3:0 gegen Donezk : Dortmund stürmt ins Viertelfinale
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Dortmunder Buben: Kindische Freude über einen klaren Erfolg Bild: dapd
Der deutsche Meister Borussia Dortmund gerät gegen Schachtjor Donezk nie in Gefahr und bleibt nach dem 3:0-Sieg unter den Besten der Champions League ein Anwärter auf den Titel.
Das kann ja heiter werden, falls Mircea Lucescu, der Trainer von Schachtjor Donezk, tatsächlich recht behalten wird. „Ich bin mir sicher“, hatte er gesagt, „dass der Sieger unseres Achtelfinales das Endspiel erreichen wird.“ Nun, sollte Lucescu also richtig liegen mit seiner Prognose, dann wird er am Finalabend im Wembleystadion Borussia Dortmund bewundern dürfen. Der deutsche Meister nutzte die gute Ausgangsposition nach dem 2:2 im Hinspiel und zog mit einem hoch verdienten 3:0-Erfolg ins Viertelfinale ein.
Stimmungsvoll ist es in Dortmund ja immer, doch obwohl an Abenden in der Champions League rund 15.000 Fans weniger als zu Begegnungen in der Bundesliga zugelassen sind, ging es beim „Spiel des Jahres“, wie der Dortmunder Trainer Jürgen Klopp dieses Rückspiel im Achtelfinale genannt hatte, noch eine Spur lauter zu als üblich. Es schien, als wollten die Dortmunder Anhänger ihre Mannschaft in das erste Viertelfinale seit 15 Jahren schreien - mit mangelnder Unterstützung jedenfalls wäre ein Scheitern nicht zu erklären gewesen. Jede gelungene Dortmunder Aktion wurde frenetisch bejubelt - sei es ein Eckball, der erkämpft wurde, ein gewonnener Zweikampf oder auch nur die Unterbindung eines Konters von Schachtjor Donezk. Vor denen musste die Borussia nämlich stets besonders in Acht sein und so nach dem 2:2 im Hinspiel die richtige Balance zwischen Angriff und doch vorsichtiger Spielweise finden. Schließlich hätten den Dortmundern auch ein 0:0 oder 1:1 zum Weiterkommen gereicht.
Wie erwartet war Schachtjor wieder in zwei übersichtliche Länder-Abschnitte aufgeteilt. Für die grobe Arbeit in der Defensive ist die osteuropäische Fraktion zuständig, für den eher kreativen Teil müssen die Brasilianer sorgen. Doch dass sich auch die Dortmunder im Angriff nicht hinter südamerikanischer Ballkunst verstecken müssen, bewies der deutsche Meister von Beginn an. Götze, Reus. Lewandowski und Blaszczykowski, in der Regel bestens bedient durch den Mittelfeldmotor Gündogan, wirbelten die Abwehr der Ukrainer immer wieder gehörig durcheinander.
Lediglich dem letzten Pass fehlte zunächst immer der berühmte Zentimeter - der BVB war zwar am Drücker, kam aber zunächst nicht zu großen Torchancen. Das war zu verschmerzen, weil Schachtjor zwar mitunter filigrane Technik bei den gefürchteten Kontern andeutete, aber keinen dieser schnellen Gegenangriffe auch zu Ende spielen konnte. Das lag vor allem an Sven Bender im defensiven Mittelfeld der Dortmunder, der so omnipräsent wirkte, als würde sein für Leverkusen tätiger Zwillingsbruder Lars diesmal auch im gelben Trikot stecken.
Tagelang hatte die Dortmunder alles versucht, um den grippekranken Mats Hummels für diese Partie doch noch fit zu bekommen. Alles vergebens - der Abwehrchef, der in Donezk nach einem Eckball das wichtige 2:2 erzielt hatte, fehlte. Er wurde ersetzt durch Felipe Santana, und was zunächst wie eine erhebliche Schwächung wirkte, erwies sich nach 31 Minuten als wegweisend. Reus hatte einen der umjubelten Eckbälle erzwungen, und ein paar Sekunden später bebte das Stadion - der Brasilianer hatte mit einem wuchtigen Kopfball den Führungstreffer erzielt. Die Brust der Dortmunder Spieler schien danach noch ein wenig breiter zu werden, die Kombinationen wirkten noch eine Spur sicherer. Das führte schnurstracks zum 2:0, als Lewandowski einen Flankenball so lange verzögerte, bis der Moment passend schien. Er war es - Götze lenkte den Ball aus fünf Metern ins Tor.
Der Rest war großes Gefühlskino
Schachtjor, das erst kurz vor dem Pausenpfiff Weidenfeller zu einer Abwehraktion zwang, musste nun mindestens drei Tore schießen, um das Viertelfinale zu erreichen. Schwer, aber nicht unmöglich für eine in der Offensive derart gut bestückte Mannschaft, die natürlich nach der Pause ihre eher defensive Grundstruktur aufgab. Prompt kam die Borussia in der einen oder anderen Situation zunächst ins Schwimmen, zumal Bender als ordnende und alle Löcher zu laufende Kraft fehlte. Er hatte verletzt in der Kabine bleiben müssen, für ihn rückte Kapitän Kehl ins Team. Das sah also noch einmal nach einem schönen Stück Arbeit für die Westfalen aus - aber nach einer Stunde durften sich dann urplötzlich doch alle innerlich auf die große Feier einstellen.
Blasczcykowski hatte den Ball durch das Mittelfeld getragen und schließlich Gündogan an der Strafraumgrenze bedient. Dessen Schuss hätte Schachtjor-Torwart Pyatov eigentlich vor keine großen Probleme stellen dürfen, aber das tat er dann doch. Als habe er auf eine heiße Herdplatte gegriffen, ließ Pyatov den Ball fallen, krabbelte ihm verzweifelt hinterher, aber da war schon Blasczcykowski zur Stelle. Der Pole bedankte sich für die leichte Aufgabe, spielte den Torwart aus, schob den Ball zum 3:0 ins Tor und die Stimmung auf den Rängen steuerte auf einen neuen akustischen Höhepunkt zu.
Der Rest war großes Gefühlskino, und vielleicht denkt Robert Lewandowski ja doch noch einmal darüber nach, ob er so etwas auch anderswo erleben wird. Mehr Geld gibt es bei anderen Vereinen sicher - mehr Begeisterung kaum.
Borussia Dortmund - Schachtjor Donezk 3:0 (2:0)
Dortmund: Weidenfeller – Piszczek, Subotic, Santana, Schmelzer – Gündogan (82. Sahin), Bender (46. Kehl) – Blaszczykowski (70. Großkreutz), Götze, Reus – Lewandowski
Donezk: Pyatov – Srna, Rakytskyy, Kucher, Rat – Fernandinho, Hübschman (82. Stepanenko) – Alex Teixeira, Mkhitaryan , Taison (46. Douglas Costa) – Luiz Adriano
Tore: 1:0 Felipe Santana (31.), 2:0 Götze (37.), 3:0 Blaszczykowski (59.)
Zuschauer: 65.829 (ausverkauft)
Schiedsrichter: Skomina (Slowenien)
Gelbe Karten: - / Kutscher