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0:3 in Fußball-Bundesliga : Todesfall überschattet Schalker Spiel gegen Leverkusen

  • -Aktualisiert am

Anflug von Verzweiflung im Spiel gegen Leverkusen: Michael Frey Bild: Reuters

Nach zwei Siegen und sechs Unentschieden verlieren die Königsblauen in der Bundesliga wieder. Leverkusen gewinnt deutlich in Gelsenkirchen. Das tritt wenig später aber in den Hintergrund.

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          Eine Schalker Mutmacherserie ist am Samstag nach zwei Siegen und sechs Unentschieden in der Bundesliga-Rückrunde zu Ende gegangen. Bayer 04 Leverkusen verhinderte eine Fortsetzungsgeschichte und gewann in Gelsenkirchen dank der höheren individuellen Klasse und den Treffern von Frimpong (50. Minute), Wirtz (61.) und Azmoun (90.+2) verdientermaßen 3:0.

          Ein Erfolg und ein Ergebnis, das fürs Erste an Bedeutung verlor, weil ein Schalker Fan auf der Südtribüne trotz aller Reanimierungsversuche verstorben war (siehe Kasten am Ende dieses Artikels). Die Beileidsbekundungen der beiden Trainer machten schlaglichtartig deutlich, wie unbedeutend doch ein Fußballspiel angesichts eines plötzlichen Todesfalls sein kann.

          Während die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso als Tabellensiebter erstmals seit langem mal wieder auf einem Platz steht, der für die Teilnahme an der Conference League in der kommenden Saison ausreichen könnte, strebt das Team weiter nach Höherem. Bis zum Champions-League-Platz vier, derzeit belegt vom SC Freiburg, beträgt der Abstand acht Spieltage vor Ultimo nur sieben Punkte.

          „Wir wollen Spielverderber sein“

          Schalke dagegen verharrt auf dem Abstiegsplatz 17 und muss nun beweisen, dass die deutliche Niederlage gegen die Werkself keine Spuren hinterlassen hat. Trainer Thomas Reis verweis nach der deutlichen Niederlage darauf, dass „nicht viel passiert sei“, seine Mannschaft sei „weiter auf Tuchfühlung“ zur Konkurrenz.

          „Wir wollen Spielverderber sein“, hatte er vor dem Spiel gegen die Rheinländer angekündigt, die er mit einem großen Kompliment „auf“ Schalke begrüßte: „Es gibt im Moment nicht viel Besseres in der Bundesliga als Bayer 04 Leverkusen.“ Gegen das Team, das am vorigen Spieltag den FC Bayern München 2:1 besiegt hatte und damit die Trennung des Meisters von Trainer Julian Nagelsmann auslöste, wollten die Westfalen nicht glänzen, sondern wie bisher immer in der Rückrunde beherzt weiter punkten.

          „Wir wollen einfach gewinnen“

          Auf der anderen Seite erinnerte sich Trainer Xabi Alonso gern an seinen Einstand als Bundesligatrainer, der am 8. Oktober 2022 mit einem 4:0-Heimerfolg über die Königsblauen verheißungsvoll anmutete. Die schwächeren Auftritte danach, die Bayer 04 bis an den Rand der Abstiegszone zurückwarfen, machten deutlich, wie schwer der konstruktive Wiederaufbau des Europa-League-Viertelfinalisten in der Liga für den früheren Weltstar im defensiven Mittelfeld war.

          Inzwischen ist Bayer 04 wieder notorisch erfolgreich. „Wir wollen einfach gewinnen“, hatte Alonso sein Tagesziel nüchtern ins Auge gefasst, „wenn wir dabei schön spielen, wäre das super. Wenn wir hart arbeiten müssen, werden wir das auch tun.“ Bayer spielte schön und ackerte dazu für den Erfolg – eine Voraussetzung für weitere Siege. Alonso sah danach im 1:0 den Türöffner für alles Weitere. „Dieser Treffer war sehr wichtig, um ein bisschen mehr Raum und Selbstvertrauen zu bekommen.“

          Sportgeschäftsführer Simon Rolfes verteilte ein Extralob an Florian Wirtz, den monatelang wegen eines Kreuzbandrisses fehlenden Spielmacher mit Stürmerqualität. Beim Blick zurück auf Wirtz‘ jüngsten Auftritt im Nationaltrikot, als er bei der 2:3-Niederlage gegen Belgien schon in der ersten Hälfte ausgewechselt wurde, sagte der frühere Nationalspieler: „Ein Tor direkt danach zu machen, ist immer das Beste. Florian spielt eine zentrale Rolle in unserem Spiel.“ Auf Schalke traf Wirtz erstmals seit seiner Verletzung in der Liga.

          Vor allem zu Beginn der Partie mussten sich die Rheinländer der robusten Schalker erwehren, deren Engagement wie immer in den vergangenen Wochen über jeden Zweifel erhaben war. Reis‘ zweikampfstarke Mannschaft suchte im Zweifel den Weg nach vorn, ohne dabei vor der Pause einmal brandgefährlich zu werden. Im Gegensatz zu den Leverkusenern, deren punktuell herausgespielte Torgelegenheiten gefährlicher anmuteten. Da sich Schalke 04 aber in diesen Wochen im wiederentdeckten Ralf Fährmann auf einen famosen Torhüter verlassen kann, parierte der lange Keeper Leverkusener Torschüsse dreimal famos.

          Bahn frei für weitere Bayer-Treffer

          Die Werkself wurde im zweiten Durchgang konkret. Nachdem zuerst Adli zum wiederholten Male an Fährmann gescheitert war und Sekunden später der Leverkusener Topsprinter Frimpong nach Tapsobas Steilpass und Diabys Hereingabe zur Stelle war und aus kurzer Tordistanz das 1:0 erzielte, war die Bahn frei für weitere Treffer.

          Und so war das Spiel nach rund einer Stunde so gut wie entschieden, als sich Wirtz nach einem Doppelpass mit Adli gegen alle Abwehrversuche der Schalker Torverteidiger elegant durchsetzte und den Ball zum 2:0 an Fährmann mit der Pieke vorbeischob. Schließlich rundete der eingewechselte Azmoun den eindeutigen Sieg mit seinem Kopfballtor zum 3:0 in der Nachspielzeit ab. Zweifel über den längst verdienten Erfolg gab es schon vorher keine mehr.

          Zuschauer stirbt auf Schalker Tribüne

          Ein Todesfall auf der Tribüne hat das Bundesligaspiel FC Schalke 04 gegen Bayer Leverkusen überschattet. Ein Fan wurde in den Schlussminuten der Partie zunächst medizinisch betreut. Während der Pressekonferenz nach dem Spiel sagte eine Sprecherin der Schalker: „Wir haben soeben die Nachricht erhalten, dass er leider verstorben ist.“ Beide Vereine drückten ihr herzliches Beileid aus. „Man sieht durch diese Nachricht, dass es weitaus wichtigere Dinge gibt als die Niederlage“, sagte Schalkes Trainer Thomas Reis nach dem 0:3. „Auch von meiner Seite: Mein Beileid an die Familie.“

          Aus Respekt vor der betroffenen Person hatten die Fans beider Mannschaften am Samstag ihre Anfeuerungen in den letzten Minuten der Partie eingestellt und keine Fahnen mehr geschwenkt. Der Stadionsprecher informierte die Zuschauer über den Notfall. Nach der Begegnung gab es verhaltenen Applaus für die Spieler. „Man bekommt das natürlich mit, gerade wenn so ein Hexenkessel wie die Arena auf einmal ruhig ist“, sagte Schalkes Torwart Ralf Fährmann bei Sky. (dpa)

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