0:0 gegen Augsburg : Hoffenheim kämpft für Vukcevic
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Kein Tor, viel Herz: Die Hoffenheimer Fans schicken Genesungswünsche Bild: dpa
Auf Wunsch der Familie des verunglückten Spielers Boris Vukcevic wird die Bundesliga-Partie gegen den FC Augsburg nicht abgesagt. In der Statistik bleibt ein mühsames 0:0 stehen.
1899 Hoffenheim hat sich einen Tag nach dem schweren Autounfall seines Spielers Boris Vukcevic mühsam durch die Bundesliga-Partie gegen den FC Augsburg gekämpft. Mit dem 0:0 gegen den Tabellenletzten verpasste die Mannschaft von Trainer Markus Babbel den dritten Sieg innerhalb einer Woche. Doch dieses enttäuschende Ergebnis war an diesem Tag nicht das Wichtigste für die Fans. Die Partie am Samstag vor 22:000 Zuschauern in der Rhein-Neckar-Arena stand ganz im Zeichen des verunglückten Vukcevic, der noch im künstlichen Koma liegt.
Die Augsburger Spieler hatten sich in weißen T-Shirts mit der Aufschrift „Gute Besserung, Boris“ warmgelaufen, im Hoffenheimer Fanblock hingen Plakate („Halte durch!!!“ – „Kämpfen, Boris“) und ein großes Foto des Offensivspielers. Im Stadion war die Stimmung hörbar gedämpft, beide Mannschaften wirkten gehemmt vor der Hoffenheimer Minus-Kulisse im fünften Erstliga-Jahr.
Für Vukcevic spielte Kevin Volland auf dem rechten Flügel. Gegen die noch sieglosen Augsburger hatten die Hoffenheimer die besseren Chancen – aber auch die in der Schlussphase ins Spiel gebrachte Sejad Salihovic und Eren Derdiyok konnten die drei Punkte nicht erzwingen. Salihovic sah nach einem üblen Tritt gegen Tobias Werner in der 88. Minute sogar die Rote Karte. 1899-Trainer Markus Babbels wurde anschließend wegen Protestierens auf die Tribüne geschickt. Die stark ersatzgeschwächten Augsburger, bei denen Torhüter Simon Jentzsch, Dawada Bah, Jan-Ingwer Callsen-Bracker, Ja-Cheol Koo und Sascha Mölders fehlten, waren mit dem Unentschieden zufrieden und wagten nur selten Angriffe.
Dreieinhalb Stunden vor dem Anpfiff hatten Manager Andreas Müller und Klubsprecher Holger Tromp im Trainingszentrum in Zuzenhausen eine Pressekonferenz gegeben und erklärt, dass das Spiel auch auf Wunsch von Vukcevics Eltern und der Mannschaft nicht abgesagt werde. Der Zustand des 22-Jährigen nach seinem Autounfall ist „unverändert kritisch. Stabil kann man nicht wirklich sagen“, erklärte Tromp.
Teampsychologe Jan Mayer war bei den Gesprächen vor der Begegnung bei der Mannschaft. „Bei den Spielern merkt man, dass sie das Prinzip Hoffnung übertragen wollen auf den Jungen“, sagte Müller.
„Der Boris hätte gewollt, dass wir spielen“
Nach der Notoperation von Vukcevic am Freitagabend sei „wohl eine gewisse Stabilität eingetreten“, sagte Tromp, betonte aber auch: „Es gibt keine Prognose.“ Müller ergänzte: „Der Gehirndruck ist einigermaßen stabil, der Herz-Kreislauf ist einigermaßen stabil.“ Vukcevic war auf dem Weg zum Training mit seinem Auto frontal mit einem Lastwagen zusammengeprallt. Der Offensivspieler wurde mit einem Rettungshubschrauber in ein Heidelberger Krankenhaus geflogen, wo ihn die Ärzte nach einer Notoperation in ein künstliches Koma versetzten.
„Wichtig ist, dass wir eine Rückmeldung von den Eltern bekommen haben: ,Ja, spielt, kämpft für ihn.’ Wir haben alle große Hoffnung, dass er wieder gesund wird“, sagte Manager Andreas Müller. Die Mannschaft kenne Vukcevic sehr gut und habe gesagt: „Der Boris hätte gewollt, dass wir spielen. Das ist die schwerste Situation, die die Mannschaft jemals hatte.“
Trainer Babbel erklärte vor Spielbeginn im Interview mit dem Bezahl-Fernsehsender „Sky“: „Das war ein großer Schock für uns alle. Das wollen wir heute auf dem Platz rüberbringen: Dass wir kämpfen für Boris.“ Die Mitspieler reagierten entsetzt auf die Nachricht von dem Unfall. „Wir haben es im Trainingszentrum erfahren, es ist so brutal tragisch. Ich habe Gänsehaut am ganzen Körper“, sagte 1899-Profi Tobias Weis der „Bild“-Zeitung. Bei Twitter schrieben die früheren Hoffenheimer Luiz Gustavo, Edson Braafheid, David Alaba und Ryan Babel, dass sie für Vukcevics Gesundheit beteten.
1899 Hoffenheim - FC Augsburg 0:0
Hoffenheim: Casteels - Beck, Delpierre, Compper, Johnson - Williams, Rudy - Volland (62. Salihovic), Usami - Joselu, Firmino (63. Derdiyok). - Trainer: Babbel
Augsburg: Amsif - Verhaegh, Sebastian Langkamp, Klavan, De Jong - Vogt, Baier - Petrzela (60. Musona), Werner - Oehrl (80. Hain), Moravek (74. Bance). - Trainer: Weinzierl
Schiedsrichter: Markus Schmidt (Stuttgart)
Zuschauer: 22.000
Rote Karte: Salihovic wegen groben Foulspiels (88.)
Gelbe Karten: Volland, Williams - Vogt