WM-Vorschau: Kolumbien : Staatspräsident an Falcaos Bett
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So will Falcao auch bei der WM jubeln - aber wird er auch fit? Bild: AP
2010 durfte nur Shakira zur WM, 2014 ist Kolumbiens Elf dabei. Doch die Nation bangt um den verletzten Falcao. Immerhin hat „Taxifahrer“ Pekerman teure Alternativen. Alles zu Kolumbien in der WM-Vorschau.
FAZ.NET zählt den Countdown zur Fußball-WM in Brasilien. An jedem Tag bis zum Eröffnungsspiel stellen wir einen Teilnehmer vor, damit Sie gut vorbereitet ins Turnier gehen. Heute: Kolumbien.
Alle Termine im Überblick:
Der Spielplan der Fußball-WM 2014 in Brasilien
1 – Nur Shakira darf zur WM
Der letzte kolumbianische Gast bei einer Fußball-WM hatte lange blonde Haare und hieß nicht Carlos Valderrama. Sängerin Shakira war vom Fußball-Weltverband Fifa ausgewählt worden, um bei der Endrunde in Südafrika mit ihrem WM-Song „Waka Waka“ für die musikalische Untermalung zu sorgen. Die kolumbianische Nationalmannschaft indes war 1998 beim Turnier in Frankreich letztmals qualifiziert. 2014 sind „Los Cafeteros“, die Kaffeepflücker, wieder dabei, erst zum fünften Mal in der WM-Geschichte nach 1962, 1990, 1994 und eben 1998.
2 – 1:1 gegen Weltmeister Deutschland
Die WM-Bilanz der Kolumbianer ist nicht berauschend. Bei der ersten Teilnahme schieden sie nach nur einem Unentschieden nach der Vorrunde aus, 1998 gelang immerhin ein Sieg über Tunesien, der die Abreise nach den ersten drei Partien aber auch nicht verhinderte. 1990 zogen die Südamerikaner indes in die K.o.-Runde ein, nachdem sie dem späteren Weltmeister Deutschland ein 1:1 abgetrotzt hatten. Doch im Achtelfinale unterlagen die Kolumbianer Kamerun um Altstar Roger Milla unglücklich mit 1:2 nach Verlängerung. Es war bis heute das beste WM-Ergebnis.
3 – Tödliche Schüsse in Medellín
In den Hintergrund rückten die Erfolge der „Goldenen Generation“ in den 90er-Jahren nach der WM 1994 in den Vereinigten Staaten. Andres Escobar traf im Spiel gegen die Gastgeber ins eigene Tore, Kolumbien verlor und musste nach der Vorrunde die Heimreise antreten. Zurück im eigenen Land wurde Escobar in Medellín erschossen. Ob der Täter als enttäuschter Fan oder im Auftrag der Wettspielmafia handelte, konnte nie geklärt werden. Die Beerdigung des Nationalspielers begleiteten mehr als 100.000 Menschen, der Täter kam 2005 vorzeitig wieder auf freien Fuß.
4 – Valderrama und die Lockenpracht
Carlos Valderrama, der schillerndste Star der „Goldenen Generation“, ist bis heute mit 111 Einsätzen Rekordnationalspieler. Trotz der Konkurrenz durch den Argentinier Diego Maradona oder Zico aus Brasilien wurde er zweimal Südamerikas Fußballer des Jahres (1987 und 1993). Valderrama, der äußerlich durch seine gelbe Lockenpracht hervorstach, führte Kolumbien bei allen drei Endrunden in den 90er Jahren als Kapitän an. 1990 beim Sieg über die Vereinigten Arabischen Emirate traf er sogar – es sollte sein einziges WM-Tor bleiben. Abschied nahm Valderrama erst 2004 mit 42 Jahren.
5 – Higuita und der „Skorpion-Kick“
Die gleiche Frisur, nur eine dunklere Haarfarbe trug Rene Higuita, der seinem Spitznamen „El Loco“, der Verrückte, alle Ehre machte. Das WM-Aus 1990 verschuldete der Torwart durch einem Ausflug, bei dem er den Ball außerhalb des Strafraums verlor. Fünf Jahre später zeigte er im Wembley-Stadion in einem Freundschaftsspiel die spektakulärste Parade der Geschichte. Einen Torschuss wehrte er mit dem „Skorpion-Kick“ ab. Dabei sprang er nach vorne und traf den hohen Ball kopfüber mit den Hacken. Sogar drei Tore erzielte Higuita für Kolumbien.
6 – Dicken Lippen, großes Kinn
War sein Wirken auf dem Rasen schon verrückt genug, so machte er auch außerhalb immer wieder von sich reden – bis heute. In den Neunzigern spielte er den Kurier bei einer Lösegeldübergabe mit Drogendealern und bekam dafür eine Haftstrafe, die erst nach einem Hungerstreik ausgesetzt wurde. Zweimal hatte Higuita zudem eine positive Doping-Probe, jeweils wurde ihm Kokain nachgewiesen. Nach seinem Karriereende tingelte er durch verschiedene Reality-Shows im kolumbianischen TV und ließ sich bei Schönheitsoperationen Lippen aufspritzen oder das Kinn vergrößern.
7 – 43. Geburtstag bei der WM
Extravagante Spieler findet man bei den Kolumbianern nicht mehr – außer Faryd Mondragon, der von 2007 bis 2010 beim 1. FC Köln im Tor stand. Er war der erste südamerikanische Schlussmann in der Bundesliga. Nach einer Reise zur Nationalelf verlor er seinen Stammplatz, sein Vertrag wurde aufgelöst. Mondragon, in Frankreich einst in einen Passfälscher-Skandal verwickelt, wird während der WM 43 Jahre alt, schaffte es aber hinter Stammkeeper David Ospina nochmal in den Kader. Kurios: Als Mondragon, der libanesische Wurzeln hat, seine Karriere bei Deportivo Cali begann, wurde Ospina gerade geboren.
8 – Platz fünf in der Weltrangliste
Ospina hatte großen Anteil an der WM-Qualifikation der Kolumbianer, die nur 13 Gegentore zuließen und hinter Argentinien als bestes Auswärtsteam Zweiter wurden. Durch die guten Ergebnisse machte die Mannschaft einen Sprung in der Fifa-Weltrangliste auf Platz fünf. So tauchte Kolumbien, das im ersten Spiel auf Fredy Guarin wegen eines Platzverweises in der Qualifikation verzichten muss, bei der Auslosung der WM-Gruppe in Topf 1 der gesetzten Teams auf, obwohl die letzte Teilnahme 16 Jahre zurücklag. Die Erfolge lohnten sich. Kolumbien, bei denen der Mainzer Elkin Soto im Kader steht, erwischte mit Griechenland, Japan und der Elfenbeinküste eine leichtere Gruppe.
9 – Taxifahrer Pekerman übernimmt
Hoffnungsträger in Brasilien ist für Kolumbien ein Argentinier. Jose Pekerman ist seit Januar 2012 Nationaltrainer. 2006 saß er bei der WM auf der Bank seines Heimatlandes und beging im verlorenen Viertelfinale gegen Deutschland den Fehler, Lionel Messi nicht einzusetzen und nach der Führung auf Verteidigung zu setzen. Sofort trat er zurück. Pekerman, der seine Karriere mit 28 Jahren aufgrund einer Knieverletzung beenden musste und während der WM 1978 in Argentinien als Taxifahrer arbeitete, scheut die Medien – nicht zuletzt wegen der herben Kritik nach dem Aus in Berlin.
10 – Kolumbiens Bangen um Falcao
Überhaupt nicht medienschau ist Radamel Falcao. Seit am 22. Januar das Kreuzband des Stürmers im Pokalspiel seines AS Monaco gegen ein Viertligateam riss, lässt er die Fußballwelt Anteil nehmen am Genesungsprozess. Sogar Staatspräsident Juan Manuel Santos besuchte Falcao im Krankenhaus bei der Rückreise vom Weltwirtschaftsforum. Ob Falcao es zur WM schafft, ist ungewiss, täglich gibt es andere Prognosen. Verheiratet ist Falcao, der in der Qualifikation neun Tore in dreizehn Spielen schoss, übrigens mit der argentinischen Sängerin Lorelei Taron, die deutsche Wurzeln hat.
Desde Porto viendo al equipo, gracias por la fuerza que me dan, yo estoy acá a darles la mía!! pic.twitter.com/nrHCeHxAge
— Radamel Falcao (@FALCAO) 26. Januar 2014
11 – Ein Schnäppchen für Dortmund
Sollte Falcao, für den bei seinen Wechseln zum FC Porto, zu Atlético Madrid und AS Monaco 112 Millionen Euro Ablösesumme bewegt wurde, ausfallen, gibt es kaum günstigere Alternativen. James Rodriguez spielte auch für Porto, Monaco ließ ihn sich vor dieser Saison stolze 45 Millionen kosten – und das für einen 22 Jahre alten Spieler. Auch Ersatzstürmer Jackson Martinez, ebenfalls aus Porto, ist rund 30 Millionen wert. Dagegen ist der Kauf von Adrian Ramos für Borussia Dortmund ein Schnäppchen. Hertha BSC bekam „nur“ neun Millionen für den Kolumbianer.
Alle Infos zu Kolumbien auf einen Blick
Spielplan bei der WM 2014:
Samstag, 14. Juni, 18.00 Uhr: Kolumbien – Griechenland (in Belo Horizonte)
Donnerstag, 19. Juni, 18.00 Uhr: Kolumbien – Elfenbeinküste (in Brasilia)
Dienstag, 24. Juni, 22.00 Uhr: Kolumbien - Japan (in Cuiaba)
Trainer: José Pekerman
Plazierung in der Weltrangliste: 5.
Bisheriges Abschneiden bei Weltmeisterschaften:
1962: Vorrunde
1990: Achtelfinale
1994: Vorrunde
1998: Vorrunde