Regelecke zur WM-Qualifikation : Warum Deutschland auf Italien treffen kann
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Auslosung zur Fußball-WM 2018: die große Team-Jonglage Bild: dpa
Von 52 europäischen Teams qualifizieren sich 13 für die Fußball-WM: Naheliegend wären 13 Vierergruppen. Aber natürlich wird nach einem anderen Modus gespielt. Und auch die Lostöpfe sind eigenwillig zusammengestellt.
Die üblichen Verdächtigen, Joseph Blatter und Wladimir Putin, werden am Samstag in St. Petersburg vor der Zeremonie große Reden halten. Der Fifa-Präsident und der russische Präsident wollen gemeinsam die Vorfreude auf die Fußball-WM 2018 in Russland entfachen. Für Bundestrainer Joachim Löw kommt die Veranstaltung dennoch zu früh. Wenn die Qualifikations-Gruppen zur Fußball-WM 2018 in Russland am Samstag (17 Uhr MESZ) ausgelost werden, beschäftigt sich der Coach des Weltmeisters lieber mit dem naheliegenden Problem, der Qualifikation zur Europameisterschaft 2016. „Priorität hat für uns derzeit das Turnier in Frankreich, die WM ist noch weit weg“, sagte Löw. Oliver Bierhoff tritt dagegen gleich in doppelter Funktion auf. Der deutsche Teammanager agiert auch als Losfee bei der Veranstaltung.

Sportredakteur.
An der Ausscheidung zwischen September 2016 und November 2017 nehmen 52 der 54 Uefa-Nationen teil. Russland ist als Gastgeber für die WM gesetzt, Gibraltar ist kein Fifa-Mitglied und darf daher nicht antreten. 52 europäische Mannschaften wollen also nach Russland, 13 dürfen hin: da wäre es naheliegend, 13 Gruppen mit je vier Mannschaften zu bilden. Die Gruppensieger würden sich qualifizieren, man wäre schnell fertig mit der Affäre.

Doch so sind die internationalen Fußball-Organisationen nicht gestrickt. Warum sich mit sechs Spieltagen zufrieden geben, wenn man auch zehn in den Jahresplan quetschen kann - und noch eine spannende Relegation dazu?
Auch wenn es rechnerisch nicht aufgeht, werden also neun Gruppen ausgelost - sieben mit sechs Mannschaften und noch mal zwei mit nur fünf Teams. Die neun Gruppensieger qualifizieren sich für die WM. Und die besten acht der neun Gruppenzweiten ermitteln in Playoffs die weiteren vier europäischen WM-Starter.
Die Weltrangliste ist maßgeblich
Bei der Zusammensetzung der Gruppen stimmt „gelost“ übrigens auch nur bedingt. Es wird eine Mischung aus setzen und zuordnen vorgenommen: Weil Weltmeister Deutschland als besonders attraktiv angesehen wird, muss er auf jeden Fall in einer Sechsergruppe spielen: wegen der Fernsehverträge, die die maximale Zahl an Spielen fordern. Das gleiche gilt übrigens auch für Frankreich und Italien.
Deutschland ist natürlich in Topf 1 gesetzt, in dem traditionell die stärksten Teams zusammengefasst sind. Dennoch könnte es erstmals in einer Qualifikationsrunde zu einem Duell eben mit Italien oder Frankreich kommen. Denn die beiden früheren Weltmeister sind zwar Zugpferde, aufgrund ihrer schlechteren Weltranglistenposition (Stand Juli 2015) aber nur im Topf 2 eingeordnet. Zwar wird jene Weltrangliste von den Fußballern selbst nicht richtig ernst genommen, von den Funktionären aber umso mehr. Und so kommt es zu einer recht eigenwilligen Eintopfung der Teams:
Topf 1: Deutschland, Belgien, Niederlande, Portugal, Rumänien, England, Wales, Spanien, Kroatien
Topf 2: Slowakei, Österreich, Italien, Schweiz, Tschechische Republik, Frankreich, Island, Dänemark, Bosnien-Herzegowina
Topf 3: Ukraine, Schottland, Polen, Ungarn, Schweden, Albanien, Nordirland, Serbien, Griechenland
Topf 4: Türkei, Slowenien, Israel, Irland, Norwegen, Bulgarien, Färöer, Montenegro, Estland
Topf 5: Zypern, Lettland, Armenien, Finnland, Weißrussland, Mazedonien, Aserbaidschan, Litauen, Moldau
Topf 6: Kasachstan, Luxemburg, Liechtenstein, Georgien, Malta, San Marino, Andorra
Schwierige Gruppen mit Italien oder Frankreich, Polen oder Schweden sowie der Türkei als Gegner aus den Töpfen 2 bis 4 wäre für das deutsche Team also ebenso möglich wie ein leichter Weg mit Bosnien, Albanien und den Färöern als „härtesten“ Gegnern.
Deutschland hat gegen Italien noch nie ein Pflichtspiel in einer WM- oder EM-Endrunde gewonnen, dennoch gibt sich der Bundestrainer betont gelassen: „Es ist nun mal der neue Modus, dass die Weltrangliste herangezogen wird. Wenn es zu solchen Paarungen käme, wären das doch interessante Spiele.“