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Appell an Russland : Bundesregierung fordert WM-Visum für Seppelt

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Hajo Seppelt bekam von Russland kein Visum für die WM 2018. Bild: AP

Russland verweigert Hajo Seppelt, der zur Aufdeckung des Doping-Systems dort beitrug, das Visum zur Einreise für die Fußball-WM. Nun schaltet sich die Bundesregierung mit deutlichen Worten ein.

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          Die Bundesregierung hat die russische Regierung aufgefordert, dem ARD-Dopingexperten Hajo Seppelt die Einreise zur Fußball-Weltmeisterschaft zu ermöglichen. „Wir halten diese Maßnahme der russischen Behörden, Herrn Seppelt das Visum für ungültig zu erklären, für falsch“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. „Wir appellieren an die russische Staatsführung, diesem deutschen Korrespondenten die Einreise zur Berichterstattung über die Fußball-WM zu ermöglichen.“

          Auch der Fußball-Weltverband Fifa sollte sich für die Visa-Erteilung an Seppelt „mit allem Nachdruck“ einsetzen, forderte Seibert. Die freie Berichterstattung über die Weltmeisterschaft müsse gewährleistet werden. „Wir sind der Überzeugung, es stünde Russland als Gastgeber schlecht an, wenn es so offensichtlich die Presse- und Meinungsfreiheit vor den Augen der Welt beschnitte.“

          Spielplan der Fußball-WM 2018 in Russland

          Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts ergänzte, die Bundesregierung setze sich „nachdrücklich dafür ein, dass diese Entscheidung revidiert wird“. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) ließ über einen Sprecher erklären, er habe keine konkreten Reisepläne für einen Besuch der WM. Der Sprecher verwies auch auf Interviewäußerungen Seehofers, dass Sport nicht für politische Zwecke missbraucht werden solle – weder von Gästen noch vom Gastland. Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) bezeichnete die Visumsverweigerung als „nicht hinnehmbar“. Er setze in diesem Zusammenhang auf das Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Russlands Staatschef Wladimir Putin am Freitag in Sotschi, sagte Hans der „Saarbrücker Zeitung“ vom Montag. Ein genereller WM-Boykott durch die Politik sei aber „zum jetzigen Zeitpunkt überzogen“.

          Die SPD-Bundestagsfraktion forderte den Deutschen Fußballbund (DFB) auf, sich als „Schwergewicht im Weltfußball bei der Fifa für einen freien Journalismus“ einzusetzen. Die Fifa selbst habe mehrfach betont, welch hohen Stellenwert die Pressefreiheit für sie habe. Daher müssen die Fifa-Funktionäre ihren Einfluss auf die russische Regierung geltend machen, damit Seppelt und alle anderen Journalisten ungehindert aus Russland berichten könnten, erklärte der sportpolitische Fraktionssprecher Detlev Pilger.

          Die ARD hatte am Freitag mitgeteilt, dass das vom SWR für Seppelt beantragte Visum für die Titelkämpfe vom 14. Juni bis 15. Juli für ungültig erklärt worden sei. Der Journalist stehe auf einer Liste der in Russland „unerwünschten Personen“ und könne daher nicht in die Russische Föderation einreisen. Nähere Angaben zu den Hintergründen seien nicht gemacht worden, teilte der Sender mit. Seppelts Film „Geheimsache Doping: Wie Russland seine Sieger macht“ hatte die Aufdeckung des russischen Dopingskandals bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi zur Folge. Dem Journalisten wurde das bereits ausgestellte Visum für die Einreise zur Fußball-WM entzogen. Die WM in Russland beginnt am 14. Juni.

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