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100 Prozent Kovac : Belgien ist mein Geheimfavorit

  • -Aktualisiert am

Bild: F.A.Z.

Neben den Favoriten Deutschland, Brasilien, Argentinien und Spanien schaue ich besonders auf ein Team. Die Kritik an Joachim Löw kann ich nicht nachvollziehen. Kein Nationalteam kann auf Gündogan und Özil verzichten.

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          Etwa ein Drittel der Deutschen legen sich bei ihrem WM-Tipp auf die Auswahl von Bundestrainer Joachim Löw fest. So weit gehe ich nicht, aber für mich gehört Deutschland neben Brasilien, Argentinien und Spanien natürlich zu den vier großen Titelfavoriten. Und dann habe ich noch einen Geheimfavoriten ...

          Die durchwachsenen Leistungen, die die deutsche Mannschaft in den letzten beiden Testspielen gezeigt hat, irritieren mich überhaupt nicht. Denn einerseits ist die Trainingssteuerung darauf ausgelegt, dass die Spieler in der ersten Gruppenbegegnung am kommenden Sonntag gegen Mexiko (17.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Fußball-WM, im ZDF und bei Sky) fit sind und ihre Höchstleistung in der K.o.-Runde abrufen. Andererseits sind auch Nationalspieler nur Menschen. Nach einer langen Saison ist es gegen Ende der Vorbereitung ganz normal, dass sie einmal ein bisschen die Seele baumeln lassen und nicht einhundert Prozent geben. Dazu spielt es auch eine Rolle, dass sich so kurz vor dem WM-Start niemand mehr verletzen will. Marco Reus machte diese schlimme Erfahrung ja schon häufiger. Deshalb freue ich mich ganz besonders, dass dieser Weltklassespieler endlich sein Debüt bei einem großen Turnier geben kann.

          Spielplan der Fußball-WM 2018 in Russland

          Wir sollten uns auch nicht davon verrückt machen, dass dem deutschen Spiel zuletzt in der Offensive etwas die Durchschlagskraft und das Überraschungsmoment fehlte. Wenn es zählt, dann gehen die Spieler mit einer ganz anderen Anspannung zur Sache. Die Vorbereitungsspiele werden nun mal von den Außenseitern ernster und wichtiger genommen als von den Favoriten. Das zeigte schon die Vergangenheit. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass jemals eine Mannschaft Weltmeister wurde, die in der Turniervorbereitung alle Gegner vom Platz geschossen hatte.

          Die vereinzelte Kritik an Joachim Löw, an seiner Zusammenstellung des Kaders, kann ich nicht nachvollziehen. Bisher hat der Bundestrainer alles richtig gemacht. Manche vermuteten, er würde bei der Auswahl der Spieler zu viel auf Harmonie achten und weniger auf die Leistung, weil er mit Leroy Sané und Sandro Wagner zwei Spieler aus dem Kader nahm, denen nachgesagt wird, nicht ganz so pflegeleicht zu sein. Aber es ist ja nicht so, dass Löw dafür Lämmchen mitgenommen hätte, die den Ball nicht treffen.

          Der Bundestrainer weiß doch ganz genau, wie schwierig es ist, eine Gruppe über viele Wochen zusammen zu halten. Da versammeln sich Stars, die viel im Leben erreicht haben, die ein gewisses Ego besitzen. Die auch an ihrem persönlichen Erfolg interessiert sind und an einem nächsten großen Vertrag. Diese Einzelinteressen muss er unter einen Hut bringen. Das geht nicht von alleine. Vor allem der respektvolle Umgang untereinander ist ganz entscheidend. Kommt es zum Knatsch, kann es ganz schnell in die falsche Richtung gehen. Aber das ist die große Stärke von Löw. Längst kommt es nicht mehr nur auf Taktik und Kondition an, das Soziale wird immer wichtiger. Und Löw ist sehr empathisch, kommunikativ und spürt Schwingungen. Er hat auch ein gutes Händchen dafür, mal kurze und mal lange Leine zu geben. Denn zu viele Reglementierungen sind auch nicht gut. Die Spieler dürfen sich auf der einen Seite nicht allein gelassen fühlen, weil sie schon auch viel Freizeit haben. Auf der anderen Seite dürfen sie sich nicht eingeengt vorkommen.

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