WM-Kolumne „Katarstimmung“ : „Racial Researching“ in Qatar
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Sicherheitskräfte laufen durch das im Main Media Center in Doha. (Symbolfoto) Bild: AFP
Bei der WM wird man als Reporter ständig angesprochen. Es gibt mehrere Methoden, um das abzuwenden. Und wenn die nicht helfen, kann man sich ja immer noch bei Gianni Infantino ausheulen.
Als WM-Reporter mit weißer Haut und roten Haaren ist man im Main Media Center in Doha mittendrin in dem Prozess, den man mit denselben Merkmalen in Deutschland sonst nur aus der Distanz wahrnimmt: Racial Profiling. Ständig schlawinern Medienmenschen mit Mikrofonen durch den Arbeitsraum und sprechen die an, die so aussehen, als könnten sie aus dem Land kommen, das ihre Nationalmannschaft als nächsten WM-Gegner hat. Das hört sich dann so an: „Are you from Belgium?“ Oder so: „Are you from Serbia?“ Oder auch so: „Are you from England?“
Und natürlich kann man sich in dieser Kolumne darüber nur so köstlich amüsieren, weil man sich als weißer Reporter vor mikrofontragenden Menschen, gegen die man sich immer mit einem „Sorry, I’m busy“ wehren kann, nicht fürchten muss – anders als als schwarzer Mensch vor manchen pistolentragenden Polizisten, die, wenn man sich schon mit Worten wehren will, im schlimmsten Fall für acht Minuten und 46 Sekunden das Knie gegen den Hals drücken. Das „Racial Profiling“, das in der Welt passiert, ist ein Riesenproblem. Das „Racial Researching“, das im Main Media Center in Doha passiert, dagegen nicht.
Antworten für ein schnelles Ende
Man könnte es nämlich, wenn man nicht wirklich busy wäre, schnell beenden. Dafür müsste man folgendermaßen vorgehen: Dem Kollegen, der etwas über Belgien wissen will, könnte man sagen, dass die Mannschaft momentan so schlecht spielt, weil sie es nicht erträgt, dass die Europäische Union, die in der belgischen Stadt Brüssel ihren Hauptsitz hat, an ihren Außengrenzen Menschen sterben lässt.
Dem Kollegen, der etwas über Serbien wissen will, könnte man sagen, dass der Nationaltrainer Svetislav Pešić einfach nichts vom Fußball versteht. Dem Kollegen, der etwas über England wissen will, könnte man sagen, dass die Spieler darunter leiden, dass der Britpop auch nicht mehr ist, was er mal war.
Und falls das alles nicht klappt, kann man sich auch immer an den FIFA-Präsidenten Gianni Infantino wenden und sich über Mobbing ausheulen. So von Redhead zu Ex-Redhead.