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Krise bei Kaiserslautern : Mission Merk: gescheitert

  • -Aktualisiert am

Abgetreten beim FCK: Markus Merk Bild: Imago

Der frühere Weltschiedsrichter Markus Merk tritt beim 1. FC Kaiserslautern überraschend von seinen Ämtern zurück. Er weckte die Hoffnung, dass der Klub an ruhmreichere Zeiten anknüpfen könnte – nun bleibt die Lage prekär.

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          Im Dezember 2019 stand Markus Merk bei einer Klubversammlung des 1. FC Kaiserslautern auf dem Podium. Vor einem Plakat mit dem Konterfei der Vereinsikone Fritz Walter versprach er den Mitgliedern vor allem eines: „Ehrlichkeit“. Viele jubelten ihm frenetisch zu. Er wurde in den Aufsichtsrat gewählt, wirkte für manchen wie ein Heilsbringer.

          Den FCK wollte Merk mit seinem fünfköpfigen „Team Merk“ in die Zukunft führen. Er weckte die Hoffnung, dass der Klub, deutscher Fußballmeister von 1998, an ruhmreichere Zeiten anknüpfen könnte. Nun, zwei Jahre später, ist davon wenig übrig. Das „Team Merk“ ist längst aufgelöst. Am Dienstag trat auch der ehemalige Weltschiedsrichter Merk beim Dritt­ligaverein von allen Ämtern zurück.

          Rückzug aus „persön­lichen Gründen“

          Seinen Rückzug begründet Merk, der bereits bei der digitalen Mitgliederversammlung des Vereins in der vergangenen Woche gefehlt hatte, mit „persön­lichen Gründen“. Für den FCK, der sich seit Jahren im wirtschaftlichen Existenzkampf befindet, ist der Rücktritt des prominenten früheren Schiedsrichters schmerzhaft. Dabei liegen die Pfälzer zu­mindest in der Liga derzeit im Plan.

          Nach der Hinrunde belegt die Mannschaft von Trainer Marco Antwerpen den sechsten Tabellenplatz mit drei Punkten Abstand auf einen Aufstiegsrang. So behauptet Merk in einem Ab­schiedsbrief an Fans und Mitglieder, das Ziel der „Stabilisierung des Vereins und das Schaffen eines Fundaments für eine sportlich positive Entwicklung“ erreicht zu haben. „Wirtschaftlich und strukturell“ sei „die Basis für eine erfolgreiche Zukunft gelegt“.

          In Wirklichkeit ist die Finanzlage des FCK nach wie vor prekär. Bei der digitalen Versammlung war die Rede von Verbindlichkeiten in Höhe von rund sechs Millionen Euro, die den Verein existenziell bedrohen. Dass Forderungen in Hö­he von rund 2,4 Millionen Euro, die im Laufe des Jahres 2022 fällig werden, überhaupt bedient werden können, liegt allein daran, dass eine Gruppe von Un­ternehmern aus der Saar-Pfalz-Region den Klub abermals stützt und das Geld als Darlehen zur Verfügung stellt. Als Si­cherheit für Deals wie diesen bleiben dem FCK lediglich die Anteile an seiner eigenen Kapitalgesellschaft, in die der Pro­fibetrieb ausgegliedert ist.

          Kein nachhaltiger Erfolg

          Dass sie diese Kapitalgesellschaft zu­letzt durch eine Insolvenz führten, verkaufen die Funktionäre derweil als Er­folg. Schließlich sei damit eine Entschuldung der Gesellschaft in Höhe von über 20 Millionen Euro gelungen. Dieser Er­folg ist in der aktuellen sportlichen Si­tua­tion allerdings wenig nachhaltig. Denn in der Dritten Liga schreibt der Profibetrieb weiter Defizite, und es drohen neue Finanzlöcher in Millionenhöhe. Ein Auf­stieg in die finanziell lukrativere Zweite Bundesliga wäre also insbesondere unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten überaus wichtig.

          Es ist ein Verdienst der Führung um Merk, dass skandalträchtige Querelen und vereinsinterne Streitigkeiten, mit de­nen der Traditionsklub seit Jahren me­dial immer wieder in die Schlagzeilen gerät, zumindest in den vergangenen Monaten weniger Raum einnahmen. Gleichwohl zeigten sich bei der digitalen Versammlung einige Mitglieder unzufrieden mit den Klubbossen.

          Ihr Unmut konzentrierte sich auf den nicht anwesenden Merk. In einem internen, aber öffentlich gewordenen Schreiben vom Februar 2021 des ehemaligen Sport­direktors Boris Notzon an die Führungsgremien des Vereins sieht sich unter anderem Merk dem Vorwurf ausgesetzt, seine Kompetenzen überschritten und ins operative Geschäft des Profibetriebs eingegriffen zu haben, beispielsweise in Personalfragen. Merk bestritt dies stets.

          Doch bei der Mitgliederversammlung mussten amtierende Aufsichtsräte ihn in hitzigen Wortgefechten sogar gegen ehe­malige Gremienkollegen verteidigen: Es habe hinsichtlich der in Notzons Schreiben formulierten Vorwürfe „keine strafrechtlich relevanten Prozesse“ und „keine Satzungsverstöße“ gegeben.

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