Die Mannschaft verloren: Bundestrainer Löw erreichte in Sevilla niemanden in seinem Team. Bild: Picture-Alliance
Das deutsche Spiel gegen Spanien hätte ein Signal des Aufbruchs werden sollen. Stattdessen tritt nach der Rasur von Sevilla die nächste Wahrheit zutage: Auch Joachim Löws zweites Aufbauprojekt ist gescheitert.
- -Aktualisiert am
Manuel Neuer saß auf dem Hosenboden vor seinem Tor. Wie ein Kind, das keine Lust mehr hat mitzuspielen. Der Ball lag wieder einmal hinter ihm. Im Netz. Und Neuer wusste in diesem Augenblick, dass ihm diese Demütigung noch ein paarmal an diesem Abend blühen könnte: er auf dem Boden, der Ball im Tor. In der ersten Halbzeit hatte der Torwart noch wilde Blicke über das Feld an seine Mitspieler geschickt. Aber das hatte nichts geholfen. Nichts hatte geholfen an diesem Abend. Nun stand es 0:4. Nach 55. Minuten. Und Neuer brüllte seine Wut und Verzweiflung auf dem Hosenboden sitzend dem Torpfosten entgegen. Einen anderen Ansprechpartner suchte sich der deutsche Kapitän schon nicht mehr. Dem deutschen Symbol für Fußball-Standfestigkeit war längst klar, dass der Zerfall der Nationalelf unaufhaltsam war.
Und auch, dass der Systemwechsel, den Bundestrainer Joachim Löw zur Halbzeit vorgenommen hatte, genauso wirkungslos bleiben würde wie eine Unterhaltung mit dem Torpfosten. Aus einem defensiven Plan in der ersten Halbzeit, der nicht funktionierte, hatte der Bundestrainer zur Pause einen noch weniger funktionierenden attackierenden Plan für die zweite Halbzeit gebastelt. Das schockierende Ergebnis: 0:6. Ein Fußball-Debakel von historischem Ausmaß in einem Spiel, das der Bundestrainer und sein Team zu einem Signal des Aufbruchs erklärt hatten. Nun ist eines, an das man sich auch nach der Ära Löw noch lange erinnern wird: die Rasur von Sevilla. Ein Einschnitt, der nicht ohne Folgen bleiben wird.
Jetzt 30 Tage kostenfrei testen 2,95 € / Woche
Jetzt kostenfrei Zugang abonnieren?