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1:0 bei Hoffenheim : Dortmunder Sieg und ein riskantes Spiel

Ein doppelter Wechsel bringt den Erfolg: Reus und Haaland kommen mit Verspätung ins Spiel, kurz danach bereitet der Norweger das Tor des Deutschen vor. Bild: Reuters

Der BVB siegt 1:0 bei der TSG Hoffenheim. Die beiden Dortmunder Joker kommen und sorgen zusammen für das einzige Tor vor „Rekordkulisse“. Doch das Ergebnis wird überlagert vom Ärger über Corona-Zwänge.

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          Dass Sinsheim einmal das Stimmungszentrum der Bundesliga sein würde, hätte man sich so auch nicht ausgemalt. An diesem Wochenende aber fand sich dort die Spieltags-Rekordkulisse von 6030 Zuschauern ein. Während fast überall die Zahlen zusammenschnurrten, nachdem die Inzidenzwerte gestiegen waren, blieb der Rhein-Neckar-Kreis noch unterhalb der kritischen Marke von 35. Zu feiern gab es allerdings nur für den BVB etwas. Marco Reus erzielte nach Vorarbeit von Erling Haaland den Siegtreffer (76.) in einer Partie, die weit über das Ergebnis hinaus für Gesprächsstoff sorgte – in ihr bündelte sich das große Ganze der Corona-Situation wie im Brennglas.

          Christian Kamp
          Sportredakteur.

          Wie es weitergeht, ist die große und auch bange Frage in der Bundesliga. Womöglich entpuppt sich dieses Spiel mit nennenswerter Zuschauerzahl noch als ein kostbares Exemplar aus der sogenannten neuen Normalität, die auch schon wieder dabei ist, überholt zu werden. Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke malte in der „Bild“-Zeitung schon mal die Bedrohung für die Liga, die ein abermaliger Lockdown bedeuten würde, an die Wand: „Sollte es noch mal eine große Unterbrechung geben, dann könnten bei manch einem die Lichter ausgehen.“

          Die wachsende Brisanz der Corona-Lage für den Spielbetrieb zeigte sich in Sinsheim aber vor allem auf andere Weise. Als die Aufstellungen bekanntgegeben wurden, fehlten bei der TSG drei Namen, allen voran Andrej Kramaric, der als Führender der Torschützenliste mit sechs Treffern in die Länderspielpause gegangen war – und nach der Rückkehr direkt in die Corona-Zwangspause musste, genauso wie Adams und Kaderabek. Kramaric und Adams wegen positiver Tests, Kaderabek wegen eines familiären Risikokontakts, wie der Verein am Spieltag bestätigte.

          Das Problem infizierter oder erschöpfter Reiserückkehrer ließ den Hoffenheimer Fußball-Direktor Alexander Rosen vor dem Anpfiff zürnen, offenbar auch im Hinblick auf ein gewisses Laissez-faire bei den Nationalverbänden: „Das ist ein Ausrufezeichen, das wir jetzt mal setzen müssen, vielleicht als Liga, vielleicht über die DFL, dass wir in der nächsten Abstellungsperiode anders agieren“, schimpfte er am „Sky“-Mikrofon. „Zur Not müssen wir intensiver drüber nachdenken, die Jungs nicht gehen zu lassen.“

          Auch dem BVB fehlte ein Profi wegen Quarantäne, Manuel Akanji. Dazu nahm Trainer Favre gegenüber dem 4:0 gegen Freiburg vier weitere Umbauten vor, die teilweise auch der Belastung geschuldet waren. Für Haaland, Bellingham, Guerreiro und Reus begannen Dahoud, Passlack, Brandt und Sancho. Als der Ball rollte, übernahmen die Dortmunder die Initiative, kamen aber zunächst nicht über Ansätze hinaus, bis zur ersten Großchance dauerte es über eine halbe Stunde: Endlich hatte der BVB einmal Überzahl und Platz, für Reyna bot sich freie Bahn, doch nachdem er schon an Torwart Baumann vorbei war, wehrte Skov seinen Schuss noch vor der Linie ab (35.). Kurz darauf köpfte Meunier den Ball auf die Latte.

          Die TSG war bei ihren Kontern eine stete Bedrohung. Natürlich wurde Kramaric vermisst, der im Juni beim 4:0 in Dortmund alle vier Treffer erzielt hatte, für ihn spielte Belfodil, dem es nach längerer Verletzung etwas an Beschleunigung fehlte. Dafür trat Gacinovic vor dem Tor in Erscheinung: eine Hereingabe von Skov setzte er knapp neben den linken Pfosten (4.), nach Vorlage von Belfodil schloss er zu schwach ab (19.).

          Nach der Pause blieb es intensiv und umkämpft, nach gut einer Stunde aber kamen Haaland und Reus für Brandt und Sancho – und mit ihnen der Dortmunder Sieg. Erst konnte Baumann einen Schuss von Reus noch parieren (74.), als dann aber Haaland frei vor ihm auftauchte und seinen Kapitän bediente, war er machtlos. In der Schlussphase bot sich Baumgartner die Chance zum Ausgleich – aber Haaland und Reus hätten auch noch für den BVB erhöhen können.

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