0:3 gegen Mönchengladbach : Das Bayern-Drama, vierter Akt
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Die Spieler der Borussia (weiße Trikots) jubeln, Bayerns James (rechts) ist enttäuscht: Den Münchenern gelingt gegen Mönchengladbach kein Befreiungsschlag. Bild: EPA
Erst das Remis gegen Augsburg und die Niederlage gegen Berlin, dann das Unentschieden gegen Amsterdam: Der FC Bayern München steckt in einer Formkrise. Nun folgt die nächste Pleite. Was bedeutet das für Trainer Niko Kovac?
Niko Kovac hat in der Schlussphase noch einmal alles gegeben: mit dem vierten Offiziellen debattiert, gedeutet und gerufen, hat Spieler herbeizitiert und ist in der seiner Coaching-Zone auf und abgewandert. Aber am Ende hat der Trainer des FC Bayern einsehen müssen, dass sein Engagement an der Seitenlinie nicht mehr half.
Der deutsche Rekordmeister hat auch das vierte Spiel in Serie nicht gewonnen – und das ausgerechnet gegen Borussia Mönchengladbach, das zuvor sieben Monate lang auf fremden Plätzen nicht erfolgreich war. Durch die 0:3-Niederlage am Samstagabend sind die Münchner in der Tabelle auf den fünften Platz abgerutscht – und nun lässt sich auch beim Rekordmeister und seinem Trainer die Krise nicht mehr wegdiskutieren.„Ich habe ein paar Worte an die Mannschaft gerichtet, das sollte aber in der Kabine bleiben“, erklärte Kovac nach der Partie. „Wir machen zu viele individuelle Fehler. Mal hat man gute, mal hat man schlechte Zeiten. Jeder hat es versucht, im Moment bringen wir es nicht gemeinsam auf den Platz. Du musst als Einheit auftreten, gegen den Ball und mit dem Ball. Aber aus drei Schüssen hat es drei Gegentreffer gegeben.“
Kapitän Manuel Neuer meinte zuvor am TV-Mikrofon: „Wir haben ganz gut angefangen, leider waren Abseitssituationen dabei. Dann haben wir das zweite Tor gefangen und sind weiter hinterhergelaufen. Man merkt, dass alle wollen. Wir haben uns aber nicht die Riesen-Chancen herausgespielt, daran liegt es.“ Mittelfeldspieler Arjen Robben ergänzte: „Natürlich ist das eine schlechte Phase. Wir müssen miteinander da rauskommen. Wir haben zu wenig kreiert. Wir müssen das Ganze analysieren, es ist aber nicht alles scheiße.“
Die Hoffnung, dass die „kleine Phase“, wie Niko Kovac die Negativserie noch am Freitag genannt hatte, gegen die auswärtsschwachen Gladbacher enden könnte, schwand schon in den ersten Minuten des Spiels. Nach einer guten Viertelstunde stand es 2:0 für die Mannschaft vom Niederrhein durch die Tore von Alassane Pléa (10.) und Lars Stindl (16.), kurz vor Schluss traf Patrick Hermann (88.).
Der Bayern-Trainer, der sich am Tag zuvor noch sehr gut erholt präsentiert hatte, ahnte wohl da schon, dass vielleicht noch eine schwierigere Woche kommen könnte, als es die letzte bereits gewesen war. Eine Negativserie führt beim FC Bayern stets zu speziellen Aufgeregtheiten, und nun bekommt die Aussage von Präsident Uli Hoeneß, dass der Trainer für seine Rotation ja „auch den Kopf hinhalten“ müsse, neue Brisanz.
Das Aufbegehren von James, der am Dienstag verärgert die Münchner Arena kurz nach Schlusspfiff verlassen hatte, weil er in der Champions League gegen Amsterdam nicht der Startelf angehört hatte, zeigte offenbar Wirkung beim Trainer. Aber vielleicht war der Kolumbianer einfach an der Reihe, jedenfalls spielte James gegen Gladbach von Anfang an – allerdings zunächst nicht auf der von ihm präferierten Position im Zentrum, sondern auf der linken Offensivseite.
In der Abwehr spielte Niklas Süle für den wegen einer fiebrigen Erkältung pausierenden Jérôme Boateng, und im Mittelfeld ersetzte Kovac den defensiven Javier Martínez durch den etwas offensiver ausgerichteten Leon Goretzka. Doch wie zuletzt spielten die Bayern den Ball meist ohne Plan und Idee in die Spitze.
Viel besser hatten es die Gladbacher gemacht. Sie waren zehn Minuten lang kaum aus der eigenen Hälfte gekommen, nutzten dann aber den ersten Vorstoß zur Führung. Rekord-Transfer Pléa spielte zunächst einen feinen Doppelpass mit Jonas Hofmann und anschließend Süle kurz vor der Strafraumgrenze geschickt aus. Beim Flachschuss des Franzosen in die rechte Ecke war Bayern-Torhüter Neuer machtlos.
Das Gegentor verstärkte die Unsicherheit bei den Bayern. Sogar Neuer ließ sich davon anstecken, als er den Ball nur sechs Minuten später zu Thiago spielte, der bereits von zwei Gladbachern angelaufen worden war. Der Spanier verlor den Ball in Bedrängnis an Hofmann, und dann ging es für die Münchner Defensive wieder zu schnell. Stindl ließ bei seinem Comeback nach langer Verletzungspause Mats Hummels stehen und zog ab. Auch dieser Ball kam flach auf das Tor, dieses Mal allerdings in die linke Ecke, auch dieses Mal konnte ihn Neuer nicht halten (16.).
Kovac reagierte früh, schon zu Beginn der zweiten Halbzeit kamen Serge Gnabry für Robben und Franck Ribéry für Thomas Müller. Und nur fünf Minuten später erwischte es David Alaba am Oberschenkel, er musste nach einer Behandlung vom Platz. Den Linksverteidiger ersetzte Renato Sanches, Goretzka rückte in die Viererkette. Auch in diesem zweiten Durchgang waren die Gladbacher handlungsschneller und störten den Spielaufbau der Münchner immer wieder geschickt. Der eingewechselte Hermann sorgte kurz vor Abpfiff mit dem dritten Gladbacher Tor (88.) für den Schlusspunkt.
Kovac äußert sich zu seiner Situation
Trainer Niko Kovac geht nach dem sportlichen Tiefpunkt des FC Bayern gegen Borussia Mönchengladbach realistisch mit der eigenen Situation um. Er könne die Frage nicht beantworten, ob die Münchner Bosse nach dem 0:3 und dem Sturz auf Platz fünf in der Fußball-Bundesliga nervös werden könnten und ob er sich Sorgen mache, dass auch sein Job in Gefahr geraten könnte. „Ich kenne die Mechanismen im Fußball und in der Bundesliga. Ich weiß, dass die Zeit bei Bayern München anders läuft“, sagte der 46 Jahre alte Kovac am Samstagabend in der Pressekonferenz nach dem vierten erfolglosen Pflichtspiel des deutschen Rekordmeisters.
Der Kroate verwies jedoch auch auf die sieben Pflichtspielsiege zu Saisonbeginn. „Wir haben gezeigt, dass wir es besser können. Das werden wir auch wieder tun. Und ich werde meinen Teil dazu beitragen“, sagte Kovac. Die Bayern gastieren nach der anstehenden Länderspielpause auswärts beim VfL Wolfsburg. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Präsident Uli Hoeneß hatten Kovac nach den Anfangserfolgen in den höchsten Tönen für seine Arbeit gelobt. (dpa)