2:0 gegen Schalke : Auch mit Schema F gewinnen die Bayern
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Mann des Spiels: Franck Ribery lässt sich zurecht bejubeln Bild: dapd
F wie Franck: Die Bayern gewinnen vor allem dank eines überragenden Franck Ribery souverän gegen allzu zahme Schalker. Bayern rückt auf Rang zwei vor.
Zwei Dinge hatte sich Jupp Heynckes vor dem Duell mit Schalke 04 gewünscht: Der FC Bayern müsse wieder „schnellstmöglich zu einer Einheit werden“ und eine „gesunde Mischung“ zwischen „kreativem Fußball und Malochen“ finden. Und gegen die Gäste aus der Heimat der Fußball-Malocher gelang der erhoffte Befreiungsschlag. Mit einem überlegenen, mit großer Spielfreude erzielten 2:0-Erfolg schoben sich die Bayern auf Platz zwei der Tabelle und holten sich viel vom zuletzt verlorenen Selbstvertrauen zurück.
Beide Tore gegen den chancenlosen Tabellenvierten erzielte der überragende Franck Ribéry (37. und 55. Minute). Zu dem Erfolg hatte Heynckes, zum ersten Mal in seiner dritten Amtszeit beim FC Bayern unter Druck geraten, auch mit einer überraschenden Personalentscheidung beigetragen.
Ohne Kroos
Vor dem Spiel reagierte er auf die zuletzt müden Darbietungen beim 0:0 in Freiburg und 0:1 in Basel und ließ seinen bisherigen Lieblingsschüler Toni Kroos auf der Bank. Für den zuletzt blassen Spielmacher kam Thomas Müller in die Position hinter den Spitzen.
Die Maßnahme sollte sich als guter Griff erweisen. Die Bayern brauchten nur fünf Minuten Eingewöhnungszeit, ehe sie die vergeblich um Kompaktheit bemühte Defensive der Schalker erstmals aushebelten. Ribéry drang frei in den Strafraum ein, spielte quer, und Torwart Timo Hildebrand, der seinen ersten Bundesligastart für die Schalker bestritt, musste zweimal reaktionsschnell retten, erst gegen Müller, dann gegen Arjen Robben - und dann, eine Minute später, wieder gegen Robben, worauf Müller im Nachstochern knapp vorbeischoss.
Es war der Auftakt zu einer Leistung, die vor allem von der 20. bis 60. Minute an die schon mehrere Monate zurückliegenden besten Heimdarbietungen der Bayern erinnerte. Während Schalke fast nur bei Ecken oder Freistoßflanken in den Münchner Strafraum kam, häuften sich die flott herausgespielten Bayern-Chancen. Müller zog nach Zuspiel von Robben seinen Drehschuss am langen Eck vorbei (23.). Ein schöner Konter verfehlte den Abschluss nur knapp (31.), dann traf Robben den Ball nicht sauber (33.).
In der Falle
Und gerade als die Schalker zum ersten Mal ernsthafte Torgefahr erreichten - ein Kopfball von Christoph Metzelder zwang Torwart Manuel Neuer nach einer Ecke zu einer guten Parade - und nachzusetzen versuchten, liefen sie in die Falle.
Marco Höger verlor den Ball durch ein sehr hartes, vielleicht gerade noch regelgerechtes Einsteigen von Luiz Gustavo, worauf der Brasilianer einen langen Ball auf den durchgestarteten Ribéry schickte. Der Franzose erfasste die Situation gymnastisch genial, indem er den in Kopfhöhe fliegenden Ball mit einem artistischen Sprung mit der Fußspitze über den herausstürzenden Hildebrandt lupfte und ihn dann aus zwanzig Metern ins leere Tor schob.
Es folgte ein langer Spurt bis hinter die Bayern-Bank, wo er sich von Bruder Francois und Cousin Mathieu an der Bande herzen ließ. Es war ein etwas zu exzessiver Ausdruck des Jubels, der ihm eine Gelbe Karte durch den Schiedsrichter einbrachte.
Ribery-Rufe zu Ehren des Manns des Tages
Das konnte er verschmerzen, denn das Publikum feierte ihn fortan immer öfter mit „Ribéry“-Rufen. Die Großchancen fielen nun fast im Minutentakt. Ribéry knapp am langen Eck vorbei, Müller, der aus kürzester Entfernung nach Gustavos Kopfballverlängerung nur Hildebrandts Körper traf - und dann plötzlich, auf der Gegenseite ein wuchtiger Weitschuss von Christian Fuchs, den Neuer mit den Fingerspitzen über die Latte lenkte. Nach der Pause steigerte sich die Frequenz zunächst noch.
In der 46. Minute köpfte Holger Badstuber an die Schalker Latte, und im Gegenzug tauchte plötzlich Matip frei vor Neuer auf, traf aber nur das Außennetz. Wieder eine Minute später spielte Ribéry Mario Gomez frei, doch statt sich aus acht Metern in zentraler Position eine Ecke auszusuchen, versuchte der an diesem Tag glücklose Torjäger den Torwart auszuspielen und bekommt den Ball aus spitzem Winkel dann nicht mehr am Pfosten vorbei.
Wie von Heynckes gefordert
Und gleich der nächste Angriff: Ribéry lupfte auf Robben, der köpfte drüber. Immer wieder Ribéry, der glänzende Vorbereiter. Doch schien es, als könne an diesem Tage nur er selber, nur der große Solist, auch die Tore schießen. Also gab er in der 55. Minute auch gar nicht mehr ab, sondern schoss den Ball aus 16 Metern zum 2:0 ins Netz. Spätestens da war die Partie entschieden und die Anspannung der letzten Tage verschwunden.
Denn das Team spielte nun so, wie es Heynckes gefordert hatte: Dass jeder einzelne „so agieren sollte, dass wir wieder als Team herausragen“. Und auch etwas anderes, das der Trainer sich gewünscht hatte, stimmte nun wieder: „Ich fordere die Kommunikation untereinander.“ Und zwar eine positive Kommunikation, nicht das gegenseitige Abwinken oder gar Anbrüllen, das zuletzt zu sehen war. Diesmal sah man Bayern-Spieler, die einander anfeuerten, den erhobenen Daumen zeigten und auch bei misslungenen Zuspielen Beifall klatschten. Raus mit Applaus - die Bayern haben sich wieder lieb.
Bayern München - FC Schalke 04 2:0 (1:0)
Bayern München: Neuer - Rafinha, Boateng, Badstuber, Lahm - Luiz Gustavo, Alaba - Robben, Müller (89. Timoschtschuk), Ribéry - Gomez (72. Olic)
FC Schalke 04: Hildebrand - Höwedes, Papadopoulos, Metzelder (84. Uchida), Fuchs - Matip (65. Holtby), Höger - Farfán, Raúl, Draxler (57. Obasi) - Huntelaar
Schiedsrichter: Weiner (Giesen)
Zuschauer: 69.000 (ausverkauft)
Tore: 1:0 Ribéry (36.), 2:0 Ribéry (55.)
Gelbe Karten: Ribéry (4) / Fuchs (4), Höger (3)