Furioses 5:2 des Hamburger SV : Hrubesch hilft sofort
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Offenbar mit Wirkung: Beim ersten Spiel unter Horst Hrubesch siegt der HSV eindrucksvoll. Bild: dpa
Anfassen, sprechen, aufmuntern, die Schulter anbieten: Hrubeschs Teambuilding läuft auf dem Trainingsplatz, und es funktioniert. Für den Moment feiert der HSV seinen Horst.
Fußball kann so leicht sein. Wenn man Horst Hrubesch heißt. Das neue System hatte er in seiner ersten Woche als Cheftrainer festgelegt. 4-4-2, ein bekanntes, simples Konzept. Keine Experimente. Seine Startelf hatte der 70-Jährige drei Tage vor dem Anpfiff gegen den 1.FC Nürnberg bekanntgegeben. Dass Nachwuchsstürmer Robin Meißner neben Simon Terodde angreifen würde, hatte er mehr als angedeutet.
Dieses neue Konstrukt muss dem HSV-Team dank der Vaterfigur auf der Bank Sicherheit gegeben haben. Denn wie sonst sollte man erklären, dass etwa Sonny Kittel am Montagabend beim 5:2 derart befreit aufspielte? Über die Psychologie des Trainerwechsels ist viel geschrieben worden. Jede und jeder wird ein anderes Verständnis davon haben, wie man die Köpfe der Spieler „frei bekommt“. Hrubesch macht das, ohne nachzudenken. Anfassen, sprechen, aufmuntern, die Schulter anbieten: gerade bei sensiblen Künstlern wie Kittel scheint das zu fruchten.
Hrubeschs Teambuilding läuft auf dem Trainingsplatz, nicht im Kanu oder am Lagerfeuer. „Du brauchst Überzeugung, um gut Fußball spielen zu können“, sagt er, „ich sehe doch im Training das Potential dieser Mannschaft.“ Dieses Selbstvertrauen war unter Vorgänger Daniel Thioune verloren gegangen. Es mag überkomplex gewesen sein, was Thioune verlangte – das ist nicht zu kritisieren, denn für Entwicklung und Variabilität war er geholt worden. Als die Siege aber ausblieben, hätte eine klare Struktur geholfen. Das legen Sätze nahe, die nun aus der Mannschaft kommen. „Es war gut, dass wir wussten, wer aufläuft“, sagte Abwehrchef Toni Leistner, „und es war gut, dass der Trainer nicht so viel Input reingebracht hat, sondern Lockerheit.“
Natürlich muss auf eine Gesamtsaison bezogen mehr existieren als gute Laune. Ohne Konzept wird der HSV nie aufsteigen. Das ist aber nicht Hrubeschs Problem. „Ich bin hier angestellt“, sagt er auf die Frage, warum er eingesprungen sei, „ich mache etwas, was mir Spaß macht und zeitlich begrenzt ist.“ Für das, was in der Spielzeit 2021/22 beginnt, wird ein anderer Coach verantwortlich sein. Hrubesch bleibt Nachwuchschef.
Für den Moment aber feiert Hamburg seinen Horst. Die neue Lockerheit soll zwei plus zwei Spiele halten: in Osnabrück (Sonntag, 15.30 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur zweiten Fußball-Bundesliga und bei Sky) und gegen Braunschweig, dann in der Relegation. „Wir haben die Möglichkeiten, also sollten wir sie nutzen“, sagt Hrubesch. Dafür müsste Fürth Federn lassen, in Paderborn, dann gegen Düsseldorf. Von der Konkurrenz sprach am Montagabend aber keiner. Für den Moment mal nur auf sich zu schauen, kommt dem HSV wie ein richtig gutes Rezept vor.