Frankreichs Ousmane Dembélé : Wenn aus Staub Gold wird
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Reifer geworden, auf und neben dem Platz: Ousmane Dembelé Bild: AFP
Ousmane Dembélé galt lange als Fußball-Profi, der nicht nur durch gute Aktionen auf dem Platz auffällt. Doch Schlagzeilen zu Skandalen sind selten geworden. In Qatar präsentiert er sich als gereifter Mann.
Es gibt viele Gründe, sich etwas unwohl zu fühlen bei dieser Weltmeisterschaft in Qatar. Die Dauerüberwachung der allgegenwärtigen Kameras zum Beispiel. Auch die vielen Arbeitsmigranten, die für Sicherheitsdienste tätig sind und von denen viele nicht wissen, wie sie nach der WM ihren Lebensunterhalt verdienen sollen, lösen ein Mitgefühl aus, das nicht schön ist.
Außerdem begegnen Flaneure auf den Straßen Dohas ständig ziemlich verlottert aussehenden Katzen, was offenkundig für den französischen Fußballer Ousmane Dembélé ein Problem ist. „Er hat Angst vor Katzen. Wenn wir draußen spazieren und wenn wir essen, fürchtet sich Ousmane, was jedem ein kleines Lächeln abgewinnt“, erzählt Mitspieler Randal Kolo Muani in einer Gesprächsrunde. Auf seine Leistungen wirkt sich diese Furcht bislang aber nicht aus.
Dembélé zählt zu den interessantesten Akteuren des bisherigen WM-Turniers. Bevor Trainer Didier Deschamps gegen Tunesien eine B-Elf aufbot, um seine wichtigsten Leute für das Achtelfinale gegen Polen (Sonntag, 16 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Fußball-WM und bei MagentaTV) zu schonen, war der 25 Jahre alte Flügelspieler fester Bestandteil des vielleicht spannendsten Offensivquartetts dieser WM. Mit Mbappé, dem Superstar und dreifachen Torschützen, der ordnenden Hand Griezmann, dem Fleißarbeiter Giroud und Dembélé, dem Künstler, dem Wahnsinnigen, dem Genie.
Dembélé kann den Unterschied machen
Dembélé gehört zu den seltenen Fußballern mit der Fähigkeit, aus Staub Gold erschaffen zu können. Wenn er auf seinem rechten Flügel mit dem Ball tanzt, ist jederzeit alles möglich, egal wie der Gegner steht. „Er kann auf seiner Position der beste Spieler der Welt sein, er kann den Unterschied machen“, hat Xavi, Dembélés Vereinstrainer beim FC Barcelona, einmal gesagt, allerdings mit einem Zusatz: „Wir müssen ihm dabei helfen.“
Das scheint zu gelingen, denn seit eineinhalb Jahren ist immer öfter das Genie zu sehen als der Wahnsinn, auch bei dieser WM. „In defensiver Hinsicht hat er große Fortschritte gemacht. Wenn er nach hinten arbeiten muss, tut er das“, sagt Deschamps. „Und offensiv kann er dem Gegner jederzeit Probleme bereiten, weil er so schnell und talentiert ist. Er muss nur noch effektiver werden.“
Dass Dembélé die Fähigkeit hat, sich zu entwickeln, hat er schon unter Beweis gestellt, Schlagzeilen zu Skandalen sind selten geworden, nachdem lange Zeit vor allen Dingen Geschichten über diesen Profi erzählt wurden, die allenfalls am Rande mit Fußball zu tun hatten. Einmal soll er sich beinahe mit seinem ehemaligen Trainer Ernesto Valverde in Barcelona geprügelt haben, er hat Trainingseinheiten und Teamsitzungen verpasst, vielleicht auch geschwänzt.
Beim BVB gab es ständig Geschichten und Gerüchte über Disziplinlosigkeiten, während er auf dem Platz brillierte. Nach einem Jahr streikte er sich zum FC Barcelona. Als Dembélé nun auf diese Vergangenheit angesprochen wird, sagt er: „Ich denke, wir sollten diese Frage künftig streichen, weil sich viele Dinge verändert haben“.
Er habe „schwierige Jahre gehabt, drei oder vier Saisons lang“. Aber diese Zeiten sollen nun vorbei sein, in Qatar möchte dieser besondere Fußballer sich als gereifter Mann präsentieren. „Man verändert sich zwischen 19, 20 und 25 Jahren. Einige Dinge waren nicht so, wie man es sich vorstellt. Aber ich bin reifer und verantwortungsbewusster geworden, in meinem Spiel und außerhalb des Platzes“, sagt er.