Trotz Lohnsklaverei : Amnesty International gegen Boykott der Fußball-WM in Qatar
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Im Khalifa International Stadium in Doha, Qatar, sollen 2022 WM-Spiele ausgetragen werden. Bild: Reuters
Die Menschenrechtsorganisation will die „internationale Aufmerksamkeit“ während des Ende 2022 stattfindenden Turniers nutzen, um auf die schlechten Lebensbedingungen von Arbeitsmigranten in dem Wüstenstaat hinzuweisen.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International lehnt einen Boykott der für Ende 2022 in Qatar geplanten Fußball-Weltmeisterschaft ab. Amnesty-Expertin Lisa Salza sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe, ihre Organisation wolle vielmehr „die internationale Aufmerksamkeit bei der WM nutzen“.
Die Menschenrechtlerin nannte die qatarischen Reformprogramme der vergangenen Jahre im Umgang mit Arbeitsmigranten unzureichend. Die Rechte dieser Migranten seien nach wie vor „prekär“. Ein großes Problem sei, „dass ausbeuterische Arbeitgeber von der Regierung nicht sanktioniert werden“. Die Reformen müssten auch über die WM hinaus „langfristig zu Verbesserungen führen“, forderte Salza.
Boykott-Debatte von Baerbock angeheizt
Die Debatte um die WM in Qatar war zuletzt durch Äußerungen der Grünen-Kanzlerkandidaten Annalena Baerbock neu angeheizt worden. Sie brachte eine Absage des Turniers ins Spiel. Hintergrund sind neben der problematischen Menschenrechtslage in dem Golfstaat auch die umstrittenen Beziehungen der qatarischen Regierung zu den radikalislamischen Taliban in Afghanistan.
Baerbock sagte im am Sonntag ausgestrahlten ARD-Sommerinterview, wenn Qatar weiter die Taliban unterstütze wie bisher und zu Menschenrechtsverletzungen beitrage, könne das Turnier nicht stattfinden. Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet sagte seinerseits in Bild-TV: „Ich finde, Qatar ist kein guter Ort für eine Fußball-Weltmeisterschaft.“
CSU-Vize Manfred Weber hatte in den Zeitungen der Funke Mediengruppe ebenfalls die Fußball-WM in Qatar in Frage gestellt. Auch Weber hatte eine Diskussion über das Verhältnis Qatars zu den Taliban gefordert und gesagt: „Jeder, der mit uns zusammenarbeitet und ein so großes Event wie die Fußball-WM ausrichtet, muss sich auch Fragen nach Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten stellen.“