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2:0 gegen Dortmund : Gladbach hat die glücklichere Borussia

  • -Aktualisiert am

Entzaubert in Mönchengladbach: Die Dortmunder scheinen die Fußballwelt nicht mehr zu verstehen Bild: AFP

Im Duell der Borussen gewinnen die Gladbacher gegen die klar besseren Dortmunder. Doch nachdem Hummels Rot sieht und Kruse den Elfmeter verwandelt, wähnen sich die Schwarz-Gelben im falschen Film.

          3 Min.

          Lange hatte nichts darauf hingedeutet, aber am Ende durften die Anhänger von Borussia Mönchengladbach tatsächlich jubeln. Ihre Mannschaft brachte den über weite Strecken überlegenen Dortmunder Borussen beim 2:0 tatsächlich die erste Niederlage der Saison bei und bleibt damit im eigenen Stadion ohne Punktverlust. Neben den drei Punkten verloren die Dortmunder zudem noch Nationalspieler Mats Hummels, der in der 81. Minute wegen einer Notbremse die Rote Karte sah.

          Peter Penders
          Stellvertretender verantwortlicher Redakteur für Sport.

          Nach 45 Minuten hätten wohl nur ganz mutige Zeitgenossen auf diesen Endstand gewettet. Als Schiedsrichter Manuel Gräfe nämlich zur Halbzeit gepfiffen hatte, war es ganz ruhig geworden im Borussia-Park. Selbst die größten Fans von Borussia Mönchengladbach schienen ziemlich beeindruckt zu sein von dem, was sie in den ersten 45 Minuten gesehen hatten - und es hatte nur eins gegeben, was ihnen vermutlich noch Hoffnung auf Besserung bescherte: Es stand gegen die andere Borussia aus Dortmund schließlich noch 0:0, was angesichts der Kräfteverhältnisse auf dem Rasen allerdings ziemlich überraschend anmutete.

          Überaus dominant war der Tabellenführer aufgetreten, hatte die Gladbacher fast ständig unter Druck gesetzt, die sich, sobald sie einmal den Ball hatten, permanent von mehreren Dortmundern umringt sahen. Hier und da gewannen die Gladbacher zwar einen Zweikampf, aber dann sahen sie sich gleich dem nächsten Problem ausgesetzt - wohin nur mit dem Ball angesichts eines Gegners, der scheinbar mehr als die elf erlaubten Spieler auf dem Platz hatte. Und so kam es, dass der Ball, wenn die Gladbacher ihn einmal hatten, meistens ganz schnell wieder weg war.

          Herausgesprungen war dabei aus Dortmunder Sicht allerdings viel zu wenig - nämlich nichts Zählbares. Mal fehlten ein paar Zentimeter, mal stand der Gladbacher Torhüter ter Stegen im Wege, mal versagten die Nerven wie bei Hummels, der in der 16. Minute den Ball aus drei Metern Entfernung an ter Stegen nicht vorbeibrachte. Verpufft war so eine Angriffswelle der Dortmunder Borussen nach der nächsten, denen bis auf den Torschuss alles wunderbar leicht gefallen war und die einmal mehr den Beweis für die These geliefert hatten, dass sie in diesem Jahr wesentlich besser besetzt sind als in der Vorsaison. Schließlich fehlt in Ilkay Gündogan seit Wochen der eigentliche Spielmacher im Mittelfeld, und in Lukasz Piszczek und nun auch Marcel Schmelzer fehlen die Antreiber auf den Außenbahnen, ohne dass dies sonderlich zu bemerken wäre. Besonders auffällig war das nahezu blinde Verständnis zwischen Marco Reus und dem Armenier Henrich Mchitarjan, die aufspielten, als hätten sie das schon seit der Jugend gemeinsam getan und nicht erst seit ein paar Wochen.

          Der arme Sünder: Hummels’ Notbremse hat Platzverweis, Elfmeter, Tor und Niederlage zur Folge
          Der arme Sünder: Hummels’ Notbremse hat Platzverweis, Elfmeter, Tor und Niederlage zur Folge : Bild: AFP

          Immer wieder ruderte Lucien Favre, der Trainer der Gladbacher, aufgeregt mit den Armen, versuchte seine Mannschaft zu ordnen – und gäbe es im Fußball die Möglichkeit, eine Auszeit zu nehmen, wäre er vermutlich mehrfach in großer Versuchung gewesen. Schon bei der Spieleröffnung waren die Dortmunder mit sechs, sieben Spielern in die Gladbacher Hälfte gerückt und lauerten so ständig auf schnelle Ballgewinne. Und weil dies in den meisten Fällen auch gelungen war, geriet die erste Hälfte sehr einseitig.

          B-Noten für den künstlerischen Wert aber werden im Fußball nicht gegeben, und nach einer Stunde wäre die ganze Vorführung großer spielerischer Klasse vor den 54.100 Zuschauern im ausverkauften Stadion schon für die Katz‘ gewesen - wenn Wendt bei der ersten Chance für die Gladbacher den Ball ein wenig besser getroffen hätte und der Schuss plazierter gewesen wäre, nachdem ihn Max Kruse im Dortmunder Strafraum freigespielt hatte. In der Folge aber hatte die Dominanz der Dortmunder auf dem Spielfeld nachgelassen, vielleicht machte sich auch angesichts der Partie in der Champions League ein Kräfteverschleiß bemerkbar – hier und da taten sich plötzlich ein paar Lücken im Dortmunder System auf.

          So ist Fußball: Gladbach kommt lange gar nicht an den Ball und gewinnt doch
          So ist Fußball: Gladbach kommt lange gar nicht an den Ball und gewinnt doch : Bild: AFP

          Klopp versuchte mit der Einwechslung von Jonas Hofmann für Sven Bender und Jakob Blaszczykowski für Mchitarjan gegenzusteuern, zumal auch die Dortmunder Chancenproduktion in der zweiten Hälfte zum Erliegen gekommen war.

          Nach 81 Minuten wurde der Spielverlauf dann allerdings auf den Kopf gestellt. Hummels brachte den einschussbereiten Nordtveit im Strafraum zu Fall, was einen Elfmeter und die Rote Karte für den Nationalspieler zur Folge hatte. Max Kruse ließ sich die Chance nicht entgehen, und auch danach lief für die Dortmunder alles schief, die sich plötzlich im falschen Film glauben mussten: Raffael nutzte nach 86 Minuten die nächste Konterchance zum 2:0. Und im Gegensatz zum Ende der ersten Halbzeit war die Stimmung im Borussenpark beim Abpfiff glänzend – zumindest, was die Anhänger der siegreichen Borussia betraf.

          Bor. Mönchengladbach - Bor. Dortmund 2:0 (0:0)

          Borussia Mönchengladbach: ter Stegen - Jantschke, Stranzl, Dominguez (56. Brouwers), Wendt - Nordtveit (83. Kramer), Xhaka - Herrmann (77. Hrgota), Arango - Raffael, Kruse
          Borussia Dortmund: Weidenfeller - Großkreutz, Subotic, Hummels, Durm - Bender (72. Hofmann), Sahin (89. Günter) - Aubameyang, Mchitarjan (77. Blaszczykowski), Reus - Lewandowski
          Schiedsrichter: Gräfe (Berlin)
          Zuschauer: 54 010 (ausverkauft)
          Tore: 1:0 Kruse (81./Foulelfmeter), 2:0 Raffael (86.)
          Gelbe Karten: Kramer (3), Stranzl (3) / Großkreutz (1), Lewandowski (1)
          Rote Karten: - / Hummels (81./Notbremse)

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