WM-Prognose : Und wer wird jetzt wirklich Weltmeister?
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Am 18. Dezember wird der WM-Pokal in Qatar in die Höhe gestemmt – aber von wem? Bild: imago/Hoch Zwei/Gohlke
Acht von zweiunddreißig Mannschaften kämpfen um den Titel. Die neue WM-Prognose zeigt, wer nun die besten Chancen hat. Der Vergleich zur Vorhersage vor dem Turnier liefert interessante Unterschiede.
Der extrem kompakte Spielplan der Fußball-Weltmeisterschaft hat keine Zeit zum Verschnaufen gegeben. Erst jetzt, zwischen den Partien im Achtel- und Viertelfinale, kommen die Mannschaften kurz zur Ruhe, wenn sie nicht schon ausgeschieden sind. 32 Nationen waren mit kleinen, großen und ganz großen Hoffnungen gestartet, acht sind noch in Qatar. Vor dem Turnier hatten Daniel Memmert und Fabian Wunderlich in ihrer WM-Prognose gezeigt, wer die Favoriten sind. Wie haben sie sich geschlagen? Wer hat überrascht? Und vor allem: Wie stehen die Chancen der verbliebenen Mannschaften nun auf den Titel?
Der große Wert der Prognose vor dem Turnier lässt sich daran erkennen, dass von den acht dort ganz oben aufgeführten Mannschaften mit der größten Wahrscheinlichkeit auf den WM-Titel sechs noch immer die Chance haben. Einzig Spanien (Aus im Achtelfinale gegen Marokko) und Deutschland (Aus in der Vorrunde) sind schon nicht mehr dabei, dafür eben jene Marokkaner (Platz 22 mit einer ursprünglichen Titelchance von 0,4 Prozent) und Kroatien (Platz 12, 1,7 Prozent).
Memmert bezeichnet den Einzug ins Viertelfinale von Marokko, das sich gegen Spanien im Elfmeterschießen durchsetzte, als größte Überraschung dieser WM. „Das zeigt schon ein Blick in die WM-Prognose vor dem Turnier, bei der Marokko unter den schwächeren Teams zu finden war. Aber auch ohne klare Zahlen und Fakten würde das wohl jeder Experte und Fan so bestätigen“, sagt er. „Bezogen auf das Viertelfinale ist der Verlauf allerdings alles andere als überraschend.“ Die Favoriten haben sich mehrheitlich durchgesetzt.
„Deutsche Gruppe als Beispiel“
Wunderlich hat sich nicht nur die Gesamtprognose, sondern auch die der Spiele, die täglich bei FAZ.NET erschienen sind, angeschaut und mit den Ergebnissen abgeglichen. „Wenn wir in unsere Prognosen für die einzelnen Spiele schauen, dann sehen wir, dass die Favoriten sich natürlich häufiger durchgesetzt haben als die Außenseiter, aber nicht ganz so oft wie unsere Zahlen dies prognostiziert hätten“, sagt er. „So gesehen gab es also ein wenig mehr Überraschungen als erwartet, insbesondere in der Gruppenphase. Die deutsche Gruppe ist dafür das beste Beispiel.“ Dort kam Japan als Erster, Spanien als Zweiter weiter. Deutschland schied, wie 2018, frühzeitig aus.
Und wer wird nun wirklich Weltmeister? Am Namen des Topfavoriten in der Prognose, die auf den Daten des Wettmarkts basiert, hat sich nichts getan. „Wie schon vor dem Turnier gehören Brasilien, Frankreich und Argentinien dazu“, sagt Memmert. „Allerdings haben sich die Wahrscheinlichkeiten dabei deutlich in Richtung Brasilien verschoben. Neben England hat sich auch Portugal in den absoluten Favoritenkreis gespielt.“
Im Vergleich zu den Wahrscheinlichkeiten haben sechs verbliebene Mannschaften ihre Chancen prozentual erhöht, was naheliegend ist, da drei Viertel der Teams, die zwar Teil nur kleine, aber eben doch vorhandene Chancen hatten, ausgeschieden sind. Ihre Anteile verteilen sich nun. Doch es gibt auch zwei Nationen, deren Werte, wenn auch knapp, sogar gefallen sind: Argentinien und die Niederlande. „Die bisher im Turnier erbrachten Leistungen auf dem Feld spiegeln sich in der Prognose wider“, sagt Wunderlich.
Zudem spiele der Turnierbaum nun eine gewichtige Rolle. „Profiteure davon sind zum Beispiel Brasilien und Portugal, die im Vergleich die etwas einfacheren Viertelfinalgegner erwischt haben. Schwer getroffen hat es Argentinien und die Niederlande, die zunächst gegeneinander antreten müssen und dann bereits im Halbfinale auf Topfavorit Brasilien treffen würden. So erklärt sich auch, dass sich bei diesen Teams die Titelwahrscheinlichkeit seit Turnierbeginn sogar leicht verringert hat.“
Da nun alle Daten und Fakten offen liegen, bleibt die Frage nach der Spannung. „Mit Brasilien gibt es zwar einen recht klaren Topfavoriten, allerdings trotzdem mit unter einem Drittel Titelwahrscheinlichkeit“, sagt Memmert. „Und die anderen Teams liegen erst recht sehr nah beieinander. Für Spannung im Titelkampf ist also gesorgt.“ Die Antwort auf die Frage, ob alles so kam wie prognostiziert oder doch ganz anders, wird erst am 18. Dezember beantwortet, im Endspielstadion von Lusail beim großen Finale dieser WM.