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3. Prozeßtag : Sapina und Hoyzer - Zwillingsbrüder im Geiste

  • -Aktualisiert am
Ante Sapina: „Hoyzer war geldgeil”

Ante Sapina: „Hoyzer war geldgeil” Bild: picture-alliance/ dpa/dpaweb

Ante Sapina hat im Prozeß um manipulierte Fußballspiele den früheren Schiedsrichter als „geldgeilen und feiersüchtigen“ Aufsteiger beschrieben. Der kroatische Hauptangeklagte relativierte aber seine Darstellung von Robert Hoyzer als Anstifter.

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          Robert Hoyzer zeigte nur einmal, was wirklich in ihm vorgeht. Als Ante Sapina, Hauptangeklagter im Manipulations- und Wettskandal, ins Detail ging, lachte er und schüttelte den Kopf - als sei absurd, was da zu Protokoll gegeben wurde. Für die Zuhörer indes war es amüsant. Denn die Rede war von jener Nacht vor der Zweitligapartie der Spielvereinigung Unterhaching gegen den 1. FC Saarbrücken im November 2004. Schiedsrichter Hoyzer sollte das Spiel so pfeifen, daß die Heimmannschaft gewinnt - doch er versagte. Das Duell endete 1:3. „Ich war wütend. Er hat sich gar nicht ordentlich vorbereitet auf das wichtige Spiel“, sagte Sapina. Statt früh ins Bett zu gehen, um zur Hochleistung an der Pfeife aufzulaufen, habe sich Hoyzer in einer Diskothek betrunken und mit Damen aus Osteuropa angebandelt. Als Sapina seinen Komplizen nachts um vier Uhr endlich ins Hotel geschleppt hatte, habe der die vorab bezahlten 35 000 Euro Schmiergeld „aufs Bett geworfen und darin gebadet“.

          Robert Hoyzer ist klar, daß derartige Schilderungen das Bild zerstören, daß er auch am dritten Verhandlungstag im Saal 500 des Landgerichts in Berlin-Moabit zeichnete: ein netter, junger Mann, der höflich Zuhörern beim Gang aus dem Gericht „einen schönen Tag wünscht“, in die Fänge der Wettmafia geraten und nun reuiger Sünder. Nun, da Sapina mit seinen Ausführungen fast am Ende ist und für Donnerstag die erste Einlassung von Hoyzer angekündigt wurde, sagte sein Anwalt Thomas Hermes: „Die Version Ante ist nicht die Version Hoyzer.“

          Der Prozeß hinterläßt erste Spuren

          Nicht nur bei Hoyzer hinterläßt der Prozeß erste Spuren. Besonders an die Nieren scheint er Dominik Marks zu gehen, dem zweiten angeklagten Schiedsrichter. Dieser soll aufgrund von Geldproblemen via Hoyzer an Sapina geraten sein, der ihm im Vorgriff auf Manipulationen 7.000 Euro geliehen haben will. Für den Wirtschaftsprüfungsassistenten steht seine berufliche Zukunft auf dem Spiel. Derzeit wirkt er derart psychisch angeschlagen, daß Beobachter sich Sorgen machen. Während der Sitzungen sitzt er meist apathisch da, den Kopf gesenkt, kreidebleich. „Ich sage nichts“, war das einzige, was er auf Nachfrage sagte, bevor er mehr von dannen schlich als ging. Am Dienstag wurde Marks schwer belastet durch Sapina. Auch mit ihm habe er sich mehrmals getroffen, unter anderem im Hotel in Karlsruhe, vor dem Spiel gegen den MSV Duisburg. Der Gast gewann wunschgemäß mit 3:0, Marks soll kräftig mitgeholfen haben. Am Ende standen 627.615 Euro Reingewinn für den Drahtzieher und 30.000 Euro für den Erfüllungsgehilfen, der als einziger wie ein wirkliches Opfer wirkt. Ein gebrochener Mann.

          Keine Erhellung konnten derweil Sapinas Aussagen über den mittlerweile vom Deutschen Fußball-Bund rehabilitierten Referee Jürgen Jansen bringen. Auch ein Ermittlungsverfahren gegen ihn war am 29. Juli eingestellt worden. Der Kontakt vor den nach Sapinas Ansicht (“Jansen hat mit ein paar Kleinigkeiten nachgeholfen“) manipulierten Partien Dresden gegen Unterhaching und Kaiserslautern gegen Freiburg sei über den Dresdner Schiedsrichterbetreuer Wieland Ziller gelaufen. Der hat mittlerweile erklärt, das für Jansen gedachte Geld selbst behalten zu haben. Sapina brach den Kontakt zu Jansen ab, weil er sich „geweigert hat, mit mir persönlich zu sprechen“. Der Wettpate will seinen Partnern „immer persönlich in die Augen sehen. Damit ich weiß, wie verläßlich sie sind.“

          „Wir waren in der Sache beide keine Jungfrauen“

          Seinen einst vertrauten Freund Hoyzer wollte er ein wenig entlasten - gelungen ist ihm dies nicht. Auch, weil Sätze wie diese fielen: „Robert ist geldgeil, ich bin ein Zocker.“ Außerdem erneuerte Sapina die Version, daß Hoyzer bereits vor dem eigentlichen Skandal absichtlich falsch gepfiffen hatte: „Wir waren in der Sache beide keine Jungfrauen. Zwei Gleichgesinnte haben sich gefunden.“ Im übrigen habe Hoyzer „seine Macht auf dem Fußballplatz genossen“ und sich bei ausschweifenden Feiern seiner Betrügereien auch noch über betroffene Spieler wie die HSV-Profis Barbarez und Rahn, deren Pokalspiel in Paderborn (2:4) er verpfiff, lustig gemacht. Bei dieser Partie gewann Sapina neben den bisher bekannten 751 365 Euro offenbar weitere rund 150.000 Euro. Geht es um Wetteinsätze im Ausland, gibt sich der sonst Redefreudige etwas wortkarger.

          Er und Hoyzer hätten sich jedenfalls ergänzt „wie Zwillingsbrüder“. Trotzdem, so Sapina, wolle er eines klarstellen: „Ich will nicht, daß Robert als Drahtzieher dasteht, der mich gedrängt hat.“ Diesen Eindruck hatte er am zweiten Prozeßtag vermittelt. In Kroatien gäbe es ein Sprichwort, sagte nun Sapina: „Man muß einen Frosch nicht überreden ins Wasser zu springen.“ Es scheint, als haben sie beide das sumpfige Gewässer geliebt. Nur hat für den Geschmack von Milan Sapina, dem mitangeklagten Geschäftsmann, sein kleiner Bruder bisher mehr gebüßt als Hoyzer. Sapina sitzt seit acht Monaten in Untersuchungshaft. „Ich hoffe“, sagte Milan Sapina, „daß er bald rauskommt. Die anderen sind schon lange draußen und feiern.“

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