WM-Vorschau Schweiz : Hitzfeld im Dschungel
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Nur ein Dschungel an Mikrofonen: Trainer Ottmar Hitzfeld Bild: dpa
Fast die Hälfte des Schweizer Kaders von Ottmar Hitzfeld spielt in der Bundesliga. Nach dem Turnier in Brasilien beendet er seine Karriere. Zuvor aber schimpft er noch auf die Fifa. Alles zur Schweiz in der WM-Vorschau.
FAZ.NET zählt den Countdown zur Fußball-WM in Brasilien. An jedem Tag bis zum Eröffnungsspiel stellen wir einen Teilnehmer vor, damit Sie gut vorbereitet ins Turnier gehen. Heute: Schweiz.
Alle Termine im Überblick
Der Spielplan der Fußball-WM 2014 in Brasilien
1 – Zweitteam aus Bundesliga
Wer sich neben der deutschen Mannschaft bei der WM ein Zweitteam zum Mitfiebern suchen will, dem sind die Schweizer empfohlen. In keinem anderen Kader sind so viele „Deutsche“. 13 der 30 Berufenen stehen in der Bundesliga unter Vertrag: Während Torwart Marwin Hitz (Augsburg), Eren Derdiyok (Leverkusen), Timm Klose (Wolfsburg) und Pirmin Schwegler (Frankfurt) nur auf Abruf bereit stehen, sind Tranquillo Barnetta (Frankfurt), Diego Benaglio, Ricardo Rodriguez (Wolfsburg), Johan Djourou (Hamburg), Josip Drmic (Nürnberg), Admir Mehmedi, Gelson Fernandes (Freiburg), Xherdan Shaqiri (Bayern) und Granit Xhaka (Gladbach) fest eingeplant.
2 – Vorname von einem Weltmeister
Auch der Trainer ist ein Deutscher. Für Ottmar Hitzfeld, der seit 2008 auf der Bank sitzt, ist die WM der letzte Höhepunkt. Nach dem letzten Schweizer Spiel beendet er seine Karriere. Seine größten Erfolge gelangen Hitzfeld jedoch mit Vereinsteams. Er gewann mit Dortmund und Bayern die Champions League, wurde sieben Mal deutscher Meister und drei Mal Pokalsieger. Mit München holte er zudem den Weltpokal. Seinen Vornamen erhielt Hitzfeld, der 1949 geboren wurde übrigens in Anlehnung an einen späteren Weltmeister: Ottmar Walter holte 1954 den Titel mit Deutschland.
3 – Nur der WM-Start beeindruckt
Bei seiner ersten WM begannen Hitzfelds Schweizer vor vier Jahren in Südafrika beeindruckend. Der Europameister und spätere WM-Titelträger Spanien wurde im ersten Gruppenspiel durch ein Tor des späteren Freiburgers Gelson Fernandes mit 1:0 besiegt. Doch es folgten eine 0:1-Niederlage gegen Chile nach einer frühen Roten Karte gegen Valon Behrami, ein torloses Remis gegen Honduras und damit das frühe Aus nach der Vorrunde. Die nächste Enttäuschung kam bald: Für die EM 2012 qualifizierten sich Hitzfeld und die Schweizer nicht.
4 – Abwehrspieler als Torschützenkönig
Das gelang zwei Jahre später besser. In der Qualifikation zur WM hielten sich die Schweizer schadlos und verloren keine Partie. Sieben Punkte Vorsprung vor dem Zweiten aus Island zeigten deutlich die Überlegenheit. Kurios: Mit Fabian Schär vom FC Basel war ein Abwehrspieler mit drei Treffern der beste Torschütze in der Ausscheidung. Doch dahinter steckt ein ernsthaftes Problem. Hitzfeld hat kaum treffsichere Stürmer. Die besten Statistiken weisen der Freiburger Mehmedi (19 Länderspiele) und der frühere Schalker Mario Gavranovic (vier Tore) auf. WM-Erfahrung hat keiner von ihnen.
5 – Kein Tor im Elfmeterschießen
Eine unliebsame Erfahrung machte die Schweizer „Nati“, wie die Landesauswahl genannt wird, beim Turnier 2006 in Deutschland. In der Vorrundengruppe setzte sich die Elf von Jakob „Köbi“ Kuhn ohne Niederlage durch, im Achtelfinale gegen die Ukraine in Köln folgte jedoch das Drama. Nach 120 Minuten stand es 0:0, im Elfmeterschießen trafen Marco Streller, Tranquillo Barnetta und Ricardo Cabanas nicht. Die Schweiz war damit die erste Mannschaft der WM-Geschichte, die im Elfmeterschießen keinen einzigen Versuch verwandelte.
6 – Ausscheiden ohne Gegentor
Damit nicht genug: Die drei Gegentreffer durch die Ukraine im Elfmeterschießen waren die einzigen im gesamten Turnier. Da sie nicht in der offiziellen Statistik der Tore in der regulären Spielzeit auftauchen, ging die Schweiz als die erste Mannschaft in die WM-Geschichtsbücher ein, die ohne einen Gegentreffer ausschied. In der Vorrunde spielten die Eidgenossen 0:0 gegen Frankreich und siegten jeweils 2:0 über Togo und Südkorea. Das bedeutete Platz eins in der Gruppe G mit sieben Punkten und 4:0 Toren. Doch dann versagten die Nerven aus elf Metern.
7 – Immer wieder Honduras
In der Vorrunde in Brasilien trifft die Schweiz auf alte Bekannte. Mit Frankreich gab es schon 34 Duelle, die Bilanz ist positiv bei 15 Siegen und zwölf Niederlage. Das letzte Spiel beider Mannschaften war das torlose Remis bei der WM 2006. Keine Tore fielen auch im einzigen Aufeinandertreffen der Schweiz mit Honduras. Das Unentschieden bedeutet vor vier Jahren das Aus nach der Vorrunde für beide. Damals hätte ein Sieg mit zwei Toren Vorsprung den Einzug ins Achtelfinale bedeutet. 2014 kann es die Schweiz besser machen: Im abschließenden Gruppenspiel wartet wieder Honduras.
8 – Hitzfeld gefällt Manaus nicht
Dann geht es für die Schweiz ins Amazonasgebiet nach Manaus, nicht weit entfernt vom Äquator. Dass dort gespielt wird, brachte Trainer Ottmar Hitzfeld nach der Auslosung in Rage. Er bezeichnete es als fast unverantwortlich, dass man mitten im Dschungel bei solchen Bedingungen Fußball spielen müsse. „Ich glaube, dass der Kommerz im Vordergrund steht. Da bin ich mit der Regelung der Fifa nicht einverstanden, auch wenn man das ganze Land berücksichtigen will“, sagte er dem SWR. Hitzfeld will mittags trainieren lassen, damit sich die Spieler an die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit gewöhnen.
9 – Ärger für Hitzfelds Nachfolger
Nach der WM wird Hitzfeld von Vladimir Petkovic beerbt. Er unterschrieb einen Vertrag bis Ende der EM-Qualifikation. Sollte die Schweiz diese erfolgreich bestreiten, verlängert sich der Kontrakt bis Turnierende. Als Petkovic, der in der Schweiz spielte und seine Trainerkarriere begann, unterschrieb, stand er bei Lazio Rom unter Vertrag. Die Verhandlungen des „bosnischen Kroaten“ mit der Schweiz nutzten die Italiener, um Petkovic „Vertrauensbruch“ vorzuwerfen und ihm zu kündigen. Nachfolger Edy Reja trainierte das Team sogar schon, obwohl der Vertrag von Petkovic noch nicht offiziell aufgelöst war. Später einigte man sich doch noch.
10 – Aus dem Kosovo in die „Nati“
Fit für die WM ist Xherdan Shaqiri. Beim FC Bayern fiel er mit einem Muskelfaserriss mehrere Wochen aus, meldete sich aber pünktlich zum Trainingslager der „Nati“ zurück. Obwohl er erst 22 Jahre alt ist, ist Shaqiri ein Schlüsselspieler. Mit einer Ablösesumme von zwölf Millionen Euro, die der FC Basel im vergangenen Sommer aus München bekam, ist der 1,69 Meter große Mittelfeldspieler der bisher teuerste Schweizer Fußballspieler. Geboren ist er im Kosovo, kam mit den Eltern und zwei Brüdern als Kleinkind in seine neue Heimat und machte Karriere.
11 – Einer geht, drei Neue kommen
Von den 13 Bundesliga-Schweizern verlässt Eren Derdiyok, zuletzt nach Leverkusen ausgeliehen, Deutschland. Ihn zieht es zu Kasimpasa SK Istanbul. Josip Drmic, von Nürnberg nach Leverkusen, und Primin Schwegler, von Frankfurt nach Hoffenheim, wechseln innerhalb der Bundesliga. Und die Schweizer Fraktion bekommt Zuwachs: Torwart Yann Sommer kommt vom FC Basel zu Borussia Mönchengladbach und ersetzt Marc-Andre ter Stegen. Valentin Stocker nimmt ebenfalls Abschied vom Schweizer Meister. Er spielt von Sommer an für Hertha BSC Berlin. Und Roman Bürki vom Grasshopper Club steht künftig beim SC Freiburg im Tor.
Alle Infos zur Schweiz auf einen Blick
Spielplan bei der WM 2014:
Sonntag, 15. Juni, 18.00 Uhr: Schweiz – Ecuador (in Brasilia)
Freitag, 20. Juni, 21.00 Uhr: Schweiz – Frankreich (in Salvador)
Mittwoch, 25. Juni, 22.00 Uhr: Schweiz – Honduras (in Manaus)
Trainer: Ottmar Hitzfeld
Plazierung in der Weltrangliste: 7.
Bisheriges Abschneiden bei Weltmeisterschaften:
1934: Viertelfinale
1938: Viertelfinale
1950: Vorrunde
1954: Viertelfinale
1962: Vorrunde
1966. Vorrunde
1994: Achtelfinale
2006: Achtelfinale
2010: Vorrunde