4:1 gegen Real Madrid : Dortmund macht es fast wie die Bayern
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Wie viele Tore habe ich geschossen? Robert Lewandowski zeigt es an Bild: dpa
Das Halbfinalhinspiel in der Champions League wird zur Show des Robert Lewandowski. Der Stürmer schießt vier Tore gegen Real Madrid. Nur Mats Hummels’ Fehler schmälert Dortmunds 4:1-Sieg.
Vor dem Anpfiff sprachen in Dortmund alle über Mario Götze, den Jungstar, der im Sommer zum FC Bayern wechselt. Beim Halbfinalhinspiel in der Champions League gegen Real Madrid indes stand Robert Lewandowski im Mittelpunkt. Der polnische Stürmer machte sich gegen die „Königlichen“ aus der spanischen Hauptstadt zum kickenden König von Dortmund. Beim 4:1 über den spanischen Rekordmeister ragte Lewandowski aus einer insgesamt starken Dortmunder Elf heraus.
Er schoss alle vier Tore für den Bundesligaklub (8./50./55./67. Minute), der dank einer hervorragenden Leistung nun die große Chance besitzt, am kommenden Dienstag beim Rückspiel (20.45 Uhr / Live im Champions-League-Ticker bei FAZ.NET) in Madrid das Finale der Champions League zu erreichen. Cristiano Ronaldo hatte für die enttäuschenden Spanier zwischendurch den Ausgleich erzielt (43.). Vor allem in der zweiten Hälfte brannten die Dortmunder ein Fußballfeuerwerk ab und spielten sich in einen Rausch.
Im ersten Halbfinale des BVB nach fünfzehn Jahren konnte Trainer Jürgen Klopp seine Wunschelf aufbieten; also auch Sven Bender, der den vormaligen Real-Profi Nuri Sahin im defensiven Mittelfeld aus der Startelf verdrängte. Bender trug maßgeblich dazu bei, dass Dortmund einen flotten Start hinlegte.
Indem er Luka Modric den Ball abjagte, ermöglichte er Marco Reus den ersten gefährlichen Vorstoß der Partie. Der flinke Flügelspieler scheiterte nach einem Alleingang an Torhüter Diego Lopez. Den Abpraller vermochte Lewandowksi, der einen Schritt zu spät kam, nicht zu verwerten.
Torvideo : Startschuss für die Lewandowski-Show
Eine Minute später aber war Lewandowski rechtzeitig zur Stelle und riss die Dortmunder Fans zu einem ersten Sturm der Begeisterung hin. Der erfolgreichste Torschütze der Bundesliga drückte eine scharfe Flanke aus kurzer Entfernung über die Linie - sein siebter Treffer in der aktuellen Champions-League-Saison. Als Flankengeber durfte sich Mario Götze feiern lassen, dessen beschlossener und inzwischen auch verkündeter Wechsel Dortmund am Tag vor dem Spiel erschüttert hatte.
Real Madrid, von vielen als Favorit gehandelt, fand nur schwer ins Spiel. Das aggressive Stören der Dortmunder behagte Künstlern wie Mesut Özil, Xabi Alonso oder Christiano Ronaldo nicht. Erst Mitte der ersten Hälfte ergriffen die Spanier vorübergehend die Initiative, vermochten ihre Produktivität aber nicht zu steigern.
Dortmund hilft kräftig beim Ausgleich für Real
Bei einem Freistoß von Ronaldo sah sich BVB-Torhüter Weidenfeller immerhin mal zum Eingreifen gezwungen; er entschärfte den hart geschossenen Ball mit einer guten Parade. Auf der anderen Seite hätte Jakub Blaszczykowski seinen Verfolger Gonzalo Higuain mit seinem schnellen Antritt fast schon abgeschüttelt, doch in letzter Sekunde gelang es dem Real-Stürmer, der hinten aushalf, den Dortmunder am Torschuss zu hindern.
Es war nicht viel zu sehen, von dem was Özil angekündigt hatte. „Wir fahren nach Dortmund, um zu gewinnen - und uns erst gar nicht aufs Rückspiel zu verlassen“, hatte der deutsche Nationalspieler vor der Partie gesagt. Kurz vor der Pause sorgten die Spanier trotz ihres wenig überzeugenden Auftritts für ausgeglichene Verhältnisse - dank Dortmunder Hilfe.
Ein kleiner Konzentrationsfehler genügte, um Real auf die Sprünge zu helfen. Nationalverteidiger Mats Hummels misslang der Versuch, den Ball zu Weidenfeller zurückzuspielen. Higuain bemächtigte sich der Kugel und legte sie quer zu Ronaldo. Der portugiesische Star nutzte die Chance souverän zum Ausgleich.
Hummels raufte sich schuldbewusst die Haare. Unmittelbar vor dem Gegentor fanden die Dortmunder Fans eine Entscheidung des Schiedsrichters zum Haareraufen. Reus war im Sprintduell mit Varane im Strafraum zu Fall gekommen, doch Schiedsrichter Björn Kuipers aus den Niederlanden vermochte kein Foul zu erkennen. Er ließ, wohl zu Recht, weiterspielen.
Die Borussen setzen nach und sind erfolgreich
Der BVB steckte den Rückschlag gut weg. Nach dem Seitenwechsel hatte Dortmund abermals den besseren Start - und ging in Führung. Wieder war Lewandowski zur Stelle. Diesmal kam er nach einem Schussversuch von Reus zum Abschluss. Nun war das Ergebnis erreicht, das im Gruppenspiel zwischen diesen beiden Mannschaften am Ende Bestand hatte.
Das war den Borussen diesmal aber nicht genug; sie setzten nach. Vor allem Lewandowski war nicht zu bremsen. Fünf Minuten nach dem 2:1 nutzte er einen Abpraller zu seinem dritten Streich und brachte das Stadion zum Beben. Die Dortmunder spielten nun wie entfesselt. Nach gut einer Stunde scheiterte Ilkay Gündogan mit einem wuchtigen Schuss am Torhüter.
Die Dortmunder Fans feiern voller Begeisterung
Aber die Borussen waren nicht mehr aufzuhalten. Nach einem Foul von Xabi Alonso an Reus erkannte Schiedsrichter Kuipers auf Strafstoß. Und Lewandowski ließ es sich nicht nehmen, auch vom Elfmeterpunkt zu treffen und den Vorsprung abermals auszubauen. Während Real vergeblich versuchte, wenigstens ein zweites Tor zu schießen, feierten die BVB-Anhänger ihre Lieblingsmannschaft voller Begeisterung. Dazu benötigten sie nur ein Wort: „Finale!“
Borussia Dortmund - Real Madrid 4:1 (1:1)
Borussia Dortmund: Weidenfeller - Piszczek (83. Großkreutz), Subotic, Hummels, Schmelzer - Bender, Gündogan (90.+2 Schieber) - Blaszczykowski (82. Kehl), Götze, Reus - Lewandowski
Real Madrid: Diego López - Sergio Ramos, Varane, Pepe, Coentrão - Khedira, Xabi Alonso (80. Kaká) - Özil, Modric (69. Di María), Cristiano Ronaldo - Higuaín (69. Benzema)
Schiedsrichter: Kuipers (Niederlande)
Zuschauer: 65.829 (ausverkauft)
Tore: 1:0 Lewandowski (8.), 1:1 Cristiano Ronaldo (43.), 2:1 Lewandowski (50.), 3:1 Lewandowski (55.), 4:1 Lewandowski (67./Foulelfmeter)
Gelbe Karten: Lewandowski / Khedira, Sergio Ramos, Özil