Costa Ricas 1:0 gegen Japan : „Gestern tot, jetzt wieder lebendig“
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Costa Ricas Keysher Fuller feiert sein Tor beim 1:0 gegen Japan. Bild: AP
Die Männer aus der Karibik schaffen gegen überlegene Japaner einen 1:0-Sieg und machen damit auch der deutschen Mannschaft ein riesengroßes Geschenk.
Entsetzen stand den Japanern ins Gesicht geschrieben, in einem Moment, der der Delegation des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) dort oben im Norden Qatars im Teamcamp in Al-Ruwais wie ein riesengroßes, kaum fassbares Geschenk erschienen sein muss.
Am Sonntagmorgen musste die Nationalmannschaft des DFB noch fürchten, abends im Spiel gegen Spanien (20.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Fußball-WM, im ZDF und bei MagentaTV) historisch schnell aus einem WM-Turnier auszuscheiden, nach einem ziemlich seltsamen 1:0-Sieg Costa Ricas gegen Japan war es für die DFB-Elf nun sogar wieder möglich, im Falle einer Niederlage mit guten Chancen im Turnier zu verbleiben.
Die schwachen Costa Ricaner, die 0:7 gegen Spanien verloren hatten und die nun abermals erschreckend blass blieben, in 90 Minuten lediglich ein einziges Mal halbwegs gefährlich im gegnerischen Strafraum auftauchten, gewannen durch ein spätes Tor von Keysher Fuller (81.). „Gestern waren wir tot, jetzt sind wir wieder sehr lebendig“, sagte der Torschütze, dessen Mannschaft nun mit einem Sieg gegen Deutschland am Donnerstag ebenfalls die Möglichkeit hat, doch noch das Achtelfinale zu erreichen. Wahrscheinlich ist das aber nach allen Eindrücken, die die Mannschaft aus dem Karibikstaat bislang in Qatar hinterlassen hat, nicht.
Die Japaner hingegen haben eine historische Chance verpasst. „Wir wollten wirklich diese drei Punkte greifen“, sagte Trainer Hajime Moriyasu, dessen Spieler trotz des beeindruckenden 2:1-Sieges gegen Deutschland viel zu vorsichtig auftraten. Kapitän Maya Yoshida versuchte zu erklären, was passiert war, wirkte aber selbst ein wenig ratlos: „Fußball ist ein sehr schwieriges Spiel. Man muss sowohl physisch als auch mental bereit sein. Heute war es mental nach dem Sieg gegen Deutschland und der hohen Niederlage von Costa Rica sehr schwierig, die gleiche gute Haltung zu finden wie in der ersten Partie.“ Irgendwie waren sie von der guten Situation, die wohl zusätzlichen Druck erzeugte, überfordert.
Ein paar Tage vor dem Beginn der Weltmeisterschaft hat Yoshida noch in der F.A.Z. davon berichtet, dass er in einer Mannschaft spiele, die „zwei Gesichter“ benötige, um auch bei so einem großen Turnier erfolgreich zu sein. Es gebe dieses Alltagsgesicht für die Qualifikation, in der Japan so gut wie immer klarer Favorit sei. Zugleich müssten die „Blue Samurai“ jedoch in der Lage sein, sich in die Rolle des Außenseiters zu begeben, um auch auf WM-Niveau mitzuhalten.
In Qatar waren nun schon beide Seiten dieser Mannschaft zu sehen: In der Rolle des Underdogs besiegten sie Deutschland, gegen Costa Rica waren sie praktisch 90 Minuten lang klar überlegen und verloren, weil ihnen trotz aller Scheindominanz die Durchschlagskraft fehlte. In einem erschreckend ereignislosen und niveauarmen Fußballspiel.
Obgleich das Stadion bei brennender Wüstensonne massiv heruntergekühlt war – ohne lange Hose und Pullover fror man –, wirkten beide Teams über weite Strecken ziemlich matt und erschöpft in der Mittagshitze von Al-Rayyan vor den Toren Dohas.
Erst nach der Pause passierte ein wenig mehr. Drei, vier Mal tauchten die Japaner vielversprechend im Angriffsdrittel auf, so erkämpften sie sich zwei Freistöße in günstiger Position, deren Ausführung jedoch misslang. Eine richtig gute Chance ergab sich erst, als Japan schon mit dem Rücken zur Wand stand. Doch der insgesamt viel zu einfallslose Frankfurter Eintracht-Profi Daichi Kamada schoss aus sieben Metern Costa Ricas Torhüter Keylor Navas an (88.).
Vielleicht liegt ihnen die Außenseiterrolle ja tatsächlich besser, und die können sie am Donnerstag gegen Spanien (20.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Fußball-WM, in der ARD und bei MagentaTV) wieder einnehmen. „Wir haben immer noch eine Chance, wir geben niemals auf“, sagte Kamada, aber es war nicht zu übersehen, wie enttäuscht auch der Bundesligaspieler am Ende dieses Arbeitstages war. Die großen Gewinner waren neben Costa Rica die Deutschen.