Frankreich legt Protest ein : „Wir waren sicher, dass es vorbei war“
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Sein spätes Ausgleichstor wurde noch später wieder aberkannt: Antoine Griezmann Bild: Reuters
Frankreichs B-Elf schafft den späten Ausgleich gegen Tunesien – und TF1 geht nach dem vermeintlichen Schlusspfiff zur Werbung über. Der Verband legt Protest gegen die Spielwertung ein.
Der französische Fußball-Verband wird nach eigener Aussage fristgerecht Protest gegen die Wertung der 0:1-Niederlage im letzten WM-Gruppenspiel gegen Tunesien eingelegt. Grund dafür ist die Tatsache, dass Schiedsrichter Matt Conger den Ausgleich der Franzosen in der achten Minute der Nachspielzeit zunächst gab und das Spiel abpfiff, das Tor nach Intervention des Video-Assistenten aber wegen einer Abseits-Stellung von Schütze Antoine Griezmann noch aberkannte. Das Spiel wurde kurz fortgesetzt und endete mit 1:0 für Tunesien.
Die Abseitsstellung des Schützen war eindeutig, der französische Verband argumentierte jedoch, dass die Entscheidung nach dem erfolgten Schlusspfiff nicht mehr hätte revidiert werden dürfen. Die Aberkennung des Treffers sei „zu Unrecht“ erfolgt, so teilte er noch am Mittwochabend mit. Man arbeite den Protest gerade aus, dieser muss bis 24 Stunden nach dem Spiel eingegangen sein.
Frankreichs Trainer Didier Deschamps hatte schon auf der Pressekonferenz nach dem Spiel die Rechtmäßigkeit der Entscheidung angezweifelt. „Ich kenne nicht alle Regeln“, hatte er gesagt: „Aber der Schiedsrichter pfeift ab, dann kommt der VAR. Ich wusste nicht, dass das erlaubt ist. Wusstest Ihr, dass das erlaubt ist?“
Die kuriose Schluss-Szene bekamen die französischen Fernseh-Zuschauer übrigens gar nicht mehr mit. Nach den Abpfiff von Schiedsrichter Matt Conger war der übertragende Kanal TF1 vom Sender gegangen. Der frühere Bayern-Profi Bixente Lizarazu analysierte als Experte: „Zumindest dieses Ende fühlt sich gut an.“ Als der Sport nach der Werbung wieder auf Sendung war, sagte Moderator Denis Brogniart laut „L'Equipe“: „Wir waren sicher, dass es vorbei war.“
Der Sender entschuldigte sich am Abend bei seinen Zuschauern. „Wir entschuldigen uns bei allen, die diesen Moment nicht live erleben konnten“, hieß es in einer Mitteilung, die TF1 auf seinen sozialen Medien verbreitete.
Auf das Weiterkommen und den weiteren Turnier-Verlauf hätte die Entscheidung keinerlei Einfluss. Frankreich würde auch im Falle einer 0:1-Niederlage Gruppensieger sein, Tunesien wäre auch im Falle einer Wertung mit 1:1 ausgeschieden.
Doch die Niederlage nagt am Selbstbewusstsein der Franzosen. Unabhängig davon, wie der Protest ausgeht, ist die Mär, der Weltmeister könne angesichts seines Potentials und seines scheinbar unerschöpflichen Reservoirs an hervorragenden Spielern auch zwei Mannschaften zur WM schicken, nach der mageren Vorstellung gegen Tunesien ausgeräumt.
Nach den Ausfällen von fünf Leistungsträgern um N'Golo Kanté und Stürmerstar Karim Benzema verlor eine auf neun Positionen veränderte Equipe Tricolore völlig verdient. Bis zur Einwechslung der Offensiv-Stars Kylian Mbappé und Antoine Griezmann war der Weltmeister, der trotzdem Gruppensieger wurde, sogar klar unterlegen.
„Ich werde über niemanden den Stab brechen“, sagte Deschamps: „Ja, wir hätten es besser machen können. Aber ich bleibe ruhig und entspannt. Wir haben unser Ziel erreicht.“ Spiele bei dieser WM seien „keine 90-Minuten-Spiele mehr, sondern 105-Minuten-Spiele“, sagte Deschamps mit Blick auf die langen Nachspielzeiten. Deshalb sei die Pause für einige Spieler umso wichtiger. Das Spiel am Mittwoch zeigte jedoch eindeutig: Viel darf personell nicht mehr passieren, will Frankreich wirklich als erstes Team nach Brasilien vor 60 Jahren erfolgreich den Titel verteidigen.