
WM-Kader von Joachim Löw : Ohne Brechstange nach Brasilien
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Bundestrainer Joachim Löw hat die 23 Spieler für seine WM-Mission ausgewählt Bild: dpa
Dem abgewandelten Gassenhauer „Ohne Stürmer fahrn wir zur WM“ kommt die DFB-Elf bedenklich nah. Löw setzt alleine auf den bald 36 Jahre alten Klose. Kann man auch ohne Stürmer Weltmeister werden?
So überraschend wie er kam, ist er auch wieder gegangen. Dass Kevin Volland bei der Fußball-WM in Brasilien dabei sein würde, hatte vor ein paar Wochen kaum ein Experte im deutschen Fußball erwartet – wie übrigens aber auch nicht bei Kramer, Ginter oder Durm, die aber nun tatsächliche dem deutschen WM-Kader angehören.
Dass aber ausgerechnet der Hoffenheimer Angreifer beim letzten Streichkonzert den Sprung in den endgültigen Kader verpasste, ist dann doch bemerkenswert. Das liegt weniger an den einzigartigen Eindrücken, die Volland hinterlassen hätte, sondern an seiner fast einzigartigen Rolle.
Deutsche Nationalelf : WM ohne Schmelzer, Volland und Mustafi
Volland war der letzte gelernte Stürmer neben Miroslav Klose im Aufgebot. Nun wird das Land, das einst einen „Bomber der Nation“ hervorbrachte, den als einzigartigen besungenen Rudi Völler, den blondwehenden Klinsi und den Golden-Goal-Boy Bierhoff mit einem einzigen, bald 36 Jahre alten Angreifer in das WM-Unternehmen starten.
Volland hat bei seinem Länderspiel-Debüt im Mai gegen Polen tatsächlich keinen überzeugenden Eindruck hinterlassen, und über die Trainingseindrücke im Passeiertal lässt sich angesichts der geschlossenen Einheiten nur spekulieren. Dass Löw den Hoffenheimer beim Testspiel am Sonntag gegen Kamerun keine einzige Minute spielen ließ, wurde jedoch nicht als Misstrauensvotum verstanden.
Aber da hatte der Bundestrainer sein Streichurteil offenbar schon gefällt – genauso wie beim angeschlagenen Dortmunder Marcel Schmelzer und dem unbeschriebene Shkordan Musatafi, die in Mönchengladbach ebenfalls nicht zum Einsatz kamen.
In keinem anderen Mannschaftsteil ist das Team nun so dünn besetzt wie im Angriff, wo der Name Miroslav Klose in Brasilien ganz alleine auf der Nominierungsliste stehen wird. Dem alten, leicht abgewandelten WM-Gassenhauer „Ohne Stürmer fahrn wir zur WM“ ist die deutsche Auswahl nun so bedenklich nah wie noch nie in ihrer langen Geschichte gekommen.
Und da auch von Klose seit Tagen, Wochen und Monaten in der Nationalmannschaft nichts zu sehen ist, taucht tatsächlich die Frage am brasilianischen Horizont auf: kann man auch ohne Stürmer Weltmeister werden? Gegen Kamerun kam Klose nach seiner von Verletzungen geprägten WM-Saison ebenfalls nicht zum Einsatz, nicht gerade ein gutes Zeichen für den Zustand des Unverwüstlichen, der doch dringend Spielpraxis benötigt.
Die Zeichen stehen derzeit also nicht auf Sturm. Die umstrittene falsche Neun hält Löw offenbar für den richtigen und bevorzugten Weg. Dass ihm bei fehlendem Erfolg die Namen Stefan Kießling und auch Max Kruse, die erfolgreichen Angreifer aus der Bundesliga, unter die Nase gerieben werden, dürfte Löw nicht überraschen.
Auf Gomez, ohnehin nicht sein bevorzugter Stürmertyp, hatte der Bundestrainer frühzeitig verzichtet, weil er nicht mehr daran glaubte, der klassische Stoßstürmer würde noch in Form kommen. Die Brechstange nimmt der Bundestrainer also nicht mit nach Brasilien. Ob es der richtige Weg ist, muss sich noch zeigen. Dass es Löws ganz eigener Weg ist, steht jetzt schon fest.