Dortmund nach dem 1:2 in Köln : Klopp: „Unser Fußball macht keinen Sinn“
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Aktiv an der Seitenlinie: BVB-Trainer Jürgen Klopp Bild: AFP
„Das ist ja Quatsch, wenn du in jedem Spiel zwei Gegentreffer bekommst“, erkannte BVB-Trainer Jürgen Klopp nach der jüngsten Niederlage. Ein Rezept gegen die schwarz-gelbe Seuche hat er aber auch nicht.
Um sie herum regierte die rheinische Ausgelassenheit, und mittendrin standen die Dortmunder Spieler und schauten betreten zu Boden. 1:2 beim 1. FC Köln, bei einem Aufsteiger, der zuvor noch kein Heimspiel gewonnen hatte - aus dem geplanten Neustart in die Saison war ein Rohrkrepierer geworden, der die Borussia vielleicht etwas länger als gewöhnlich beschäftigen wird. Für den BVB war es die dritte Bundesliga-Niederlage nacheinander und schon die fünfte am achten Spieltag. „Das ist die größte Krise der letzten Jahre“, sagte Sportdirektor Michael Zorc, was zur Verdeutlichung der Problematik nur bedingt taugte – es hatte in den vergangenen Jahren ja allenfalls kleine gegeben. Die aktuelle Situation allerdings wirkt besorgniserregend, weil die Borussia mit ihrem vor dieser Saison beachtlich aufgerüsteten Kader nicht in Fahrt kommt. Ganz im Gegenteil sogar: „Wir haben eine Art Fußball gespielt, die absolut keinen Sinn macht“, sagte Trainer Jürgen Klopp und musste keinen Widerspruch befürchten.
Alles sollte besser werden nach der Länderspielpause, wenn erst einmal die vermissten Kreativspieler in den Kader zurückkehren würden – so hatte das Dortmunder Credo vor zwei Wochen gelautet. Tatsächlich lief so Ilkay Gündogan 434 Tage nach seinem zuvor letzten Auftritt in der Bundesliga erstmals und sogar von Beginn an wieder auf dem Platz. Der 23 Jahre alte Nationalspieler zeigte ein sehr ordentliches Comeback, allerdings mit einigen Schwächen in defensiven Zweikämpfen, die man nach dieser langen Pause aber erwarten musste. Und mit Gündogan standen auch Marco Reus, der kurzfristig den beim Aufwärmen verletzten Eric Durm ersetzte, und Henrich Mchitarjan nach knapp vierwöchiger Verletzungspause wieder in der Startelf, dazu komplettierte Shinji Kagawa das Kreativkompetenzzentrum des BVB um eine weitere Kraft.
An Ideen hatte es dem Dortmunder Spiel zuletzt gemangelt – vielleicht aber war diesmal diese Ballung an kreativen Spielern des Guten ein wenig zu viel. Der BVB spielte zwar überlegen, deutete hier und da an, wie gut das Zusammenspiel klappen könnte, nahm sich gegen die tiefstehenden Kölner zumeist aber selbst die nötigen Räume und drängte früh in die Mitte. Das Aufbauspiel geriet durch viel zu viele Fehlpässe im verdichteten Mittelfeld immer wieder ins Stocken – und genau darauf hatte der Gegner gewartet. „Wir wollten die Fehler der Borussia nutzen, sollten sie denn passieren“, sagte der Kölner Trainer Peter Stöger.
Auf BVB-Fehler ist derzeit Verlass
Mag momentan auf einen geregelten Zugverkehr oder pünktlich startende Flugzeuge auch wenig Verlass sein – auf Nachlässigkeiten des BVB in der Bundesliga kann man schließlich getrost vertrauen. Beim ersten Kölner Treffer rückte der fahrig wirkende Mats Hummels nach einem verlorenen Kopfballduell von Gündogan zu ungestüm nach vorne, entblößte die Spielfeldmitte und öffnete so den Platz für Vogt, der völlig alleine auf das Dortmunder Tor zulaufen durfte und sich für so viel Entgegenkommen mit dem 1:0 (40.) bedankte. Dem spieltaktischen Fehler folgte nach der Pause schließlich einer aus der Kategorie Slapstick, als Weidenfeller an einer Flanke vorbeiflog und mit seiner Aktion auch noch verhinderte, dass sein Kollege Lukasz Piszczek an den Ball kommen konnte. Das tat Zoller (74.) und erzielte den 2:1-Siegtreffer.
„Das ist ja Quatsch, wenn du in jedem Spiel zwei Gegentreffer bekommst“, sagte Klopp. Doch mindestens genauso besorgniserregend musste für den Dortmunder Trainer sein, dass sich grundlegend etwas geändert hat. Stolperte die Borussia in den vergangenen beiden Jahren zuweilen, dann hatte es in der Regel an einer miserablen Chancenverwertung gelegen, doch große Möglichkeiten konnte sich der BVB in Köln trotz der spielerischen Überlegenheit kaum herausspielen. Der ansonsten mit dem Dortmunder System überfordert wirkende Ciro Immobile traf zwar nach einem perfekten BVB-Muster – schnelles Umschaltspiel nach erzwungenem Ballgewinn beim Spielaufbau des Gegners – zum zwischenzeitlichen 1:1 (48.), aber ansonsten wurde die Kölner Abwehr weder vor unlösbare Probleme gestellt noch war ein überragender Torwart nötig.
Größtmögliche Enttäuschung
Aus dem geplanten Dortmunder Neustart in die Saison wurde so die größtmögliche Enttäuschung, die sogar die langersehnte Rückkehr von Ilkay Gündogan fast zur Petitesse werden ließ. „Ich hätte hier gerne haushoch gewonnen und wir hätten eine Eloge auf Ilkay gehalten. Aber dafür haben wir momentan keine Zeit“, sagte Klopp. Die Niederlage in Köln war schließlich der Auftakt zu sieben Spielen in 22 Tagen, und vor der Partie in der Champions League am Mittwoch in Istanbul hat der BVB ganz dringend einiges zu bereden. In der Bundesliga trennen den BVB nur noch zwei Punkte vom Relegationsrang, und nach dem Heimspiel gegen Hannover warten in den Partien gegen Bayern München und Borussia Mönchengladbach die beiden führenden Teams der Liga.