„One Love“-Affäre : DFB prüft offenbar juristische Schritte gegen FIFA
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Hätte auch eine gelbe Karte in Kauf genommen: Bundestrainer Hansi Flick bei der Pressekonferenz am Dienstag in Doha Bild: EPA
Im Streit um das Tragen der „One Love“-Kapitänsbinde bei der Fußball-WM in Qatar prüft der DFB nun offenbar juristische Schritte gegen die FIFA. Bundestrainer Flick zeigt sich enttäuscht – und hätte eine Gelbe Karte in Kauf genommen.
Der DFB will sich im Streit um die „One Love“-Binde mit der FIFA nicht geschlagen geben und hat die nächste Eskalationsstufe im Visier. Dabei prüft der Deutsche Fußball-Bund (DFB) rechtliche Schritte gegen den Weltverband, damit Kapitän Manuel Neuer an diesem Mittwoch im Spiel gegen Japan (14 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Fußball-WM, in der ARD sowie bei MagentaTV) die umstrittene Kapitänsbinde doch noch tragen kann.
„Die FIFA hat uns ein Zeichen für Diversität und Menschenrechte verboten. Sie hat dies mit massiven Androhungen sportlicher Sanktionen verbunden, ohne diese zu konkretisieren", sagte DFB-Sprecher Steffen Simon auf SID-Anfrage. Laut der „Bild“-Zeitung könnte der DFB vor den Internationalen Sportgerichtshof (CAS) ziehen. Demnach werde die Möglichkeit eines sogenannten Antrags auf vorläufigen Rechtsschutz bei der Ad-Hoc-Division des CAS geprüft.
Zuvor war bereits eine neue Dynamik entstanden. Denn erst flimmerte Claudia Neumann bunt in die Wohnzimmer, dann sprangen sogar die Sponsoren der Protestbewegung zur Seite. Nach dem WM-Verbot der „One Love“-Binde und der Kritik am abgeblasenen Aufstand des DFB gegen die FIFA hatte sich breiter Widerstand gegen das Gebaren der Fußballverbände formiert.
Flick: DFB-Team „geschockt“ von FIFA-Verbot
Laut Bundestrainer Hansi Flick habe die deutsche Mannschaft „sehr, sehr unzufrieden“ und „geschockt“ auf das FIFA-Verbot der „One Love“-Kapitänsbinde reagiert. „Weil es ein Zeichen ist für Menschenrechte, für Vielfalt, das sind die Werte, die wir vertreten und leben“, sagte der Bundestrainer am Dienstag im WM-Medienzentrum in Al-Rajjan. „Ich finde es schade, dass man für Menschenrechte nicht mehr gerade stehen darf.“
Der Weltverband FIFA hatte am Montag sieben europäischen Nationen das Tragen der mehrfarbigen Binde während der WM untersagt und mit sportlichen Sanktionen gedroht. DFB-Kapitän ist Torwart Manuel Neuer. „Wenn es eine Gelbe Karte ist, ist alles okay. Dann ist Jo Kimmich Kapitän, Thomas Müller für das dritte Spiel. Das wäre gar kein Problem gewesen“, sagte Flick. Die FIFA hatte aber die genaue Art der Sanktion offen gelassen.
„Die Verbände haben gesagt, wir wollen die Spieler da nicht reinjagen, wir nehmen den Druck raus, was auch vernünftig ist“, sagte Flick. Eine persönliche Aktion plane er für sich nicht. Das bringe nichts, sagte Flick, weil es die gemeinsame Entscheidung der Verbände gewesen sei. Dann „sollte man auch gemeinsam zu den Entscheidungen stehen“, äußerte der Bundestrainer.
Führungsspieler Kimmich sagte, er sei über die Entscheidung „verwundert“ gewesen. Auch, weil die Binde vor einem Monat auch kritisch beäugt und „madig geredet“ worden sei. „Jetzt habe ich das Gefühl es ist doch ein starkes Zeichen für alle Menschen. Ich glaube, generell ist es so, dass wir immer wieder die Missstände angesprochen haben.“ Der Fokus sollte auch auf den Sport gelenkt werden.
Rewe beendet Zusammenarbeit mit DFB vorzeitig
Als erster großer Sponsor beendete Rewe am Dienstag die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB). „Die skandalöse Haltung der FIFA ist für mich als CEO eines vielfältigen Unternehmens und als Fußballfan absolut nicht akzeptabel“, sagte Firmenboss Lionel Souque in einer Mitteilung des Handelsriesen: „Wir stehen ein für Diversität – und auch Fußball ist Diversität. Diese Haltung leben wir und diese Haltung verteidigen wir - auch gegen mögliche Widerstände.“