Der kuriose Elfmeter des Holländers Vlaar : Drin oder nicht drin - das ist hier die Frage?
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Was macht denn der Ball da? Rollt er etwa ins Tor? Das Netz diskutiert jedenfalls Bild: AFP
Ein Video erweckt den Eindruck, dass Hollands Fehlschütze Ron Vlaar im Elfmeterschießen gegen Argentinien doch getroffen hat. Andere Videos entziehen Verschwörungstheorien die Grundlage. Aber warum schwieg Goal Control? Die Szene erinnert an ein Penaltyschießen im Eishockey.
Ron Vlaar hatte verschossen: Da war sich der niederländische Abwehrchef sicher, als ihm der von Argentiniens Torhüter Sergio Romero abgewehrte Ball im Elfmeterschießen des Halbfinals gegen Argentinien entgegensprang. Vlaar, der das letztlich mit 2:4 verlorene Ausschießen für Holland eröffnet hatte, wollte mit dem Spielgerät nichts mehr zu tun haben, so drosch er nicht wütend auf den Ball ein, sondern er versuchte ihm auszuweichen.
Doch was passierte dann? Der Ball sprang und rollte dank starker Rotation plötzlich wieder Richtung Tor und zumindest in einem auf „Youtube“ hochgeladenen und verwackelten Video eines Zuschauers entsteht der Eindruck, dass der Ball verspätet doch noch die Linie überschritten hatte.
In der Liveübertragung, die weltweit und auch in der ARD gleich ausgestrahlt wurde, ist von dieser kuriosen Bewegung des Balls nichts zu sehen. Die sogenannte Weltregie hatte die Reaktionen der anderen Spieler in Szene gesetzt und auch später keine Wiederholung eingeblendet, die den Moment des Zweifels zeigte.
Ein weiteres Youtube-Video behält derweil den Fehlschützen Vlaar im Fokus: Dabei scheint deutlich zu werden, dass Vlaar den zurückspringenden Ball leicht berührt, ehe er wieder Richtung Tor rollt. Damit wäre ein verspäteter Treffer ohnehin ungültig, da im Elfmeterschießen ein Nachschuss nicht gestattet ist. Schon die leichteste Berührung wäre als Nachschuss zu werten, wie das Reglement ausweist.
Der Holländer scheint dennoch kurz in Richtung des Schiedsrichters zu lamentieren, ehe er sich letztlich doch geschlagen gibt. Entsprechend enttäuscht dreht er ab. Vermutlich hat er gesehen, was erst ein drittes Video auf Vine zeigt.
Eine Torkamera verfolgt den Lauf des Ball und belegt, dass der Ball auf der Linie liegenbleibt, nachdem er sich kurz „überlegt“ hatte, ob er nicht ein kleines Stück darüber hinaus rollen soll. Der Ball wackelt ein paar Zentimeter hin und her, mit vollem Umfang war er aber gewiss nicht über der Linie.
Fraglich ist derweil, warum die Torlinientechnik Goal Control offenbar nicht aktiv wurde beziehungsweise nicht zu Rate gezogen wurde. Sie meldet sich normalerweise stets dann, wenn der Ball sich in einer fragwürdigen Situation knapp vor oder hinter der Linie aufhält. In diesem Fall hätte die Technik schnell jeden Zweifel im Stadion beseitigen können. Eine Anfrage an die Fifa läuft noch.
Wie einst Draisaitl
Der Elfmeter erinnert Sportfans in Deutschland derweil an ein Penalty-Schießen im olympischen Viertelfinale von 1992 zwischen Deutschland und Kanada. Damals trat der deutsche Spieler Peter Draisaitl im sechsten Versuch an, sein Schuss schien schon gehalten, ehe der Puck langsam auf die Linie zutrudelte. Die Torkamera belegte wie nun bei Vlaar, dass das Spielgerät genau auf der Linie Halt machte. Deutschland schied deshalb aus und der Traum von Überraschungs-Coup und Medaille war dahin.
Glückskinder in Marokko und Italien
Besser erging es da zwei Fußballspielern in Marokko und Italien, für die sich der kuriose Traum von einem „Elfmetergeschenk des Balles“ erfüllt hat. In Marokko rollte der Ball nach einer Parde des bereits jubelnden Torhüters hinter des sen Rücken über die Linie. Das Video ist ein Hit auf Youtube. Ähnlich kurios wurde einst der Aufstieg in die italienische Serie D entschieden, als der Ball von der Latte weit ins Feld zurücksprang, ehe er noch den Weg ins Tor fand.