3:1 gegen Neapel : Dortmund hat es selbst in der Hand
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Voila! Reus und die Borussia gewinnen gegen Neapel Bild: dpa
Borussia Dortmund hält dem Druck stand: Nach dem wichtigen 3:1-Sieg gegen den SSC Neapel kann sich der Vorjahresfinalist aus eigener Kraft fürs Achtelfinale qualifizieren.
Dieses Spiel hat richtig wehgetan. Sven Bender kämpfte sich mit einem Nasenbeinbruch durch die Partie. Sebastian Kehl bewegte sich eine Weile nur humpelnd über den Platz. Und auch manch andere schmerzhafte Begegnung mit einem resoluten Herrn in hellblau wird wohl noch eine Weile nachwirken. Wenn die Dortmunder aber ihre Wunden lecken in den nächsten Tagen, können sie das in dem guten Gefühl tun, einen Kraftakt der besonderen Art vollbracht zu haben. Mit dem 3:1 gegen den SSC Neapel sind sie wieder voll im Rennen um die beiden Plätze im Achtelfinale der Champions League.
Es war klar, dass nur ein Sieg ein Gruppen-„Finale“ am 11. Dezember bei der nach der 0:2-Niederlage gegen Arsenal bereits ausgeschiedenen Elf von Olympique Marseille bescheren würde. Marco Reus mit einem Foulelfmeter in der 10. Minute, Jakub Blaszczykowski (60.) und Pierre-Emerick Aubameyang (78.) trugen mit ihren Toren – bei einem Gegentreffer von Lorenzo Insigne (71.) – das Zählbare bei am Dienstagabend.
Jenseits der gewinnbringenden Treffer war die Energieleistung und wohl auch die Trotzreaktion des gesamten Teams drei Tage nach dem 0:3 gegen den FC Bayern der ausschlaggebende Faktor in einem umkämpften und packenden Duell mit dem Dritten der Serie A. Es war mitunter haarsträubend, wie die Borussia gegen Neapel beste Chancen vergab – aber gewinnt sie nun in Marseille, hat sie tatsächlich noch die K.-o.-Phase erreicht.
„Wir wollten was gutmachen für die ganze Stadt, den Verein und die Fans, und das ist uns gelungen. Wir haben verdient gewonnen“, erklärte Kevin Großkreutz nach dem gelungenen Auftritt. Was war den Dortmundern im Hinspiel beim 1:2 alles für Unheil widerfahren – mit den Platzverweisen gegen Trainer Klopp und Torwart Weidenfeller als besonderen Tiefschlägen.
Diesmal allerdings lief es zu Beginn blendend für die Borussia. Beide Teams hatten noch nichts Nennenswertes zustande gebracht, da zeigte Schiedsrichter Carballo nach einer Dortmunder Freistoß-Flanke und einer Rangelei zwischen Fernandez und Lewandowski auf den Elfmeterpunkt – eine zumindest nicht selbstverständliche Entscheidung, die die Italiener auch nicht wahrhaben wollten. Reus nutzte die Gelegenheit mit Schwung und Sicherheit.
Nach drei verlorenen Spielen, in denen die Borussen gerade einmal ein Tor erzielt hatten, war das natürlich eine Erleichterung. Und es gab gleich doppelt Gelegenheit für mehr. Erst traf Lewandowski aus exzellenter Position das Tor nicht, dann parierte Torwart Reina einen Freistoß von Reus.
Die Borussen spielten nicht glanzvoll und schon gar nicht fehlerfrei bis dahin. Aber sie hatten Biss. Es folgte ein erster Schreck. Sven Bender musste nach einem der vielen intensiven und bisweilen ruppigen Zweikämpfe behandelt werden, seine Nase blutete. Für einen Moment stand ein besonders schmerzlicher Verlust im Raum, schließlich war der Nationalspieler, der sonst im defensiven Mittelfeld wirkt, Klopps Not-Innenverteidiger; der unter dem Eindruck der Verletzungsserie in der Defensive frisch verpflichtete Manuel Friedrich ist nicht für die Champions League spielberechtigt. Aber Bender konnte weitermachen.
Die nächsten Sorgen galten Kapitän Kehl, der ins Team gerückt war und Benders Position im Mittelfeld neben Sahin übernahm. Doch auch er ließ sich von einem schmerzenden Knöchel nicht aus dem Spiel nehmen.
Den Italienern fehlte einer ihrer Besten im Mittelfeld. Marek Hamsik war bei der Niederlage am Samstag gegen Parma ausgerechnet von seinem Schwager, dem Uruguayer Walter Gargano, außer Gefecht gesetzt worden. Aber auch so zeigten sie, warum sie ein höchst unangenehmer Gegner sind: Resolut in den Zweikämpfen und mit viel Wucht und Klasse im Spiel nach vorn stellten sie die Borussen auch diesmal vor Probleme. Callejons Pfostenschuss nach 29 Minuten war der Höhepunkt einer starken Phase der Neapolitaner.
Am Ende einer ersten Hälfte, die schon so viel Stoff bot, wie oft nicht in 90 Minuten stecken, war dann wieder die Borussia am Drücker. Doch Mchitarjan und Lewandowski fanden ihren Meister wieder in Torwart Reina, wobei vor allem die Chance des Polen zu den Möglichkeiten zählte, die man gerne einmal nutzen darf.
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Die Pause dürfte den Akteuren gelegen gekommen sein. Die Dortmunder nutzten sie für eine ungewöhnliche Maßnahme: Weil Bender schon zwei Mal sein blutbeflecktes Trikot gewechselt hatte und kein weiteres vorbereitet war, musste Nachschub aus dem Fanshop organisiert werden.
Dem Dortmunder Spiel kam es gelegen, dass Neapel nun mehr Räume bot – und nicht mehr ganz im Vollbesitz der Kräfte wirkte. Ein paar Mal rollten vielversprechende Konter in Richtung von Reinas Tor, Reus (53.) und Mchitarjan (58.) kamen dem zweiten Treffer schon nahe. Dann musste plötzlich Weidenfeller gegen Higuain klären, der frei vor ihm aufgetaucht war (59.). Aber schon beim nächsten Dortmunder Angriff stimmte alles. Reus legte von links perfekt in den Lauf von Blasczczykowski, der per Direktabnahme vollendete.
Alles sah so glänzend aus für die Borussia, doch einer der (zu) vielen Ballverluste im Mittelfeld brachte Neapel noch einmal ins Spiel. Der eingewechselte Insigne überwand Weidenfeller. Bei einem Unentschieden wäre alles vorbei gewesen für die Borussia. Doch es ging gut, wenn auch wieder mit längerem Anlauf. Auch Aubameyang musste erst eine hochkarätige Chance vergeben, ehe er das schwarz-gelbe Glück perfekt machte.
Borussia Dortmund - SSC Neapel 3:1 (1:0)
Borussia Dortmund: Weidenfeller - Großkreutz, Bender, Sokratis, Durm - Sahin, Kehl - Blaszczykowski (69. Aubameyang), Mchitarjan, Reus (81. Piszczek) - Lewandowski (89. Schieber)
SSC Neapel: Reina - Maggio, Albiol, Fernández, Armero - Callejón (66. Insigne), Behrami, Dzemaili (62. Inler), Mertens - Pandev (76. Zapata) - Higuaín
Schiedsrichter: Velasco (Spanien)
Zuschauer: 65.829 (ausverkauft)
Tore: 1:0 Reus (10./Foulelfmeter), 2:0 Blaszczykowski (60.), 2:1 Insigne (71.), 3:1 Aubameyang (78.)
Gelbe Karten: Kehl / Albiol, Fernández, Higuaín, Pandev