Referee bewusstlos geprügelt : Drastische Konsequenzen drohen
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Grund der Auseinandersetzung: eine Platzverweis Bild: dpa
Nach den Attacken auf Schiedsrichter bei Amateurfußballspielen werden Verbände und Politik aktiv. Der DOSB ist „fassungslos“, der DFB fordert „strenge Urteile“. Hessens Innenminister geht sogar noch weiter. Ein Verein reagiert entschieden.
Der nächste alarmierende Fall von Gewalt gegen Schiedsrichter im Amateurfußball verstärkt die Empörung und lässt den Ruf nach Konsequenzen immer lauter werden. „Die jetzt erkennbare Dimension stimmt sehr nachdenklich und macht einen fassungslos“, sagte Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, zur Eskalierung der Übergriffe. „An der Stelle darf es nur null Toleranz geben, weil ansonsten der sportliche Wettbewerb zum Erliegen kommt. Die Schiedsrichter haben zu hundert Prozent unsere Solidarität und Unterstützung.“
Bei einem Kreisliga-Spiel zwischen der FSV Münster und dem TV Semd hatte ein Spieler den 22 Jahre alten Referee bewusstlos geschlagen. Er hatte dem 28-jährigen Spieler der FSV Münster nach Angaben der Polizei während der Partie die Gelb-Rote-Karte gezeigt und wurde daraufhin von diesem niedergeschlagen. Nachdem er wieder bei Bewusstsein war, wurde der Schiedsrichter mit einem Rettungshubschrauber in eine Klinik geflogen.
Als Konsequenz hat der Verein die Mannschaft des Schlägers vom Spielbetrieb abgemeldet. Der Spieler ist mit einem Hausverbot belegt worden, wie der Vorsitzende Hans-Peter Samoschkoff bestätigte.
Schiedsrichter wollen nicht mehr pfeifen
Der Verein des Schiedsrichters verurteilte die Attacke derweil scharf. „Was geht in einem Menschen vor, der Gewalt gegen seine Mitmenschen ausübt?? Wer es nicht ertragen kann, dass man sich im Sport an Regeln halten muss, der soll zu Hause bleiben“, schrieb der GSV Breitenbrunn am Montag auf seiner Homepage. „Fakt ist, dass wir gar nicht so viel essen können wie wir kotzen könnten“, schrieb der Verein über den Vorfall. Man werde alles dafür tun, „damit unser Schiedsrichter wieder auf die Beine kommt. Das ist das Allerwichtigste. Den Rest sollen andere entscheiden.“
Wie verschiedene Medien berichteten, wollen die hessischen Schiedsrichter künftig sowohl die Auswärts- als auch die Heimspiele des FSV Münster bestreiken. Dies würde bedeuten, dass der Fußballverein keine weiteren Partien absolvieren könnte. Der verantwortliche Spieler wurde nach Vereinsangaben mittlerweile suspendiert, man stehe nicht mehr in Kontakt mit ihm, ließ der FSV Münster wissen.
Einen weiteren Vorfall hat es nach einem Bericht der „Bild“-Zeitung am Wochenende in Nordrhein-Westfalen gegeben: Bei einem C-Liga-Spiel zwischen TuS 08 Rheinberg und Fichte Lintfort kam es zu einer Schlägerei, weil ein Verantwortlicher des Heimvereins einen Zuschauer auf das Rauchverbot auf dem Sportplatz hinwies.
„Wir sind schockiert über diesen neuerlichen Vorfall körperlicher Gewalt gegen unsere Schiedsrichter“, sagte Stefan Reuß, Präsident des Hessischen Fußball-Verbandes (HFV). „Leider reißen die Meldungen von verbaler und körperlicher Gewalt gegen Schiedsrichter in jüngster Zeit nicht ab.“ Der Fall von Münster ist nur einer von fünf durch die Polizei seit einem Monat in Deutschland gemeldeten.
DFB und Innenminister reagieren
Betroffen zeigte sich auch der Trainer des Zweitligavereins Darmstadt 98 über den jüngsten Übergriff. „Ich war geschockt, als ich das gehört habe“, sagte Dimitrios Grammozis. Bei aller Emotionalität habe Gewalt im Fußball nichts zu suchen. „Das darf in keiner Weise toleriert werden. Da müssen drastische Strafen her.“