1. FC Kaiserslautern : Verein der Steuerzahler
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Schreckgespenst Rote Teufel: Die Stadt Kaiserslautern plagen 900 Millionen Euro Schulden, der Verein wird trotzdem gefördert Bild: dapd
Am Abend spielt der 1. FC Kaiserslautern gegen den SV Sandhausen um seine Aufstiegschancen: Aber auch Immobiliengeschäfte mit der Stadt und Rabatte bei der Stadionmiete sorgen immer wieder für Unruhe. Ist nun sogar die EU gefragt?
Die unheilvolle Verbindung zwischen der Stadt mit der höchsten Pro-Kopf-Verschuldung in Deutschland und einem auf fragwürdige Weise geführten Fußballverein gerät immer mehr in den Fokus. Kaiserslautern und der FCK, ein Finanz-Harakiri – so sehen Experten die Lage im schwer durchschaubaren Dickicht zwischen Kommune und wackelnder Pfälzer Fußball-Institution. Die Rede ist von „Klüngelei“, von „Erpressung“ und „Veruntreuung“. Neue Millionengeschenke an den Zweitligaklub aus der Tasche des Steuerzahlers sorgen für Verwerfungen.
Nicht nur die Kommunalaufsicht, sondern auch der Landesrechnungshof in Rheinland-Pfalz kommt ins Spiel. Sogar die Europäische Kommission in Brüssel könnte eingreifen. „Unwirtschaftliche Pachtverträge, großzügige Stundungen und windige Immobiliendeals stellen indirekte Subventionen dar. Die EU sollte dringend prüfen, ob die undurchsichtige Konstruktion nicht in den Bereich der illegalen Beihilfen fällt. Der Verdacht liegt nahe“, sagt René Quante der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Geschäftsführer des Steuerzahler-Bundes Rheinland-Pfalz.
Die Schuldenuhr in der Stadt Kaiserslautern bewegt sich auf die 900-Millionen-Euro-Marke zu. Dennoch drückte der FCK in der vergangenen Woche bei einer nichtöffentlichen Stadtratssitzung ein neues „Mietmodell“ für das Stadion auf dem Betzenberg durch, das ihm die Lizenz und das finanzielle Überleben sichern soll. Die Grundpacht für die zweite Liga wurde kurzum von bisher 3,2 Millionen Euro auf 2,4 Millionen gesenkt. In der ersten Liga würde sie bei 3,6 Millionen liegen. Es gibt eine Abmachung für zusätzliche Zahlungen, aber nur dann, wenn sich mit sportlichem Erfolg höhere Einnahmen einstellen (zum Beispiel im DFB-Pokal) oder die Zuschauereinnahmen über der Kalkulation liegen.
Auch der Rückkauf des Nachwuchsleistungszentrums („Fröhnerhof“) durch den Verein wirft Fragen auf. „Die städtische Stadiongesellschaft hat 2003 für den Fröhnerhof über sechs Millionen Euro an den 1. FCK gezahlt. Nun kauft der Verein die Immobilie für 2,6 Millionen Euro zurück. Das macht einen unbegreiflichen Wertverlust von über 50 Prozent“, sagt Quante und fragt sich: „Wurde der Fröhnerhof damals zu einem Mondscheinpreis gekauft oder wird die Immobilie jetzt zu einem Spottpreis verschleudert? Im Endeffekt wurden über 3,4 Millionen Euro an Steuergeld an den 1. FCK verschenkt. Das spottet allen Grundsätzen zum sparsamen und wirtschaftlichen Handeln.“
Zur Entschuldung des fast bankrotten FCK Anfang der 2000er hatte die Stadt Kaiserslautern das Fritz-Walter-Stadion und das Leistungszentrum mittels einer Stadiongesellschaft übernommen und sich dafür bei Banken Geld geliehen. Seither steht ein Kredit von rund 65 Millionen Euro in den Büchern, der allerdings nicht wirklich getilgt werden kann. Die bisherige Stadionmiete von 3,2 Millionen Euro pro Jahr, die in der Vergangenheit unregelmäßig geflossen ist, reicht nur zum Bedienen der Bankzinsen.
Was passiert, wenn vom FCK in der zweiten Liga nur noch 2,4 Millionen Euro pro Saison überwiesen werden? Diese Mindereinnahme soll die Stadiongesellschaft aus den 2,6 Millionen für den Verkauf des Leistungszentrums ausgleichen. Bliebe der FCK also drei Jahre in der zweiten Liga, hätte er so den Kauf des „Fröhnerhofs“ finanziert. Ein „Selbstbetrug“, findet Quante. „Mit dieser Konstruktion sollen nur die niedrigen Pachteinnahmen verschleiert werden.“
„Vorbehaltlose Unterstützung des Vereins“
Immer wieder schon wurde die Pacht in den vergangenen Jahren reduziert. Gegen sogenannte Besserungsscheine (Begleichung von Schulden in wirtschaftlich besseren Zeiten) in Höhe von 5,3 Millionen Euro. Davon ist erst eine Million zurückgezahlt. 1,8 Millionen wurden verrechnet mit angeblichen Investitionen des FCK ins Stadion. Der Rest ist noch offen. Aufsichtsratsmitglieder der Stadiongesellschaft bemängelten schon die mangelnde Transparenz. Die Kommunalaufsicht ist seit einigen Monaten an dem Thema. Auf Anfrage der F.A.Z. bei der Stadiongesellschaft stellte sich am Mittwoch heraus, dass die Stundungen anderer Mietforderungen an den FCK aus der Vergangenheit von 1,2 Millionen um zwei weitere Jahre bis 2016 verlängert wurden.