2:1 gegen Schottland : Alle müde außer Müller
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Der deutsche Nationalspieler Thomas Müller im Duell mit dem Schotten Steven Whittaker Bild: dpa
Die Weltmeisterschaft steckt den Nationalspielern noch in den Knochen. Im Qualifikationsspiel gegen Schottland kommt es zu einem ungewohnten Leistungseinbruch. Dass das deutsche Team dennoch siegt, liegt an einem bekannten Phänomen.
Die Rückkehr in den Alltag der Qualifikationsspiele hat sich für den Weltmeister als beschwerlich erwiesen. Was am Anfang leicht aussah, wurde am Ende schwer – schwerer, als so mancher gedacht haben mag. Für den Hauptdarsteller des Abends indes kam alles wie erwartet. Er habe vor dem Spiel gegen Schottland „nicht nur so aus Spaß gesagt, dass es eng werden wird“, äußerte Thomas Müller am späten Sonntagabend. Mit seinen beiden Toren ermöglichte der Angreifer von Bayern München der Nationalelf einen „Arbeitssieg“ im ersten Gruppenspiel der Qualifikation zur Fußball-Europameisterschaft 2016. Beim 2:1 gegen Schottland zeigte Müller im Abschluss die individuelle Klasse, die nötig war, um vier Tage nach der verunglückten WM-Nachfeier gegen Argentinien nicht auch noch gegen einen limitierten, wenn auch beherzten Gegner einen Fehlstart in die Pflichtspielsaison hinzulegen.
Wenn es darum ging, dem Spiel eine Richtung zu geben, war Müller zur Stelle. Erst brachte er die deutsche Elf mit einem Kopfball in Führung (18. Minute), später machte er den aufmüpfigen Schotten nur vier Minuten nach deren Ausgleich mit seinem zweiten Tor (70.) klar, dass die Deutschen, bei allem Mangel an Kraft und Dynamik, auch nach der Pause ihr einziges Ziel, den Tagessieg, nicht aus den Augen verloren hatten. Kurz vor Schluss hätte Müller den Vorsprung ausbauen können, traf aber nur den Pfosten, so dass die Deutschen weiter zittern mussten, trotz einiger Turbulenzen aber letztlich sicher gelandet sind. Mit drei Punkten in die EM-Qualifikation zu starten, nur darum sei es ihm gegangen, sagte Joachim Löw. Insofern sei er mit dem Erreichten „absolut zufrieden“.
Löw macht sich keine Illusion darüber, dass seine Männer die Folgen der Weltmeisterschaft noch eine Weile zu spüren bekommen. So wie in der zweiten Halbzeit von Dortmund, in der ein Leistungseinbruch den Schotten vorübergehend auf die Sprünge half, bis Müller, der sich unaufgeregt des Störfalls angenommen hat, der sich da anbahnte. Der Bundestrainer sagt, er rechne damit, dass die Weltmeister erst im Oktober wieder aus dem Vollen schöpfen könnten. „Dann werden sie frischer sein.“
2:1 gegen Schottland : Arbeitssieg für die Weltmeister
Es traf sich gut, dass Müller früher frischer ist als andere, die in Brasilien an ihre Grenzen gegangen sind. Also lag die Frage durchaus nah, ob der Bundestrainer nicht (wieder einmal) verblüfft sei über das Phänomen Müller. Löw fühlte sich nicht angesprochen. „Der Thomas kann mich nicht mehr verblüffen“, sagte er, „dafür haben wir schon zu viel gemeinsam erlebt.“ So unorthodox seine Bewegungsabläufe zuweilen anmuten, so deutlich tritt seine Gier hervor, wenn ein Tor derart dringend gebraucht wird wie in jener 70. Minute, kurz nachdem die Schotten bei ihrem Trainer Phantasie geweckt hatten. „Als wir das 1:1 geschossen hatten, glaubte ich, dass wir noch mehr rausholen können“, sagte Gordon Strachan – bis Müller ihm und seiner Mannschaft zum zweiten Mal in die Quere kam. Als es darum ging, die Vorzüge des Matchwinners zu beschreiben, taten sich die beiden Trainer zusammen. Strachan nimmt Müller als „Maschine“ wahr, die imstande sei, „zwei Meter fünfzig hoch zu springen“ und sich in der Luft selbst gegen großgewachsene Schotten durchzusetzen. Löw wiederum hatte vielleicht eher das zweite Tor vor Augen, als er sagte: „Thomas steht immer da, wo er stehen muss als Stürmer.“