Deutsche hält für Chelsea : „Ann-Katrin ist die beste Torhüterin der Welt“
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„Ich liebe Elfmeterschießen. Ich spüre dort keinen besonderen Druck“: Ann-Katrin Berger Bild: dpa
Das Viertelfinal-Rückspiel in der Champions League zwischen Chelsea und Lyon ist ein Fußball-Drama. Im Elfmeterschießen steht eine Deutsche im Mittelpunkt, die schwere Zeiten hinter sich hat.
Ann-Katrin Berger hat den FC Chelsea ins Halbfinale der Champions League geführt. Die Nationaltorhüterin entschied die Partie gegen die Titelverteidigerinnen von Olympique Lyon mit Sara Däbritz durch zwei gehaltene Strafstöße und darf nach dem 4:3 im Elfmeterschießen mit ihrer deutschen Teamkollegin Melanie Leupolz weiter auf den Gewinn des Titels hoffen.
Kurz vor dem Ende der Verlängerung schien noch Lyon wie der sichere Sieger. Die deutsche Nationalspielerin Sara Däbritz hatte die Französinnen mit 2:0 (110. Minute) in Führung geschossen, doch nach langem Hin und Her und einer VAR-Entscheidung verwandelte die Norwegerin Maren Mjelde einen Foulelfmeter in der achten Minute der Nachspielzeit zum 1:2. Dann schlug die Stunde von Berger, die die Versuche von Lindsey Horan und Wendie Renard parierte.
„Ich liebe Elfmeterschießen“
„Das ist ein unfassbarer Erfolg für uns“, sagte Berger. Sie sei „überhaupt nicht“ nervös gewesen. „Ich liebe Elfmeterschießen. Ich spüre dort keinen besonderen Druck.“ Mjelde sprach von einem „magischen Comeback“ und schwärmte von Berger: „Ich liebe es, Ann-Katrin auf der größten aller Bühnen scheinen zu sehen. Sie hat es verdient. Sie ist für mich die beste Torhüterin der Welt. Das hat sie heute wieder gezeigt.“
Berger hat schwere Zeiten hinter sich. 2017 wurde bei der heute 32-Jährigen Schilddrüsenkrebs diagnostiziert. Nach ihrer Rückkehr in den Fußball erklärte sie im vergangenen August, dass sie abermals erkrankt sei. Doch schon knapp einen Monat später stand sie wieder auf dem Platz. Ihre „Blues“ treffen nun im Halbfinale Ende April auf den FC Barcelona, der sich am Mittwoch gegen Rom durchgesetzt hatte. Im zweiten K.o.-Duell spielen der VfL Wolfsburg und Bayern-Bezwinger WFC Arsenal um den Einzug ins Finale. Die genauen Ansetzungen stehen noch nicht fest, das Endspiel steigt am 3. Juni in Eindhoven.
Nachdem die Wolfsburgerinnen ins Halbfinale eingezogen waren, gingen die Blicke am Donnerstagabend schon Richtung London. „Wir freuen uns auf dieses Battle“, sagte VfL-Trainer Tommy Stroot über die Halbfinal-Duelle Ende April gegen Bayern-Bezwinger WFC Arsenal. Zuvor hatte vor 14.367 Fans in der VW-Arena ein Tor von Stürmerin Alexandra Popp (20. Minute) fürs Weiterkommen gereicht, weil auch Paris dank Kadidiatou Diani (30.) nur einmal jubeln durfte. Das Hinspiel hatten die Wolfsburgerinnen 1:0 gewonnen – weshalb nun heiße Duelle gegen Arsenal warten. „Das ist der letzte Schritt in Richtung Finale und den wollen wir für uns entscheiden“, sagte die starke Popp.
„Wir kennen Arsenal noch, wir wissen noch, wie sich Arsenal anfühlt aus dem letzten Jahr, wissen auch, wie hoch die individuelle Qualität ist“, erklärte Stroot und spielte auf die Viertelfinal-Duelle zwischen seiner Elf und den „Gunners“ in der vergangenen Champions-League-Saison an. Damals kam der VfL nach einem 1:1 in London und einem 2:0-Heimsieg weiter.
Gegen eine Wiederholung hätte in Wolfsburg niemand etwas, Abwehrspielerin Kathy Hendrich aber warnte: „Arsenal hat sich auch nochmal brutal verstärkt.“ Wie die Engländerinnen beim hochverdienten 2:0 gegen Bayern aufgetreten seien, habe ihr imponiert. Arsenal spiele „einen wirklich sehr, sehr schönen Fußball. Da kommt das nächste Kaliber auf uns zu.“
Lena Oberdorf teilte Hendrichs Ansichten. Arsenal habe „sich immens weiterentwickelt“, meinte die Mittelfeld-Abräumerin. Das temporeiche Spiel des englischen Spitzenteams erinnere sie an den VfL der vergangenen Saison: „Sie spielen ein bisschen den Fußball, den wir letzte Saison gezeigt haben über weite Strecken und wo wir wieder hinwollen.“
Dass beim VfL in dieser Spielzeit trotz des Halbfinal-Einzugs noch nicht alles läuft wie gewünscht, machte sich gegen Paris vor allem in der ersten Hälfte bemerkbar. Da dominierte PSG, während den Gastgeberinnen phasenweise auch einfache Pässe misslangen. „In der ersten Halbzeit waren wir viel zu passiv, haben es Paris viel zu einfach gemacht, waren viel zu weit weg von unseren Gegenspielerinnen“, klagte Hendrich. Erst nach der Pause „war der VfL auf dem Platz, den wir uns vorstellen.“
An einer Erklärung für die beiden unterschiedlichen Leistungen versuchten sich viele, unter anderem Popp. „Wir stecken gerade in einer Phase, wo wir nicht so richtig mit dem Selbstverständnis Fußball spielen, was wir gerade im letzten halben Jahr hatten“, erklärte die Torschützin, die dafür aber keine genauen Gründe benennen konnte: „Dementsprechend sind wir auch ein bisschen unzufrieden mit der eigenen Leistung.“
Zuletzt hatten die Wolfsburgerinnen in der Bundesliga die Tabellenführung durch ein 0:1 in München an den FC Bayern verloren. Bei einem Punkt Rückstand ist die Titelverteidigung aber noch möglich, ebenso der Gewinn des DFB-Pokals, der den VfL im Halbfinale am 15. April abermals nach München führt. Beide nationalen Titel sind also noch drin – und die Champions League? Scheint greifbar. „Sie sind eine echt spielstarke Mannschaft geworden. Das hat man gegen Bayern gesehen, aber man hat auch gesehen, wo dann die Lücken sind“, sagte Oberdorf mit Blick auf Arsenal.
Renard wird neuer Trainer von Frankreichs Fußballerinnen
Hervé Renard wird neuer Trainer der französischen Fußball-Nationalmannschaft der Frauen. Das teilte der Verband FFF am Donnerstag mit. Zuvor hatte der 54-Jährige seinen Vertrag beim saudischen Fußball-Verband aufgelöst. Renard tritt die Nachfolge von Corinne Diacre an und erhält einen Vertrag bis August 2024. Renard betreute seit August 2019 die Männer-Nationalelf Saudi-Arabiens. Bei der Weltmeisterschaft in Qatar Ende vergangenen Jahres hatte er mit seinem Team für eine Sensation gesorgt und im Auftaktspiel den späteren Weltmeister Argentinien mit 2:1 besiegt. Nach zwei Niederlagen schied die Mannschaft anschließend trotzdem als Gruppenletzter in der Vorrunde aus.
Der französische Verband FFF hatte sich vor knapp drei Wochen von Diacre getrennt. Es habe einen unüberwindbaren Bruch mit den Spielerinnen gegeben, der den Interessen der Nationalmannschaft schade, hieß es damals. Neben ihrem Führungsstil sorgten auch die fehlenden Erfolge bei wichtigen Turnieren für die Trennung. Mehrere Spielerinnen hatten Anfang des Monats ihren Rücktritt aus Frankreichs Auswahl erklärt. In dem Zusammenhang hatte der Verband auch festgestellt, dass die Art und Weise, wie die Spielerinnen ihre Kritik äußerten, in Zukunft nicht mehr akzeptabel sei. Diacre hatte den Posten seit 2017 inne, ihr Vertrag lief eigentlich noch bis Mitte 2024. (dpa)