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6:1 gegen Wolfsburg : Bayern nicht zu stoppen

Seht her, ich kann es: Gomez trifft in der 80., 83. und 86. Minute Bild: dpa

Ein halbes Dutzend Tore im Pokalhalbfinale gegen den VfL Wolfsburg, allein drei schießt Gomez binnen zehn Minuten: Bayern München geht die entscheidenden Wochen der Saison mit beeindruckendem Elan an.

          3 Min.

          Fast ein halbes Jahrhundert ist Jupp Heynckes aus dem deutschen Profifußball kaum wegzudenken. Eine Trophäe jedoch hat er nur ein einziges Mal hochgehalten, den DFB-Pokal - das war 1973 mit Borussia Mönchengladbach, ein Sieg gegen Köln, für den die legendäre Selbsteinwechslung Günter Netzers und dessen „Tor des Jahres“ notwendig war.

          Christian Eichler
          Sportkorrespondent in München.

          Als Trainer aber gewann Heynckes den Pokal noch nie - und bekommt nun in seinem letzten Spiel beim FC Bayern und dem womöglich letzten seiner Karriere die späte Chance, das zu ändern. Nach dem 6:1-Erfolg über den VfL Wolfsburg am Dienstagabend steht Heynckes mit dem designierten deutschen Meister am 1. Juni im Pokalfinale in Berlin gegen den VfB Stuttgart oder den SC Freiburg.

          Mario Mandzukic hatte die Bayern in der 17. Minute in Führung gebracht. Der im Sommer aus Wolfsburg gekommene Stürmer hat damit in allen drei Saisonspielen gegen seinen früheren Klub getroffen. Arjen Robben erhöhte auf 2:0 (37.), ehe Diego mit einem Sonntagsschuss kurz vor der Pause den Wolfsburgern neue Hoffnung einflößte.

          Xherdan Shaqiri, der den gesperrten Franck Ribéry glänzend vertrat, vertrieb diese Hoffnung umgehend mit dem Treffer zum 3:1 (50.) und legte am Ende Mario Gomez auch noch das 4:1 vor (80.). Gomez hatte damit nicht genug - er ließ die Tore zum 5:1 und 6:1 in der 83. und 86. Minute folgen.

          FAZ.NET-Torvideo : Der kleine Shaqiri überragt

          Aus dem Katalog ihres reichen Repertoires hatten die Bayern für diesen Abend den Lehrbucheintrag Konterfußball aufgeschlagen. Sie bemühten sich über weite Strecken nicht groß, die Wolfsburger an die Wand zu kombinieren, sondern beschränkten sich darauf, das Spiel ökonomisch zu kontrollieren und dann, wenn sich nach Ballgewinn eine Lücke ergab, chirurgisch hineinzustoßen.

          Bereits nach sieben Minuten wäre ihnen so beinahe eine Kopie des Meister-Tores von Frankfurt gelungen, mit dem sie am vorletzten Wochenende vorzeitig den Meistertitel gewonnen hatten. Philipp Lahm drang rechts bis Torauslinie durch und schlug einen scharfen Pass an den Fünfmeterraum, den der aus dem Rückraum gestartete Bastian Schweinsteiger diesmal aber nicht per Hacke ins Netz verlängerte, sondern mit der Fußspitze knapp am Tor vorbei stocherte.

          Der hat gesessen: Robben (l.) dreht erfolgreich ab
          Der hat gesessen: Robben (l.) dreht erfolgreich ab : Bild: dpa

          Zehn Minuten später verschlampte Fagner bei einem der ersten Wolfsburger Vorstöße den Ball am rechten Flügel, worauf der VfL ein untaugliches Gegenpressing probierte, also den Versuch, den Ball in des Gegners Hälfte sofort wiederzugewinnen. Bayern-Linksverteidiger Diego Contento, der den erkrankten David Alaba vertrat, bekam den Ball aber mühelos aus der kritischen Zone ins weit geöffnete Mittelfeld.

          Es war die Einladung zu einem flotten Konter, die die Bayern über Shaqiri, Robben und schließlich Mandzukic zum 1:0 gern annahmen. Die Zuschauer stimmten danach den Gesang „Finale, ohoh“ zum Refrain des alten Schlagers „Volare“ an. Die Stimmung verbesserte sich noch, als Alexander Madlung, unbedrängt im Spielaufbau, aus der letzten Wolfsburger Abwehrreihe einen schlampigen Kurzpass spielte. Wie ein Wirbelwind ging Shaqiri dazwischen, stürmte Richtung Strafraum und bediente mit einem feinen Durchspiel den mitgelaufenen Robben. Der Holländer überlupfte den herausstürzenden Torwart Diego Benaglio zum 2:0.

          Sehr quirlig: Xherdan Shaqiri
          Sehr quirlig: Xherdan Shaqiri : Bild: dpa

          Doch die Wolfsburger gaben sich nicht geschlagen, warum auch? Sie hatten schon zu diesem Zeitpunkt mit schnellen Attacken Manuel Neuer mehrfach in Schwierigkeiten bringen können, vor allem in der 21. Minute, als der Bayern-Torwart eine Flanke nur nach vorn prallen lassen konnte und Glück hatte, dass der Nachschuss des Japaners Makoto Hasebe von Dantes Körper knapp am Pfosten vorbeigelenkt wurde. Auch bei einer Ecke von Ricardo Rodriguez nach 38 Minuten wirkte Neuer unsicher, er irrte unter dem lang geschlagenen Ball her, doch Naldo köpfte knapp daneben.

          Nachdem kurz vor der Pause Robben und Shaqiri mit Schussversuchen das 3:0 verpasst hatten, machte es Diego in der letzten Szene der ersten Halbzeit besser. Der Wolfsburger Regisseur bekam den Ball in halbrechter Position, wurde nicht gestört, entschloss sich zum Schuss und traf den Ball aus zwanzig Metern perfekt. Diagonal flog die Kugel in scharfer Kurve über Neuers Hand in den Torwinkel zum 2:1.

          Die rote Gefahr: Wer soll diese Bayern aufhalten?
          Die rote Gefahr: Wer soll diese Bayern aufhalten? : Bild: dpa

          Davon beflügelt, kehrten die Gäste mit Schwung aus der Kabine zurück - stellten sich dann aber selbst ein Bein, als sie beim zweiten Münchner Eckball den am Strafraumrand wartenden Shaqiri vergaßen. Kurz ausgeführt, landete die Ecke über zwei Stationen bei dem kleinen, quadratischen Schweizer, er machte eine Drehung und traf durch die Beine Fagners zum 3:1.

          Danach bemühten sich die Wolfsburger tapfer um den abermaligen Anschlusstreffer, kamen zu einem schönen Volley von Vierinha (61.), doch die Bayern kamen nie in wirkliche Schwierigkeiten, schon gar nicht, als Shaqiri vor dem 4:1 über das halbe Feld spazierte, den Ball aber erst auf Gomez querlegte, nachdem der nur noch das leere Tor vor sich hatte. Und erst recht, als der das Glückserlebnis beim 5:1 und 6:1 verdreifachen durfte. Heynckes sah es mit Wohlgefallen, er ist nun auf gutem Wege zum Double, vielleicht wird es ja sogar das Triple. Aber neu wäre von all den noch möglichen Krönungen seiner Karriere nur der Triumph in Berlin: „Der Pokal“, sagt er, „fehlt noch in meiner Sammlung“.

          Bayern München - VfL Wolfsburg 6:1 (2:1)

          Bayern München: Neuer - Lahm, van Buyten, Dante, Contento - Javi Martínez, Schweinsteiger - Robben (74. Rafinha), Müller (63. Luiz Gustavo), Shaqiri - Mandzukic (77. Gomez)
          VfL Wolfsburg: Benaglio - Fagner (61. Dost), Naldo, Madlung, Rodriguez - Medojevic, Polak (73. Träsch) - Hasebe, Diego, Vieirinha - Olic (73. Helmes)
          Schiedsrichter: Kircher (Rottenburg)
          Zuschauer: 71 000 (ausverkauft)
          Tore: 1:0 Mandzukic (17.), 2:0 Robben (35.), 2:1 Diego (45.), 3:1 Shaqiri (50.), 4:1 Gomez (80.), 5:1 Gomez (83.), 6:1 Gomez (86.)
          Gelbe Karten: Schweinsteiger / Naldo, Polak

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