1. FC Kaiserslautern : Ruhe in der „Teufelsbande“
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Nicht vom Ergebnis leiten lassen: Marco Kurz sieht den FCK auf einem guten Weg Bild: dapd
Dem schlechten Saisonstart zum Trotz: Der 1. FC Kaiserslautern setzt langfristig auf Trainer Marco Kurz. Die kommenden Wochen mit dem Auftakt bei Schalke 04 (18.30 Uhr) könnten den Weg weisen.
Am Mittwochnachmittag hatte Marco Kurz einen wichtigen Termin. Er musste gemeinsam mit dem Maskottchen „Betzi“ einen Videospot drehen und für Fotos posieren. Es ging um den Internetauftritt der „Teufelsbande“. Im Kinderklub des 1. FC Kaiserslautern, der für die jüngsten Fans Ausflüge zu den Auswärtsspielen der Fußball-Bundesligamannschaft organisiert und auch soziale Angebote außerhalb des Stadions initiiert, ist Marco Kurz einer von zwei Spielführern.

Redakteur in der Rhein-Main-Zeitung.
Auch diese Aufgabe wird er nun mindestens bis zum 30. Juni 2013 ausüben. Denn in dieser Woche hat der Traditionsverein aus der Pfalz den Vertrag mit dem Spielführer der „Teufelsbande“ verlängert, der nebenbei auch noch eine andere Truppe zu zügeln und zu trainieren hat.
Die Vertragsverlängerung mit dem 42 Jahre alten Fußballlehrer wurde zu einem überraschenden Zeitpunkt bekannt gegeben. Der FCK ist mit nur fünf Punkten aus den ersten acht Spielen so schlecht wie noch nie in eine Bundesliga-Saison gestartet. Vor dem Auswärtsspiel an diesem Samstag bei Schalke 04 (18.30 Uhr/ ) stehen die „Roten Teufel“ auf Rang 16 der Bundesligatabelle. Nach Platz sieben zum Abschluss der Vorsaison empfinden das viele Anhänger als Enttäuschung.
„Mit der Vertragsverlängerung wollen wir aber ein Zeichen setzen“, sagt Stefan Kuntz. Der Vorstandsvorsitzende, als Spieler 1991 mit dem FCK deutscher Meister und 1996 stürmender Bestandteil der deutschen Europameister-Elf, will Ruhe im Umfeld des Vereins, bei dem angesichts der glorreichen Vergangenheit von Klublegende Fritz Walter bis hin zu insgesamt vier deutschen Meistertiteln stets schnell wieder Träume von großen Erfolgen und glanzvollen Europapokalabenden aufkommen.
In der Wirklichkeit befindet sich der FCK im schwierigen zweiten Jahr nach dem Wiederaufstieg. 2010 kehrte der Klub nach vier Jahren in der Zweitklassigkeit wieder in die Bundesliga zurück. Der überraschend guten ersten Spielzeit folgte der Abgang nahezu der kompletten Offensivabteilung. Torjäger Srdjan Lakic, Jan Moravek und Ivo Ilicevic waren für den finanziell noch immer klammen Klub angesichts der verlockenden Offerten aus Wolfsburg, Schalke und Hamburg nicht zu halten.
Nur Tiffert mit gehobenem Niveau
Nun fehlen dem Team der Durchschnittsakteure die spielerischen Glanzpunkte, weil die Neuzugänge wie der deutsche Juniorennationalspieler Richard Sukuta-Pasu, der Israeli Itay Shechter oder Olcay Sahan noch große Probleme mit dem Bundesliganiveau aufweisen. Im Training merkt man das, wenn Kapitän Christian Tiffert, der einzig verbliebene Spieler mit gehobenem fußballerischen Niveau, seine allzu hektischen Mitspieler auffordert, „am Ball ruhig und cool“ zu bleiben.
Genau an dieser spielerischen Klasse arbeitet Marco Kurz. Er gilt als ein Trainer, der die langfristige Qualitätssteigerung einzelner Spieler im Sinn hat. Kurz beurteilt seine Elf zum jetzigen Zeitpunkt der Spielzeit nicht allein nach den Ergebnissen. „Wir sind konkurrenzfähig in der Bundesliga und fahren auch nach Schalke mit dem Willen, dort zu punkten“, sagt er. „Wir waren in acht Spielen nur einmal gegen die Bayern chancenlos. Und die haben ja anschließend dafür gesorgt, dass das nicht nur uns so geht.“
Entsprechend versichert Kurz, dass er selbst mit großer Überzeugung zur Verlängerung seines auch für die Zweitklassigkeit geltenden Engagements am Betzenberg steht. „Ich brauche die Vertragsverlängerung nicht als Absicherung für mich oder als einen Vertrauensbeweis“, sagt der Trainer. „Ich war mir schon viel länger mit den Klubverantwortlichen einig, dass wir den Weg weiter zusammen gehen wollen, weil ich hier noch eine Aufgabe zu erfüllen habe.“
Entscheidender Oktober
Die besteht darin, den FCK in kleinen Schritten wieder in der Bundesliga zu etablieren. Die kommenden zwei Wochen haben dabei durchaus wegweisenden Charakter. Nach dem Spiel in Schalke empfängt der FCK den SC Freiburg, anschließend steht das Pokalspiel bei Eintracht Frankfurt auf dem Programm, ehe mit dem HSV ein weiterer Nachbar aus der unteren Tabellenregion wartet. „Der Oktober ist ein wichtiger Monat“, sagt Kurz, der zuletzt schon mit ersten Misstönen innerhalb seiner Mannschaft zu kämpfen hatte. Kapitän Tiffert hatte indirekt die Qualität des Kaders infrage gestellt, als er nach der 0:2-Heimniederlage gegen den VfB Stuttgart kritisiert hatte, dass im Spiel seiner Mannschaft „manche Situationen einfach schlecht gemacht“ seien.
Sein Trainer forderte Tiffert daraufhin auf, erst einmal „vor der eigenen Haustür zu kehren“. Mittlerweile soll die Meinungsverschiedenheit ausgeräumt sein. „Das ist kein Thema mehr“, sagt Kurz. Das muss freilich auch so sein. Denn Kurz und Tiffert sind schließlich zwei Kaiserslauterer auf Augenhöhe. In der „Teufelsbande“ teilen sie sich kollegial den Posten des Spielführers.