1:4 in Dortmund : Schwäbischer Sanierungsfall
- -Aktualisiert am
Wenn gar nichts geht, kommt auch noch Pech dazu: Stuttgarts Torwart Przemyslaw Tyton kann das Eigentor von Niedermeier nicht verhindern Bild: dpa
Der VfB Stuttgart spielt unter Interimscoach Kramny couragiert, aber erfolglos. Trotz guter Ansätze kassieren die Schwaben wieder vier Gegentore. Die Borussia festigt ihren zweiten Platz.
Sie erfüllten nach zuletzt zwei Niederlagen ihre Pflicht, verbreiteten aber nur selten Glanz. Das reichte Borussia Dortmund zu einem letztlich ungefährdeten 4:1-Erfolg über den VfB Stuttgart. Mit den Treffern von Castro (3. Minute), Aubameyang (19./90.) und einem Eigentor von Niedermeier (65.) bei einem Gegentreffer durch Didavi (40.) stabilisierte der BVB Tabellenplatz zwei hinter dem Bundesliga-Souverän Bayern München.
Die Stuttgarter blieben nach einer vor der Pause ermutigenden Leistung Drittletzter und stehen am kommenden Sonntag im Duell mit Werder Bremen, dem Fünfzehnten, vor einem wegweisenden Spiel. Fünf Tage nach der Entlassung von Trainer Alexander Zorniger präsentierte sich das Team unter dessen Interimsnachfolger Jürgen Kramny kompakter und selbstbewusster als zuletzt. Darauf lässt sich aufbauen.
Nach seinen in jüngster Zeit vermehrten Aussetzern musste der Dortmunder Kapitän Mats Hummels diesmal bis zur 80. Minute, als er eingewechselt wurde, eine Auszeit verkraften. Thomas Tuchel versetzte den manchmal eigenbrötlerischen Anführer auf die Bank. „Wir glauben, dass das Sinn macht“, sagte Tuchel gegenüber „ Sky“, „Mats hat in den vergangenen Wochen viel gespielt.“
Der Innenverteidiger war dort in vertrauter Gesellschaft, da auch Mittelfeldspieler Julian Weigl, einer von Tuchels Lieblingsschülern, diesmal eine schöpferische Pause wie Rechtsverteidiger Matthias Ginter bekam. Für das Trio bekamen Sven Bender auf Hummels’ Position, Lukasz Piszczek für Ginter und Gonzalo Castro an Weigls Stelle ihre Chance. Alle Drei waren bei der 0:1-Niederlage am Donnerstag im vergleichsweise unerheblichen Europa-League-Gruppenspiel bei FK Krasnodar dabei.
Auf der anderen Seite holte der Stuttgarter Interimsnachfolger des am vorigen Dienstag entlassenen Zorniger Innenverteidiger Georg Niedermeier aus dem Abseits. Kramny wollte so die zuletzt extrem brüchige Abwehr stärken, die mit 31 Gegentreffern nach dreizehn Spieltagen nur in dieser Hinsicht spitze waren. Drei Kramny-Schüler aus der Drittligamannschaft des VfB, Marvin Wanitzek, Boris Tashchy (sie kamen später) und Arianit Ferati saßen auf der Bank.
Schon nach drei Minuten lagen die Westfalen 1:0 vorn, nachdem Torhüter Tyton einen Schuss von Mchitarjan nach vorn abgeklatscht hatte und der am Sonntag beste Borusse, Castro, per Kopfball Erfolg hatte. Die Schwaben blieben trotzdem furchtlos, verteidigten sich nach Kräften gegen den individuell stärkeren Gegner und versuchten immer wieder, aus der Tiefe des eigenen Raumes zu kontern. Versuche, die zunächst nicht zielführend waren.
Dass dann Dortmund nach einer mustergültigen Kombination über Reus und Castro durch seinen Torjäger Aubameyang 2:0 in Führung ging, steckte der VfB ebenso weg. Die Spieler atmeten einmal tief durch und blieben unbeeindruckt bei ihrer Linie. Kramnys Team blieb mit seinen Gegenstößen, die im schnellen Mittelstürmer Werner ihren Endabnehmer fanden, stets bedrohlich für die defensiv wieder einmal sorglos organisierten Borussen.
Und nach vierzig Minuten war es dann so weit. Piszczek konnte Werners Solo mit abschließendem Schuss zwar noch auf der Torlinie abwehren, doch Sekunden später spielten die Schwaben sich noch einmal frei. Didavi fackelte nicht lange, seine Chance zum 1:2 in diesem 45 Minuten attraktiven Duell zu nutzen.
Nach der Pause verlagerte Stuttgart sein Spiel etwas weiter nach vorn, büßte damit aber seine Kontergefährlichkeit ein. Da sich auch in die Dortmunder Kombinationen mehr Fehler einschlichen, litt die Begegnung unter einem leichten Niveauverlust.
Der BVB besaß gleichwohl Gelegenheiten, zu erhöhen, doch Aubameyang schoss aus aussichtsreicher Position vorbei (50.) und scheiterte bei einem zweiten Versuch an Tyton (62.). Der war drei Minuten später zum dritten Mal geschlagen – diesmal von seinem eigenen Kollegen Niedermeier, der eine scharfe Hereingabe von Reus ins eigene Netz lenkte. Damit nahm der Dortmunder Arbeitssieg, der am Ende deutlich höher hätte ausfallen können, endgültig Konturen an. Das bestätigte schließlich Aubameyang mit seinem zweiten Tagestreffer. Er baute damit seine Führung in der Bundesliga-Torschützenliste auf 17 Treffer aus.