Fußball-WM in Qatar : Furiose Engländer zaubern sich ins Achtelfinale
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Überall glückliche Gesichter: Phil Foden, Jude Bellingham, Luke Shaw und Declan Rice stehen mit England im WM-Achtelfinale. Bild: Reuters
Ein Traumtor von Marcus Rashford, ein Treffer von Phil Foden nur 96 Sekunden später – und mehr: Die englische Mannschaft wirft Wales aus dem WM-Turnier und zieht souverän in die K.o.-Phase ein.
Das Duell der Gesangsbrüder aus dem Vereinigten Königreich ging eindeutig an die Engländer auf der Tribüne, das Spiel an die auf dem Rasen. In der finalen Partie der Gruppe B bei der Fußball-Weltmeisterschaft gewannen die „Three Lions“ gegen den kleinen Nachbarn aus Wales mit 3:0 Toren und qualifizierten sich auf Platz eins der Tabelle für das Achtelfinale. Dort treffen sie am Sonntag (20.00 Uhr MEZ im F.A.Z.-Liveticker zur Fußball-WM) im al-Bayt-Stadion in al-Khor auf Senegal. „Es ist ein großartiges Gefühl. Für Momente wie diese spiele ich Fußball“, sagte Englands Torschütze Marcus Rashford anschließend überglücklich.
Englands Trainer Gareth Southgate hatte die Offensivleistung beim 0:0 gegen die USA nicht gefallen. Daher nahm er Mason Mount, Bukayo Saka und Raheem Sterling aus der Startelf und brachte Phil Foden, Jordan Henderson und Rashford. Der hatte in der zehnten Minute die erste große Chance, als Kapitän Harry Kane ihm mit einem Pass im Stile eines Spielmachers freie Bahn zum Tor verschaffte. Doch Rashford scheiterte am linken Arm des famos reagierenden Torwart Danny Ward, der Wayne Hennessey vertrat; er hatte gegen Iran die bisher einzige Rote Karte dieser WM gesehen.
Rashford setzte den ersten Volltreffer der Partie – sehr zum Leidwesen von Neco Williams. Der rechte Außenverteidiger hielt bei einem Fernschuss für seine Mannschaft den Kopf hin und fiel von der Wucht des Balles einfach nach hinten um (24.). Nach kurzer Behandlung ging es zunächst weiter, aber nur gut zehn Minuten. Dann saß der sichtlich angeschlagene Williams abermals auf dem Boden und musste wegen der Folgen des unbeabsichtigten Kopftreffers ausgewechselt werden.
Gareth Bale zur Pause ausgewechselt
Weil es mit Schüssen nicht funktionierte, versuchten es die Engländer vor der Halbzeit mit Kunst. Ein Angriff mit gleich drei Hackenberührungen mutete brasilianisch an, genau wie ein Fallrückzieher. Die Abschlüsse von Phil Foden – aus der Drehung über das Tor (38.) – und Rashford – mit dem Schienbein neben das Tor (39.) – fielen allerdings eher unter die Kategorie britische Schönheitsfehler. In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit machte es Wales kaum besser. Joe Allen schoss den Ball in den Block der hämisch johlenden englischen Fans (45.+5).
Nach der Pause überraschten die Waliser, da sie ohne ihren Star Gareth Bale weiterspielten, der von Brennan Johnson ersetzt wurde. Und die Engländer überraschten Wales: Erst zirkelte Rashford einen Freistoß aus 18 Metern zum 1:0 in die Torwartecke (50.), kurz darauf passte Kane ohne Blickkontakt in die Mitte, wo Foden nur 96 Sekunden nach dem 1:0 zum 2:0 einschob (51.).
Damit war die einseitige Partie entschieden. Die Waliser, die nur bei einem Sieg noch eine Chance auf das Achtelfinale gehabt hätten, aber lange Zeit keinerlei Konzept für die Offensive erkennen ließen, versuchten ihr Glück danach nochmal. Doch sowohl der Schlenzer von Daniel James (55.) als auch der Schuss von Kieffer Moore, den Englands Harry Maguire abfälschte, fanden nicht den Weg ins Tor (56.).
Wie man es besser macht, zeigte auf der anderen Seite der Spieler des Spiels. Rashford legte nach einem langen Ball mit einer Einzelleistung zum Endstand nach (68.). Danach war die einzige englische Sorge, sich nicht noch eine Verletzung oder Sperre vor dem Achtelfinale einzuhandeln. Als Aaron Ramsey hart gegen Jordan Henderson einstieg, knickte dessen rechter Fuß böse um. Doch der Spieler vom FC Liverpool konnte weitermachen. Das galt auch für Foden, der unglücklich in einen Gegenspieler rutschte. Rashford wurde mit Krämpfen ausgewechselt.
Der Dortmunder Jude Bellingham verpasste noch einen Treffer, als er an Torwart Ward scheiterte und Foden seine anschließende Hereingabe nicht richtig traf (77.). Auch Abwehrspieler John Stones brachte den Ball nach einer Ecke nicht im Tor unter in der Nachspielzeit. Das aber spielte keine Rolle mehr gegen schwache Waliser, die über die gesamte Spielzeit unterlegen waren.
Klar scheint für die Engländer, dass es mit Beginn der K.o.-Runde so leicht nicht mehr wird wie im Ahmed-bin-Ali-Stadion in ar-Rayyan. Die englischen Fans dürfen auch in den nächsten Tagen weiter in Qatar singen. Die Brüder aus Wales kehren dagegen nach 64 Jahren des Wartens auf eine WM-Teilnahme frühzeitig und schwer geschlagen auf die Insel zurück.