Fußballskandal : Folgenreiches Foulspiel in Italien
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Luciano Moggi: Bösewicht Nr.1 im Fußballskandal Bild: picture-alliance/ dpa/dpaweb
Die Ermittlungen um Italiens Fußballskandal bedrohen die finanzielle Existenz der italienischen Klubs, vor allem die des bisherigen Vorzeigevereins Juventus Turin, dem der Zwangsabstieg angedroht wird.
Die immer weiter ausgreifenden Ermittlungen um Italiens Fußballskandal und die immer neuen Enthüllungen der Presse bedrohen nun auch die finanzielle Existenz der italienischen Klubs, vor allem die des bisherigen Vorzeigevereins, des Turiner F.C. Juventus. Enttäuschte Fußballfans wenden sich ab von der Sportberichterstattung. Die bisher oft üppig sprudelnden Einnahmen aus Fernsehrechten und Sponsorengeldern sind in Frage gestellt.

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Als der Bösewicht Nummer eins im italienischen Fußballskandal gilt schließlich Luciano Moggi, bis vor kurzem noch Generaldirektor des Vereins und verantwortlich für alle sportlichen Aktivitäten. Ihm wird offenbar inzwischen von den Staatsanwälten unterstellt, er sei der Kopf einer „kriminellen Vereinigung“ gewesen, die in Italien die Fußballspiele und die Meisterschaft zurechtgebogen hat.
Schiedsrichter und Sportjournalisten angewiesen
Alles dreht sich dabei um eine Firma für die Vertretung der Interessen von 200 bis 300 Spielern und um die von 20 Fußballtrainern namens Gea World. Die gehörte dem Sohn von Moggi und der Bankierstochter Chiara Geronzi. Früher waren unter den Aktionären auch noch Sprößlinge von Calisto Tanzi und Sergio Cragnotti, beide ehemalige Konzernchefs und Herren von Fußballklubs (Parma und Lazio), die schließlich im Bankrott endeten. Dem Unternehmen mit einem Beratervertrag verbunden ist auch der Sohn des italienischen Nationaltrainers Marcello Lippi.
Juventus Turin : Fußball-Skandal in Italien
Um den Erfolg dieser Gesellschaft und von Juventus zu begünstigen, soll Luciano Moggi im Hintergrund dienstbare Schiedsrichter für wichtige Spiele ausgewählt haben, die je nach Bedarf „Elfmeter“ übersahen oder erfanden und manchmal damit die Spiele entschieden. Wer sich als Spieler der Gea World anvertraute, konnte offenbar mit Förderung rechnen, wer als Verein die Spieler aufnahm und mit Moggi kooperierte, offensichtlich ebenso. Während andere offenbar bestraft wurden. Selbst Sportjournalisten soll Moggi angewiesen haben, ihre Kommentare und die Darstellungen in Zeitlupe seinen Wünschen anzupassen.
Juventus Turin droht Zwangsabstieg
Weil Juventus Turin - italienischer Meister in der abgelaufenen Saison, im Spieljahr 2004/2005 und 27 Mal zuvor - von den Machenschaften Moggis profitiert haben soll, droht dem Verein nun der Zwangsabstieg zumindest in die B-Liga. Die daraus folgenden finanziellen Risiken haben den Börsenkurs einbrechen lassen. Die Juventus-Aktien haben damit seit dem Börsengang rund 60 Prozent des Wertes verloren.
Um die Gesellschaft - zu 62 Prozent in den Händen der Agnelli-Holding Ifil, zu 7,5 im Besitz von Gaddafis libyscher Investmentholding Lafico und zu 3,6 Prozent in den Händen des mit Moggi zurückgetretenen Chief Executive Antonio Giraudo - ranken sich noch weitere Ermittlungen zum Verdacht auf Bilanzfälschung beim Einkauf und Verkauf von Spielern.
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