nun gegen die Bayern

          Nur noch einen Platz liegt die Abstiegszone entfernt. An ein Szenario, dass die Borussia nach zwei Meisterschaften und zwei zweiten Plätzen in den vergangenen vier Jahren am Ende dieser Spielzeit gar um den Klassenerhalt bangen muss, verschwendet Kapitän Hummels bei allen Nöten trotzdem keinen Gedanken: „Es sei denn, wir haben eine Phase mit 30 schlechten Spielen. Aber das halte ich für schlicht unmöglich.“ Auch Coach Klopp hat den Glauben an einen Aufschwung noch nicht verloren: „Solche Spiele könnten dazu führen, dass man sagt, es hat alles keinen Sinn mehr. Aber wir werden weiterkämpfen.“

          Dagegen war bei den Gästen der Frust in Windeseile verflogen. Mit dem ersten Auswärtstreffer der Saison gelang der erste Auswärtssieg. Großen Anteil daran hatte Ron-Robert Zieler. Mit jeder Parade sorgte er bei den Borussen für wachsende Verunsicherung. „Ich bin schon oft hier in Dortmund gewesen, aber es hat nie geklappt ohne Gegentor zu bleiben. Ich hoffe, dass jetzt bei uns Ruhe einkehrt“, sagte der Torhüter in Anspielung auf die angespannte Stimmung nach zuletzt drei dürftigen Partien. Die Gelb-Rote-Karte für Ceyhun Gülselam (89.) konnte die Freude der Norddeutschen nur bedingt schmälern.

          Besonders groß war die Freude bei Tayfun Korkut. Dem zuletzt in die Kritik geratenen Coach stand die Erleichterung ins Gesicht geschrieben: „Wir hatten das Glück und einen sehr guten Torwart. Damit haben wir den Trend der vergangenen Wochen gestoppt.“

          Weitere Themen

          Topmeldungen

          Krieg gegen die Ukraine : Die Kämpfe werden heftiger

          Im Donbass wird nach Angaben des ukrainischen Militärs „um jeden Quadratmeter“ gekämpft. Es mehren sich Berichte, dass Russland Hilfe für die Menschen im besetzten Teil des Flutgebiets behindert.

          Nach Vorwürfen gegen Lindemann : Wer ist Alena Makeeva?

          „Böse Fee“ oder „Rammstein-Russin“: Alena Makeeva wird in den Medien zur Schlüsselfigur inszeniert. Wo befindet sie sich nun – und wie ist ihr Verhältnis zu Lindemann?
          Aus der Traum vom Finale: Alexander Zverev während des Spiels gegen Casper Ruud in Paris am Freitag

          Halbfinal-Aus gegen Ruud : Zverev fehlt die Energie

          Im Halbfinale der French Open spielt Alexander Zverev nicht schlecht – aber Casper Ruud spielt besser. Nach gut zwei Stunden ist der Traum vom Finale für Zverev aus. Dort trifft Ruud am Sonntag auf Novak Djokovic.

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.