André Schürrle : Ein Leichtgewicht besteht gegen stärkste Konkurrenz
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Gehobene Ansprüche: André Schürrle ist ein Gewinner des Spiels gegen Irland Bild: dpa
Der Wechsel zu Chelsea hat André Schürrle sichtlich gut getan. Beim 3:0-Sieg gegen Irland sammelt er auf dem Weg zur WM weitere Pluspunkte.
Wenn einer weiß, wie es ist, sich immer wieder neu zu beweisen oder auch bei den Trainern anzubieten, dann ist das André Schürrle. Bei Chelsea kämpft der bald 23 Jahre alte Fußballprofi seit dieser Saison jeden Tag gegen stärkste Konkurrenz um einen Platz in der Offensivformation, bei der deutschen Nationalmannschaft kennt er diese Situation der permanenten Unsicherheit schon seit seinem ersten Länderspiel vor drei Jahren.
Neben der Charaktereigenschaft, sich nie so wichtig zu nehmen, hat sich der drahtige Pfälzer aus Ludwigshafen deshalb angewöhnt, auch nach starken eigenen Leistungen wie am Freitag im Kölner WM-Qualifikationsspiel gegen Irland anders als so mancher andere Kollege zurückhaltend zu bleiben. Getreu dieser Einstellung wehrte der Außenstürmer erst mal alle Fragen bezüglich seiner Darbietung ab und lobte lieber die gesamte Mannschaft. „Das wichtigste ist, dass wir jetzt bei der WM sind“, sagte Schürrle.
Unberechenbarer Aktivposten
Das Turnier in Brasilien, der angestrebte Titel, die Anzahl guter Offensivspielern innerhalb der deutschen Auswahl wird den Druck auch auf Schürrle in nächster Zeit weiter erhöhen. Da konnte ihn mehr als zufriedenstellen, dass er nach dem Irland-Spiel zu denjenigen im Team gehörte, die wichtige Pluspunkte sammelten. Nicht nur sein Treffer (58. Minute) nach einem Dreher um die eigene Achse im Strafraum bewies Kaltschnäuzigkeit, auch die vielen Tempodribblings von der linken Seite überzeugten, dazu erspielte er sich weitere gute Torchancen. Schürrle fiel als unberechenbarer Aktivposten auf. So gut war er lange nicht mehr im Nationalteam. „Es hat heute viel gepasst“, sagte Schürrle, der von Beginn an aufgeboten wurde.
Bei zwei Dritteln seiner bisher insgesamt 27 Einsätze für Deutschland wurde er erst in der zweiten Halbzeit gebracht. Am Anfang seiner Nationalmannschaftskarriere stand ihm erst Lukas Podolski auf der linken Außenbahn im Weg. Nun wird der Dortmunder Marco Reus, wenn er nicht verletzt ist, bevorzugt behandelt. Joachim Löw hatte Schürrle im Sommer nach zwei Jahren ohne Tor in der deutschen Elf darauf hingewiesen, dass er unbedingt auf seine Entwicklung schauen müsste.
Schürrle verwirklichte seinen langgehegten Traum, wechselte zu Chelsea und sieht sich dort mit Mourinho-Tuning auf dem richtigen Weg. Der Trainer der Londoner lobte Schürrle nach dem vergangenen Champions-League-Auftritt als „Mann des Spiels“. Das Leichtgewicht berichtet von Extra-Übungen und Krafttraining, die ihm mehr Robustheit geben sollen. Womöglich ist dies der Schlüssel für das Erklimmen eines neuen Leistungsniveaus. „Ich gebe im Training jeden Tag Vollgas und fühle mich körperlich ganz oben“, sagt Schürrle.
Die Chance, sich mit Blick auf Brasilien wieder mal positiv in Szene zu setzen, hat er genutzt. Schon vor der Partie gegen die Iren habe ihn der Bundestrainer zu einem Vieraugengespräch gebeten, in dem ihm dieser Rückendeckung gegeben und Vertrauen zugesprochen hätte. „Ich weiß, dass er meine Spielweise mag“, sagte Schürrle. Dies ist das Maximum an Eigenlob, das von ihm zu erwarten ist.