Argentinien bei der Fußball-WM : Enzo Fernández bringt den Glauben zurück
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Die Hände zum Himmel: Enzo Fernández nach seinem Treffer für Argentinien Bild: AP
Die Argentinier haben den Schock nach ihrem WM-Auftakt verdaut und wollen nun als Gruppensieger in das Achtelfinale einziehen. Dabei wird es auch auf den richtigen Umgang mit ihrem großen Star ankommen.
Hilfe kommt ausgerechnet von den Brasilianern. Den Brasilianern! Argentiniens fußballerischem Erzfeind. Deren Angreifer Richarlison sprach nach dem Sieg gegen die Schweiz (1:0) über das Spielfeld im Stadion 974, also jenem Ort, an dem Argentinien an diesem Mittwoch gegen Polen (20.00 Uhr MEZ im F.A.Z.-Liveticker zur Fußball-WM, im ZDF und bei Magenta TV) sein entscheidendes Gruppenspiel austrägt. „Der Rasen ist in keinem guten Zustand. Der ist nicht besonders dafür geeignet, wenn man das Spiel machen will“, sagte der Stürmer.
Das konnte man als Hinweis an die Argentinier verstehen, wenn man denn wollte. Oder einfach nur als Zustandsbeschreibung eines Geläufs. Was aber wiederum nicht passen würde zur Hingabe der Argentinier, die alles rund um ihre Mannschaft gern in einen größeren Zusammenhang stellen.
Wobei: Wenn sich Presse und Öffentlichkeit mit so schönen Nebensächlichkeiten wie dem Rasen am Spielort beschäftigen können, kann das nur als gutes Zeichen gelten. Lautstärke und Besorgnis sind deutlich zurückgegangen seit dem 2:0 gegen Mexiko. Es wird wieder geglaubt an diese Mannschaft nach dem Schock zum Auftakt gegen Saudi-Arabien (1:2) und den folgenden, hysterischen Begleittönen.
Emanzipiert sich Argentinien von Messi?
Die ultimative Apokalypse rückt wieder in die Ferne, die Konstellation erscheint günstig. Ein Sieg, und Argentinien steht sicher im Achtelfinale, wahrscheinlich sogar als Gruppensieger. Das wäre allein deshalb wichtig, um in der ersten K.-o.-Runde nicht gleich auf Weltmeister Frankreich zu treffen. Gegen die schied Argentinien vor vier Jahren in Russland aus. Bei einem Unentschieden wäre es schon komplizierter. Dann dürfte Saudi-Arabien auf keinen Fall im Parallelspiel Mexiko besiegen. Auch ein hoher Sieg Mexikos könnte unter Umständen das Aus bedeuten. Also lieber gewinnen und ganz sicher sein.
Dafür vertraut Trainer Lionel Scaloni wohl zuerst den elf Spielern, die auch gegen Mexiko zu Beginn auf dem Feld standen. Einzig Enzo Fernández könnte neu ins Team rücken. Der hatte gegen Mexiko das 2:0 geschossen und damit das erste Tor, das nicht von Lionel Messi erzielt wurde.
Ob es gelingt, sich sportlich mehr vom Kapitän zu emanzipieren, dürfte über das weitere Abschneiden der Argentinier in Qatar entscheiden. Da kommt jemand wie Fernández gerade recht, 21 Jahre jung, bei Benfica Lissabon angestellt und dort unter der Anleitung des deutschen Trainers Roger Schmidt. Die Begeisterung, die Fernández gerade entfacht, ist groß.
So groß, dass er bereits mit Real Madrid in Verbindung gebracht wird. Solche Transfergerüchte sind alles andere als unüblich, erst Recht nicht während einer WM, erst Recht nicht in Zusammenhang mit einem talentierten Spieler. Alles ganz normal. Auch das ein gutes Zeichen aus Sicht der Argentinier.